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Afghan Whigs

Chris Cuffaro / Sub Pop

Der Song zum Sonntag

Der Puls der Nacht

Der Song zum Sonntag: The Afghan Whigs - „Arabian Heights“

von Philipp L’heritier

Die Afghan Whigs haben sich eine eigene kleine Nische erspielt, indem sie nie so recht dazu gehört haben. Nicht einmal zu den Nichtdazugehörern und den Danebenstehern.

Damit hat die Band aus Cincinnati auch immer gern kokettiert. Anfang der 90er-Jahre nach dem Nirvana-Boom und im Zuge des allgemeinen Hypes um Grunge und Alternative Rock sind die Afghan Whigs zu einigem unwahrscheinlichen Ruhm gelangt: Hier wurde der übellaunige, wohlstandsverwahrloste Garagenrock des jungen weißen Mannes mit Einflüssen von Soul, Funk und Jazz gemischt. Zu langen Haaren trug man hier nicht Holzfällerhemd, sondern schlecht sitzenden Anzug mit breitkragigem Hemd. Das hat nicht immer gut ausgesehen. Und man hat es gewusst.

Von Schmerz und Untergang

Frontmann und Mastermind Greg Dulli gab dazu den vom Whisky und Heroin geküssten Loungesänger in Turbulenzen, er sang Lieder vom Schmerz und vom Untergang, von der verdorbenen Liebe und dem vergifteten Leben. „Gentlemen“, das 1993 erschienene, vierte Album der Band, ist hinsichtlich der Mischung von Styles und Sounds, Posen und Positionen, Themen, Schmalz und Galle ein ewiggültiges Meisterwerk.

Nach diversen Zerwürfnissen und Neustarts, soliden bis egalen Platten wird im Mai über Sup Pop unter dem Titel „In Spades“ das achte Album der Afghan Whigs erscheinen. Die zweite Vorabsingle zur Platte zeigt die Gruppe in alter, trauriger, zerrissener Form. Wieder mit ordentlich Sprit im Tank.

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  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Jedoch: So tanzbar wie in dem Stück „Arabian Heights“ ist diese Band nie gewesen. Der Track wird vom Rhythmus durch die Nacht getragen: ein Groove, geboren aus Krautrock-Motorik und dem psychedelisch durchgeschütteltem Manchester Rave der Stone Roses.

Dazu wird aber natürlich nach wie vor gerockt. Im Rock-Sinne. Die Gitarre heult und weint. Auch Meister Greg Dulli tut das. Wie gewohnt mit der Grandezza des gekränkten Verlierers, der noch mit dem letzten Stolz ringt und dem das Blut aus der Seele läuft.

Explosion und Zerbrechen

Er hat wieder einmal die Wahrheiten entdeckt: "„Love is a lie, like a hole in the sky, then you die“. Die titelspendenden „Arabian Heights“ werden nicht genauer erklärt. Vielmehr geht es in dem Song wieder einmal um den Sex und den Körper, das Fleisch, das Herz, die Explosion und das Zerbrechen - in 300 alten und neuen Bildern, belebt von eisigem Wind und dampfender Sehnsucht. Der Tanz auf den Ruinen der Leidenschaft, der Schweiß der Nacht, es tut so gut.

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