FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Ewige Gemeinschaft

Verhätschelte Sprösslinge und Außenseiter_innen bevölkern Takis Würgers Debütroman „Der Club“. Unter die Lupe genommen werden Männerbünde an Elite-Unis und ihre fragwürdigen Rituale.

von Irmi Wutscher

Buchcover mit Streifen

Kein & Aber

Der Roman „Der Club“ von Takis Würger ist im Verlag Kein & Aber erschienen.

Bei uns gibt es Burschenschaften, in den USA Fraternities und in Großbritannien Clubs oder Societies. Gemeint sind elitäre Männerverbände und Seilschaften mit fragwürdigen Aufnahme- oder Zugehörigkeitsritualen. Beispiel: Mensur-Fechten. Um einen solchen elitären Männerclub an der Uni Cambridge geht es in Takis Würgers Debütroman „Der Club“

„Der Club“ gibt sich von Anfang an geheimnisvoll. In Häppchen bekommen wir innere Monologe gereicht und wir müssen erst einmal herausfinden, wer die Person überhaupt ist, die da denkt. Zentrale Figur ist der Junge Hans: Er ist ein Einzelgänger, kann mit Gleichaltrigen nichts anfangen. Seine große Freude: das Boxen. Als Hans ein Teenager ist, sterben seine Eltern, er wächst im Internat auf. Seine einzige übrige Verwandte ist eine Tante aus England. Sie beordert ihn nach dem Abitur nach Cambridge, um für sie eine geheime Mission zu erfüllen. Diese Mission betrifft den Pitt Club: eine elitäre Männerverbindung, in der es um Trinken, Boxen und Männerfreundschaften geht.

Alle diese Tatsachen werden nicht in einer geradlinigen Story erzählt, sondern in zuerst unzusammenhängenden Puzzleteilen. Erst mit der Zeit fügen sich die Handlungsstränge dann zusammen steuern - eh klar - auf einen gemeinsamen Höhepunkt zu.

Fragwürdige Gemeinschaftsrituale

Das Buch nimmt zum einen fragwürdige Gemeinschaftsrituale von Männerbünden unter die Lupe. Es geht um die selbstsicheren, weißen, reichen Sprösslinge, die schon immer privilegiert waren und denken, alles auf der Welt sei zu ihrem Vergnügen da. Zum anderen zelebriert es die Einzelgänger, die Außenseiter_innen. Hans fühlt sich eigentlich bei keiner Gruppe und niemandem zugehörig, so kann er bei den Gemeinschaftsritualen des Pitt Club mitmachen und sich innerlich gleichzeitig distanzieren. Und zum Schluss ist „Der Club“ auch ein bisschen Thriller – wie viel Macht haben die Mitglieder des Clubs wirklich und was erlauben sie sich dadurch?

Takis Würger

Sven Döring

Takis Würger auf Imgrum

Takis Würger hat aus seinem Buch ein Gesamtkunstwerk gemacht: Der Einband ist mit Leinen beklebt, gestreift in Grau-Blau-Schwarz – den Farben des Pitt Club. Bei Lesungen tritt er mit einer solchen Krawatte auf. In seiner Biografie am Ende des Buchs heißt es, er habe für die Universität Cambridge geboxt und sei Mitglied in mehreren Clubs in der Studierendenstadt – einschließlich einer geheimen Drinking Society und dem tatsächlich existierenden Pitt Club. Wie viel weiß Würger also wirklich über das Wirken dieser Clubs? Das Rätselraten geht auch nach der Lektüre von „Der Club“ weiter.

mehr Buch:

Aktuell: