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CC-BY-2.0 / Marco Verch - flickr.com/30478819@N08/

Die Aufdeckerin

Die Aufdeckerin: Kosmetik für den Arbeitsmarkt

Die Aufdeckerin deckt exklusiv für FM4 auf: Das Headquarter von Sozialminister Stögers „Aktion 20.000“ ist ein Kosmetikstudio in Wien.

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Die Aufdeckerin

„Die Aufdeckerin“ wird gesprochen und geschrieben von Antonia Stabinger. Sie ist Kabarettistin, schreibt und spielt im Theaterkabarett-Duo Flüsterzweieck.

Heute stürze ich mich mit gnadenloser Genauigkeit in meine neue Aufdeckungs-Causa: Österreichs Arbeitsmarktsanierung. Die Statistiken sind zur Zeit ja weniger sexy. Gerade bei Menschen über 50 schaut es nicht schön aus. Die Parteien wissen: Hier braucht es für die wichtigste Wählergruppe dringend einen frischen Frühlings-Teint!

Deshalb spaziert Sozialminister Alois Stöger mit seinem neuen Projekt mit dem schnittigen Titel „Aktion 20.000“ in die Medienwelt. Hier geht es um die Halbierung der Arbeitslosigkeit aller Über-50-Jährigen. Ein hübsches Ziel! Stöger möchte also 20.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Aber wie? Ganz einfach: Die Gemeinden Österreichs sind dazu aufgerufen, mehr Platz zum Arbeiten zu schaffen. Zum Beispiel schlägt Stöger vor, neue Jobs zu erfinden, wie zum Beispiel Sportanlagen-Betreuung oder administrative Posten im öffentlichen Bereich. Oder schlicht die Öffnungszeiten von Stellen wie Altstoffsammelzentren zu verlängern. Das bringt zwar nicht mehr Altstoffe, aber mehr Personalbedarf. Dass er gerade ein Altstoff-Zentrum als Beispiel für die Arbeitsplatzschaffung für Leuten 50+ nennt, finde ich allerdings frech.

Aber wo wird diese Aktion durchgeführt? In meiner Straße springt mir ein Schild über einem Kosmetikstudio in mein aufdeckerisches Adlerauge. Auf diesem prangt in bunten Lettern: „Aktion 20.000“. Ist das Zufall oder gibt es hier einen geheimen Zusammenhang? Flugs bin ich schon eingetreten. Eine nette Dame begrüßt mich und bestätigt mir ganz unumwunden, vom Sozialminister für die Verschönerung der Arbeitsmarkt-Statistiken engagiert worden zu sein. Aber warum gerade sie? „Wir sind halt die besten im Kaschieren.“, triumphiert sie selbstbewusst.

Hinterhältig gebe ich vor, mich von ihr sanieren lassen zu wollen. Schon liegt ein hübscher Katalog mit den Behandlungsmöglichkeiten vor mir: Spielplatz-Sand-Recherin oder Parkanlagen-Vogelhaus-Bewacherin. Außerdem werden bald Fahrpläne an Bushaltestellen durch Fahrplan-Auskunfts-Geberinnen ersetzt werden. Und auch ein Hundekot-Sackerl-Spender wird bald ein echter Mensch sein! Aber einen Wermutstropfen gibt es: Die kosmetische Behandlung schaut vorerst hübsch und wie ein echter Beruf aus, hält aber nur maximal zwei Jahre. Dann läuft die staatliche Unterstützung für die Lohnnebenkosten aus. Aber was soll’s, bis dahin wird es eh spätestens wieder Wahlen geben.

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