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Rainer Sigl

A MAZE 2017: Den Underground spielen in Berlin

Das Indie-Games-Festival A MAZE Berlin bleibt sich treu und dem Mainstream fern.

von Rainer Sigl

Sechs Mal hat in Berlin schon das Indie-Games-Event A MAZE stattgefunden, und genau so oft war FM4 schon vor Ort, um von Europas größtem Treffen unabhängiger Games-Entwickler, -Künstler, -Fans und -Denker zu berichten. Und auch im sechsten Jahr ihres Bestehens ist der bunte Treff, im Gegensatz zur zeitgleich stattfindenden Berlin Games Week mit der honorigen Vergabe des Deutschen Computerspielpreises, der schlipsträgerigen Konferenz Quo Vadis und dem etwas straighteren Gamefest, der Paradiesvogel unter den Games-Events des Jahres geblieben.

So soll es auch sein: Gründer und Festivalmacher Thorsten S. Wiedemann will vom Mainstream nichts wissen. „Underground is a way of life. It’s a way of resistance“, wie er in seiner Eröffnungsrede programmatisch vor zahlreich erschienenem Publikum festhielt. Vom 26. bis 29. April stand auf dem schon bekannten Gelände von Urban Spree und Haubentaucher alles im Zeichen jener Spiele, die mehr sein wollen als „nur“ bloße Unterhaltung.

A Maze Festival

Rainer Sigl

Highlight-Vorträge

In diesem Sinne behandelte das umfangreiche Vortragsprogramm auch durchaus auf den ersten Blick spielferne Themenfelder in Gesellschaft, Politik und Kunst. Shawn Alexander Allen sprach über die Geschichte der schwarzen Bügerrechtsbewegung und des Ideals der Gewaltlosigkeit, das sich in vielen Spielen eher als Gimmick, denn als hart erkämpfte einzig mögliche Notwehr präsentiert. Pierre Corbinais stellte die experimentellen Avantgarde-Literaten der Gruppe OuLiPo als Proto-Gamedesigner der Sechzigerjahre vor und das britische Gamesindustrie-Urgestein Mel Croucher erzählte von den Herausforderungen, in den 80er-Jahren, weit vor dem kommerziellen Erfolg - und Ausverkauf - Spiele zu entwickeln, um nur drei Highlights zu nennen.

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Wie schon in den Jahren zuvor war auch Virtual Reality als endlich greifbare Zukunftstechnologie Thema, und das nicht nur in zahlreichen Workshops und bei den spielbaren Exponaten der Games-Ausstellung: Paolo Pedercini, streitbarer linker Games-Entwickler, Gamedesign-Professor und Aktivist, rief dazu auf, nicht dem sich mit dem Kauf von Oculus Rift in VR drängenden Riesen Facebook das Feld zu überlassen: „Lets make VR dangerous again so the normcore Facebook crowd and investors stay out!“

Pedercini

Rainer Sigl

Paolo Pedercini

Komm spielen!

Über 200 Spiele gab es im Verlauf der A MAZE zu bestaunen , die für die insgesamt sechs Awards nominierten 25 Spiele sowie 12 „Honorable Mentions“ waren als Teil der fixen Exhibition an allen Festivaltagen zum Ausprobieren und Selberspielen verfügbar. Dabei reichte die Palette von klassischen Spielerlebnissen am Monitor über VR bis hin zu auch mal recht bizarren Einzelstücken und Experimenten.

Mit denen lässt sich auch das Publikum begeistern: Den von den Besucherinnen und Besuchern der A MAZE vergebenen „Audience Award“ durften sich am letzten Abend bei der Preisvergabe dann auch die zwei Wiener Josef Wiesner und Jonas Bohatsch für ihr großartiges Turntable-Arcade-Spiel „VinylOS“ einstecken. Bei diesem bedient man einen DJ-Turntable, auf den das Spiel projiziert wird, per Scratching wird gesteuert. Auch das österreichische Team von Goldextra war für „The Fallen“, ein narratives Experiment mit den Mitteln des First-Person-Shooters, bis ganz zum Schluss mit im Rennen um den Hauptpreis „Most Amazing Game“ - der ging dann aber doch an David OReillys Ausnahmespiel „Everything“.

A Maze Festival

Rainer Sigl

Spannende Zeiten

Spiele als politisch und gesellschaftlich relevantes Medium, VR als Möglichkeit, eine absolut neue Kunst zu schaffen - die A MAZE hat durchaus den Anspruch, nicht nur die Gegenwart, sondern eine mögliche Zukunft zu zeigen und mitzugestalten. „We are the generation that can change the industry“, wie Thorsten S. Wiedemann nicht ohne Pathos auch am Abschlussabend betonte. Die A MAZE ist hingegen im sechsten Jahr ihres Bestehens so geblieben, wie sie ist: verspielt, alternativ, bunt und enthusiastisch. Und das ist gut so.

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