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Christian Kern

APA/GEORG HOCHMUTH

Die Aufdeckerin

Die Aufdeckerin - Kernblues

Die Aufdeckerin therapiert den Bundeskanzler und enthüllt den weichen Kern.

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Hurra, endlich wieder Wahlen! Zum Glück ist die Koalition endgültig gescheitert. Während ich mir den 15. Oktober im Kalender rot einringel, höre ich die Opposition von “Obstruktion” sprechen, derweilen wünscht Kern sich “lebendigen Parlamentarismus” und keinen Brandstetter, während Kurz selbigen als Vizekanzler durchdrückt. Wie es dem Kern als Chef dieser mittelguten Telenovela wohl gehen mag? Ob er trotzdem sein Ein-Jahres-Bundeskanzler-Jubiläum feiert? Das muss sofort aufgedeckt werden.

Die Aufdeckerin

„Die Aufdeckerin“ wird gesprochen und geschrieben von Antonia Stabinger. Sie ist Kabarettistin, schreibt und spielt im Theaterkabarett-Duo Flüsterzweieck.

Wie erwartet bekomme ich keinen Termin beim Bundeskanzler. Das tut meiner Mission aber noch lange keinen Abbruch: So schnell kann ich selbst gar nicht schauen, da stehe ich schon im Vorzimmer von Kerns Büro. Aber was ist das? Ein emsiger Assistent hackt tüchtig in seine Computertastatur. Kein Hindernis für die gnadenlose Aufdeckerin! Geschmeidig wuchte ich mich auf meinen aufdeckerischen Bauch und robbe lautlos vor seinem Tisch vorbei. Als er gerade wegschaut, strecke ich mich nach der Klinke zu Kerns Büro, die Tür schwingt auf, und schon bin ich drin.

Das Bild, das sich mir nun bietet, verstört mich jedoch großräumig. Hinter dem potenten Schreibtisch sitzt ein Mann in seinem Anzug wie ein Häuflein elegantes Elend. Gerade schnäuzt er sich geräuschvoll, ich bleibe verloren in der Tür stehen. Als er mich bemerkt, das Taschentuch noch lose in der müden Hand, erhellen sich seine Augen. Ich setze mich. Sofort beginnt er zu erzählen. Er hätte geträumt, dass er in die Küche gekommen sei und da sein Plan-A-Häferl in kleinen Scherben am Boden gelegen wäre. Seine Augen füllen sich mit politischen Tränen. Was soll ich bloß tun?

Nichts wäre mehr wie es war, sagt er und seine sonst so solide Stimme erzittert. Die neue Generation mache ihn total fertig, ständig diese Respektlosigkeit und der Größenwahn. Spricht er da gerade über seine Kinder? „Das ist die Pubertät.“, analysiere ich flugs. Wie mindestens ein Niagarafall spricht er aber schon weiter: “Es kommt mir vor, als würd ich die Weichen umstellen, und der Zug fahrt trotzdem in die gleiche Richtung. Ich sag: Keine Neuwahlen. Niemand hört mich. Ich sag: Kein Brandstetter. Wieder nix. Was will der Sebastian bitte noch?”

Also doch nicht die Kinder. Er stockt und schaut mich fragend an. “Was meinen Sie als psychopolitische Beratung dazu?” Meine Hände beginnen zu schwitzen. “Wissen Sie, ich bin eigentlich-” “Ihr Rat!”, fordert er bundeskanzlerhaft. In diesem Moment wird mir gestochen klar: Jetzt muss ich etwas sagen, das dem armen Mann Hoffnung gibt und zugleich eine Sprache verwendet, die ihn emotional abholt. Ich hole tief Luft. “Machen Sie sich keine Sorgen. Dieser Zug wird nur als Kurzzug geführt.”

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