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Aktueller Musiktitel:

Joe Goddard

Marc Sethi

Artist of The Week

Das große Herz für die Musik

Joe Goddard, einer der Köpfe der englischen Softboys von Hot Chip, hat sein zweites Soloalbum veröffentlicht: „Electric Lines“ - ein Blumenstrauß für die Tanzmusik. Der FM4 Artist of the Week. Und: Joe Goddard besucht uns für eine FM4 Radio Session.

von Philipp L’heritier

Die gute alte Geschichte vom coolen Wissen und vom wilden Stilpluralismus. Man hat sich daran gewöhnt. Keine Mauern, eh klar.

Man kann das aber ausnahmsweise einmal so sagen: Joe Goddard ist ein bunter Hund, im besten Sinne. Der englische Musiker, Produzent und - nicht zuletzt - Sänger ist in vielen Welten daheim.

Mit seiner Hauptband Hot Chip liefert er seit über 15 Jahren die Blaupause für den geschmeidigen Wildstyle. Mit seinen Kollegen schmiedet er, der samtene Brummbär, der er ist, die feinste Hybrid-Musik zwischen Synthie-Pop, Soul aus dem Schlafzimmer, digitalem Folk und freundlichen Kraftwerk-Kinderliedern.

Bunte Linien am Albumcover von Joe Goddard - "Electric Lines"

Domino Records

„Electric Lines“ von Joe Goddard ist bei Domino Records erschienen.

Nicht genug: Mit seinem Duo The 2 Bears verschmilzt Joe Goddard Clubmusik jeglicher Couleur, Dub, Dancehall und so genannte Weltmusiken zu so selten gehörtem Kauderwelsch-Pop.

Auch solo ist der Mann unterwegs: Vielseitiger DJ ist er sowieso, produktionstechnisch hat er sich im Alleingang bislang vornehmlich auf den Dancefloor konzentriert: Sein 2009 erschienenes Album „Harvest Festival“ ist eine weit verzweigte Track-Sammlung, die in den Zonen zwischen Techno, House, Dubstep und UK Garage neue Verbindungen findet und herstellt.

Jedoch: Die Liebe zum Pop lässt Joe Goddard nicht los, das Händchen dafür hat er freilich auch, es muss der große Wurf folgen.

„Electric Lines“ heißt das gerade erschienene, zweite Solo-Album von Joe Goddard. Und dieser Titel will etwas bedeuten. Zum einen spielt der Musiker auf die Verkabelungen all seiner Synthesizer und Maschinen an. Auf weniger technischem Level meint Goddard mit diesen „electric lines“ die Verästelungen zwischen all den Musiken, die er liebt.

Die komplette Popmusik

Goddards Debütalbum „Harvest Festival“ war eine zwar aufregende, aber noch eher beiläufige Zusammenstellung von da und dort entstandenen Nebenbei-Stücken. „Electric Lines“ ist jetzt sein erstes „richtiges“ Album. Hier kommt zusammen, was zusammengehört. Disco und elektronischer Soul, House, Pop und die große Sehnsuchtsballade, auf die Bassdrum geschnallt.

Zwar hat Goddard die Regler in der Hand, doch ganz alleine hat er diese schöne Platte nicht gemacht: Unterstützung kommt von Freundinnen und Freunden, unter anderem Hot Chip-Homie Alexis Taylor. Im Titelstück huldigen die beiden den „electric lines“ und beschwören die Liebe zur Musik und zum Musikmachen. Taylor erzählt mit seinem gläsernen Falsett vom Produzieren und Musizieren, als wäre es der zärtlichste Akt der Leidenschaft: „Make Your Own Music, Let It Bring You To Tears“. Er hat recht. So gestaltet sich das gesamte Album als Lieberklärung an die History und Mystery der Popmusik, vornehmlich im Segment „Dance“ – in allen Düften und Aromen.

Evolution of Dance

Im speziell weichgefederten Eröffnungstrack „Ordinary Madness“ beispielsweise verbeugt sich Joe Goddard gemeinsam mit Sängerin Jess Mills vor Neunziger-Pop-RnB, chromblitzendem Girlgroup-Soul desselben Jahrzehnts und Bubblegum-UK-Garage.

Die Single „Home“ errichtet der House Music eine Kirche, inklusive verpeiltem Disco-Sample.

Das Stück „Lasers“ wiederum ist ein minimalistisches, kalt dystopisch tönendes Stück Oldschool-Electro, dass nach Industrieruinen und Schwefeldampf riecht.

Die Nummer „Children of the Sun“ ist psychedelisch verstrahlte Meditation über elektronischen Krautrock und kosmische Musik aus dem Deutschland der 70er-Jahre, die sich dann zu melodieseligem Trance-Techno aufbäumt.

Und so geht das weiter. Joe Goddard schraubt und schneidet und schnitzt. Klebt aneinander, jongliert und collagiert, eine Abfolge von Styles und Sounds, Dekaden und Partikeln, zehn Stücke, dabei immer mit der eigenen Note versehen, mit dem Ohr immer gut unentschieden zwischen Kopfhörer und Nachtclub, zwischen Sehnsucht und dem harten Rave, und dem Händchen für die catchy Melodie.

Mit Igor Cavalera von Sepultura und Sängerin Valentina, die Goddard schon für den Evergreen „Gabriel“ ihre Stimme geschenkt hat, webt Goddard die verschmuste Kuschelpopnummer „Human Heart“. Das passt schon auch gut, so ein Titel. „Music is the Answer“ nennt sich der bekannte Hit unter lauter Hits. Ein ewiggültiger Slogan, das klingt nach Schmalz, es schmeckt so gut und es ist die Wahrheit.

Der Standard

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Der Standard ist Medienpartner der FM4 Radio Sessions.

FM4 Radio Session mit Joe Goddard

Joe Goddard kommt zu uns und hat sein neues Soloalbum „Electric Lines“ im Gepäck.

Das Konzert findet am Dienstag, 2. Mai 2017, um 20 Uhr im ORF RadioKulturhaus (Argentinierstraße 30a, 1041 Wien) statt. Die 50x2 Plätze dazu werden exklusiv hier verlost, und zwar unter all jenen, die uns folgende Frage richtig beantworten können:

Welchem Kölner Techno-Produzenten hat Joe Goddard 2016 für einen Song auf dessen Album mit seiner Stimme ausgeholfen?

Die Verlosung ist bereits vorbei, die GewinnerInnen wurden per Mail benachrichtigt. Die richtige Antwort war übrigens Michael Mayer.

Ton und Bild

Die Ausstrahlung der FM4 Radio Session findet am Montag, 8. Mai, in der FM4 Homebase ab 19 Uhr statt. Danach wird der Videostream der Session für 7 Tage online gehen und auch für 7 Tage zum Nachhören im FM4 Player stehen.

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