FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Transitmitarbeiter, Putzerei

FM4/Lukas Lottersberger

1. Mai

Tiefdruck am Sozialbarometer

Die aktuelle Sozialbarometer-Umfrage der Volkshilfe zum Thema „Arbeit und Beschäftigung“ zeigt, dass sich 29 Prozent der ÖsterreicherInnen Sorgen um ihren Job machen und dass viele befürchten, Maschinen könnten ihre Arbeit übernehmen.

Von Lukas Lottersberger

Die Volkshilfe betreibt im 21. Wiener Gemeindebezirk einen „Sozialökonomischen Betrieb“ (SÖB). In Kooperation mit einem Staubsaugerhersteller und einem Gaskapsel-Unternehmen sowie in einer Wäscherei werden hier „Transitbeschäftigte“ angestellt. Langzeitarbeitslosen soll durch diese „Transitbeschäftigung“ der Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt ermöglicht werden. Zumindest für zwölf Monate müssen sich diese Beschäftigten keine Sorgen machen, dass sie den Job verlieren.

Umfragedaten Sozialbarometer „Arbeit und Beschäftigung“

n = 1.001 Personen ab 15 Jahren.

Zeitraum: 3. bis 26. März 2017

Schwankungsbreite: +/- 3,1 Prozent.

Laut der aktuellen Sozialbarometer-Umfrage von Volkshilfe und SORA machen sich etwa ein Drittel (29 Prozent) der Arbeitnehmer Sorgen um den Erhalt des eigenen Arbeitsplatzes. Weitaus mehr sind es, die befürchten, dass Arbeitsplätze durch den Einsatz von Automatisierung und Maschinen verlorengehen: 80 Prozent nämlich. Und fast genauso viele sprechen sich für die Einführung einer Robotersteuer bzw. Wertschöpfungsabgabe aus. „Das zeigt, dass die Menschen immer davon ausgehen, ‚betroffen sind die anderen, nicht ich‘“, wertet Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe dieses Ergebnis.

Flexibilisierung: ja, aber wie?

„Erstmals seit längerer Zeit sind die Arbeitslosenzahlen in Österreich gesunken. Aber wenn man genauer hinsieht, ist es leider verfrüht, von einer Trendwende zu sprechen“, meint Erich Fenninger. So gebe es viel zu wenig offene Stellen für die weiterhin vielen Arbeitslosen, gleichzeitig sei aber auch die Langzeitarbeitslosigkeit gestiegen, was man mitunter in den Sozialökonomischen Betrieben der Volkshilfe bemerkt habe.

Will a robot take your job?

Hier kann man nachschauen, wie stark der eigene Job davon bedroht ist, von einem Roboter bzw. einer Maschine übernommen zu werden.

Der Beschäftigungszuwachs im Vergleich zum Vorjahr sei auf mehr „atypische Arbeitsverhältnisse“ - also geringfügige und Teilzeitjobs - zurückzuführen. 79 Prozent der Teilzeitjobs werden dabei von Frauen getragen. Und laut dem Sozialbericht des BMASK arbeiten insgesamt rund die Hälfte aller Frauen Teilzeit.

Seit Jahren sinkt der Anteil an Vollzeitstellen. Die Wirtschaft brauche flexible Arbeitskräfte, lautet meist das Argument. Flexibilisierung werde zwar häufig auch von den ArbeitnehmerInnen gewünscht, sei aber nur sinnvoll, „wenn ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen einen Kompromiss finden“, meint Fenninger. Die gewünschte Flexibilität sei unter „normalen Arbeitsbedingungen“ momentan nicht gegeben.

„Neue Arbeitsformen müssen erfasst werden“

Auf die Umwälzungen, die es in den letzten Jahren am Arbeitsmarkt gegeben hat, müsse die Politik endlich reagieren. Fenninger betont, dass atypische Arbeit nicht zwangsläufig negativ zu bewerten sei, jedoch seien diese Beschäftigungsformen in vielen Aspekten Normalarbeitsverhältnissen schlechter gestellt.

So sollten atypische und „neue Arbeitsformen“ arbeits- und sozialrechtlich besser erfasst werden, heißt es bei der Volkshilfe. Um das Risiko der Altersarmut zu minimieren, müsse etwa die soziale Absicherung von geringfügig Beschäftigten garantiert weden.

Die Volkshilfe fordert aber unter anderem auch die Einführung einer bedingungslosen Grundpension sowie eine Umverteilung von Arbeitszeiten. Dort gibt es nämlich viel Platz zwischen zwei Extremen: Jene, die Vollzeit arbeiten, werden häufig zu Überstunden gezwungen, während auf der anderen Seite Tausende weiterhin in Minijobs und somit im Prekariat verharren.

Aktuell: