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The National

Der Song zum sonntag

Times are a-Changin’

Der Song zum Sonntag: The National - „The System Only Dreams in Total Darkness“

Von Philipp L’heritier

Wenn in einem Lied das Wort „System“ auftaucht, dann kann man es vermutlich „politisch“ nennen. Wir sind dagegen. Es funktioniert nicht, es läuft falsch in diesem System. Schweinesystem.

Im September wird unter dem Titel „Sleep Well Beast“ – wieder einmal über das verlässliche Traditionslabel 4AD – das siebte Album von The National erscheinen, die erste Vorabsingle trägt den komplizierten und kryptischen Namen „The System Only Dreams in Total Darkness“. Die ursprünglich aus Cincinnati, Ohio stammende, längst schon in Brooklyn angekommene Gruppe The National macht hier ein paar Dinge anders als gewohnt.

Bevorzugt singt Frontmann Matt Berninger üblicherweise in der Rolle des Verzweiflers, des Gebrochenen und zynischen Romantikers von dunkler Rotweinmelancholie und Kaminfeuerweltschmerz. Oft geht es um Abschiede, die sinnlose Sehnsucht, das Verblassen der Liebe – und dann doch auch immer wieder um die Hoffnung und das Glühen.

Um die Liebe geht es in dem Stück „The System Only Dreams In Total Darkness“ nur bedingt. Viel mehr um den Wandel der Welt um uns herum - während wir geschlafen haben. „We are in a different kind of thing now“, singt Matt Berninger und „I can’t explain it – any other way“.

Freilich spielt der Song ohne Scham und überdeutlich auf die aktuelle politische Lage in den USA, auf das kaputte System und das dunkle Imperium an. Kann dann aber eben doch auf kleinerer Ebene als Kommentar zu Privatbeziehungen zwischen zwei Menschen gelesen werden. Es kommt ein neuer Morgen und unmerklich, nach und nach haben sich die Verhältnisse ein wenig verschoben.

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  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Es ist ein Song, in dem Unverständnis und Resignation mitschwingen, in dem aber doch auch noch der Wunsch zum Weitermachen und zum Kampf funkeln.

Dafür, dass „The System only Dreams In Total Darkness“ – mit nur wenigen Textzeilen – finstere Themen umkreist, ist es nachgerade tanzbar, ja, funky. Teils gar elektronisch, dezent mit Bläsern akzentuiert, fertig, erschöpfte Dark Disco aus der Garage, es gibt ein schäbiges, scharfkantiges Gitarrensolo.

Drummer Bryan Devendorf treibt das Lied subtil voran, es geht weiter. Die Zeiten ändern sich, Umbruch, es kommt eine neue Seltsamkeit.

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