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Studierendenheim von Milestone

Carl Johann Holzer

Das Studierendenwohnheim von heute

In Wien entstehen immer mehr Luxus-Apartments für Studierende, die mit den klassischen Studierendenwohnheimen nicht mehr viel gemeinsam haben.

von Carl Johann Holzer

619 Euro - so viel zahlen Studierende pro Monat bei Milestone für ein vollständig möbliertes Einzelapartment. 20m², inklusive Badezimmer und Kochbereich. Die Einrichtung ist sehr geradlinig, hell und eigentlich nicht typisch studentisch. Fitness-, Lern- und Partyraum stehen genauso zur Verfügung wie ein „Resident Manager“, der sich um anfallende Probleme kümmert. Die Milestone Apartments befinden sich direkt am WU-Campus. Erst vor kurzem hat ein zweites Haus eröffnet.

For Rich Kids only?

Aber wer kann sich so eine Luxus-Unterkunft überhaupt leisten? Florian Felder, Pressebeauftragter der Milestone Apartments: „Die Bewohner sind ziemlich jung und stehen meistens noch am Anfang ihres Studiums. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Ländern und zählen eigentlich zu der gehobenen Schicht. Milestone ist einfach ein Premium-Produkt mit einem Premium-Preis und unsere Bewohner legen großen Wert auf schönes Wohnen.“

Studierendenheim von Milestone

Carl Johann Holzer

Auch ein Fitnessraum steht den „Milestonern“ zur Verfügung.

Diese neue luxuriöse Art des Wohnens hat auch einen neuen Namen: Man wohnt nicht mehr im Studierendenwohnheim, sondern in Studierendenapartments. So unterliegen die Betreiber nicht dem Studentenheimgesetz und sind berechtigt, Gewinn zu erzielen. Wer in einem solchen Apartment wohnen will, kann ohne viel Aufwand online buchen und dann auch umgehend einziehen, denn die Zimmer sind bereits vollständig mit hellen Möbeln, Zimmerpflanzen und reichlich Deko eingerichtet.

Pfeilheim als Gegensatz

Ganz so schnell geht es in einem traditionellen Wohnheim nicht. Dort kann man schon bis zu einem Jahr auf ein Zimmer warten. Eines dieser traditionellen Studierendenheime ist das Pfeilheim im 8. Wiener Gemeindebezirk. Dort haben schon manche unsere Väter und Mütter gelebt und studiert. Im älteren Teil sind die Möbel seit einem halben Jahrhundert dieselben und das Pfeilheim selbst längst legendär.

Studentehnheime

Carl-Johann Holzer

Ein Doppelzimmer im neuen Teil des Pfeilheims kostet 350 Euro, ein Einzelzimmer 10 Euro mehr.

Die 26-jährige Publizistik-Studentin Martina konnte im neuesten Teil des Pfeilheims einen Platz ergattern. Sie hat zwar ihr eigenes Zimmer, teilt sich aber Bad und Küche mit einer Mitbewohnerin. Neben der zentralen Lage war für sie der relativ günstige Preis ausschlaggebend für die Wahl des Pfeilheims. Sie zahlt monatlich 350 Euro für ein 15m² großes Zimmer.

Zimmer im Pfeilheim

Carl Johann Holzer

Martinas Zimmer im Pfeilheim.

Preisfrage

Wie in den meisten Studierendenwohnheimen ist auch hier der Preis stark angestiegen. „Seit ich hier wohne wurde der Preis pro Semester um ca. 5 bis 10 Euro erhöht. Durch diese schrittweise Preisanpassung merkt man es nicht so stark,“ so Martina. Ihre Schmerzgrenze wären 400 Euro, darüber würde sie ausziehen.

Die Preiserhöhung wird mit der allgemeinen Anpassung an die Mieten in Wien, sowie mit der Erhöhung der Wasser- und Stromkosten begründet.

Küche im Pfeilheim

Carl Johann Holzer

Küche und Bad teilt sich Martina mit einer Mitbewohnerin.

Jeder fünfte Studierende ist übrigens mit den Mietkosten unzufrieden – das sagt zumindest die Studierenden-Sozialerhebung des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft aus dem Jahr 2015. Auch WG-Zimmer kosten österreichweit mittlerweile durchschnittlich 340 Euro. Am billigsten ist es immer noch in Wohnheimen (durchschnittlich 310 Euro österreichweit). Aus diesem Grund, aber auch wegen der generell schwierigen Lage auf dem Wohnungsmarkt, erfreuen sich Heime großer Beliebtheit, wie Bernhard Wernitznig von der ÖH Wohn- und Mietberatung erklärt.

Wachsende Konkurrenz

Laut Wernitznig bevorzugt das Bildungssystem Kinder aus gehobenen Schichten: „Diese können es sich öfter leisten zu studieren. Das eröffnet wiederum eine Nische am Markt für solche Luxus-Angebote, die den Studierenden ein Komplettpaket bieten, das weit über den Standards der üblichen Studierendenheimen liegt.“

Und diese Nische haben in den vergangenen Jahren immer mehr für sich entdeckt. In Wien werden gerade weitere Luxusheime geplant, etwa an einem 633-Zimmer-Projekt dieser Art im 20. Bezirk.

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