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Documenta Athen

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Wohin auf der documenta in Athen?

Welche Orte man bei einem documenta-Besuch in Athen zumindest in Erwägung ziehen sollte

Von Lukas Tagwerker

Alle fünf Jahre zeigt die documenta , wohl die größte Kunstausstellung überhaupt, in der hessischen Stadt Kassel in welche Richtungen sich die Gegenwartskunst bewegt. Erstmals in ihrer Geschichte findet die Großausstellung heuer an einem zweiten Ort statt: in der griechischen Hauptstadt Athen.

An über 40 Orten trifft die Kunst auf den vom „finanziellen Totalitarismus“ der EU-Gläubiger in Mitleidenschaft gezogenen Stadtraum. Ausstellungstitel und Ticket-Preise richten sich nicht an die Öffentlichkeit vor Ort, sondern an ein internationales Publikum.

Learning from Athens

Darüber, was von Athen gelernt werden kann, gibt es in einer Homebase spezial am Mittwoch, 24.5. mehr zu hören.

Hier möchte ich einen kurzen Überblick über die Orte geben, die man bei einem documenta-Besuch in Athen zumindest in Erwägung ziehen sollte.

Das Parlament der Körper

Weil die Parlamente der Demokratie in Ruinen liegen – so documenta-Theoretiker Paul Beatriz Preciado – brauche es ein neues Parlament ohne Stellvertreter und ohne Staatsbürgerschaft. Im Parko Eleftherias, dem Freiheitspark in Athen hat das Theorie-Programm in einem Gebäude neben dem Museum des antidiktatorischen Widerstands eine Art performativen Think Tank installiert. Der italienische Denker Franco Berardi hat hier z.B. drei Tage lang über die Zerstörung Europas diskutiert.

Der Raum, den die griechische Militärjunta 1964 bis 1967 dazu nutzte, ihre GegnerInnen zu foltern, beherbergt nach und neben den Live-Veranstaltungen eine wachsende Bibliothek und ein schönes Video-Archiv, in dem Lektüre-SpenderInnen über ihre Lese-Empfehlungen referieren.

Die Musikhochschule Odeion

Dieser moderne Musentempel direkt neben den Ausgrabungen des Gymnasiums, an dem vor 2350 Jahren ein gewisser Aristoteles unterrichtet hat, ist eine Art Fridericianum der documenta in Athen. Im offenen Innenhof des Odeions werkt der Künstler Daniel Knorr und setzt damit eine gleichnishafte Ökonomie zwischen den beiden documenta-Orten in Gang.

Zu den vielen sehenswerten Kunstwerken im Odeion gehört der 18minütige Film des niederländisch-äthiopisch-britischen Künstlers Theo Eshetu „Altas Fractured“.

Skulptur

Theo Eshetu

Still aus Theo Eshetus „Atlas Fractured“

EMST – Nationales Museum für zeitgenössische Kunst

Für den dichtesten Ort der documenta in Athen sollte man sich Zeit nehmen. Auf vier Stockwerken sind die Werke von 77 Künstlerinnen zu sehen. Die kuratorische Zusammenstellung birgt Überraschungen und reiche schlüssige Bezugnahmen. Vom Dach der ehemaligen Bierbrauerei ist im Süden das Meer, im Norden die Akropolis zu sehen.

ASFA – Kunstakademie

In der Hochschule für bildende Künste Athen sind Arbeiten von 26 KünstlerInnen bzw. Kollektiven zu sehen. Darunter die Installation „Experimental Education Protocol, Delphi“ des griechischen Künstlers Angelo Plessas.

Installation

Freddie Faulkenberry

„Experimental Education Protocol, Delphi“ von Angelo Plessas

Benaki Museum

Im Museum des Baumwollmogul-Erben und Kunstmäzens Antonis Benakis sind Werke von 18 KünstlerInnen zu sehen. Darunter Bilder der indischen Künstlerin Nilima Sheikh aus der serie „each night put Kashmir in your dreams“.

Installation

Stathis_Mamalakis

„Each night put Kashmir in your dreams“ von Nilima Sheikh

Neben diesen „Hauptorten“ besteht ein besonderer Reiz der documenta in Athen darin, sich auf die Suche nach weiteren der über 40 „Nebenorten“ zu machen, deren lokale Spezifik künstlerisch bewusst bespielt wird und zu einer offeneren Kunsterfahrung führen kann, als das manchmal in vollgeräumten weißen Hallen der Fall ist.

Archäologisches Museum Piräus

Mit über 12 künstlerischen Werken ist das Museum in der Hafenstadt Piräus bei Athen der größte dieser „off-Schauplätze“.

Galerie Nikos Hadjikyriakos-Ghika

Dieser historische Treffpunkt der Athener Intellektuellen zeigt Arbeiten griechischer und albanischer Künstlerinnen und bietet die Möglichkeit, die jüngere Kulturgeschichte Griechenlands kennenzulernen.

Victoria Square – Elpidos 13

Zwischen dem besetzten Kulturzentrum Green Park und dem von refugees selbstorganisierten Hotel City Plaza hat der US-amerikanische Künstler Rick Lowe in einem seit 13 Jahren leerstehenden Straßenlokal eine „soziale Plastik“ eingerichtet. Workshops, community-Aktionen und eine regelmäßig erscheinende Grätzel-Zeitung sollen Spannungen zwischen den Anwohnerinnen abbauen und dazu beitragen Vertrauen und Gemeinsinn zu stärken.

Straße

Freddie Faulkenberry

Lernen von Athen - aber was? dazu gibt es am Mittwoch, dem 24.5.2017 ab 21 Uhr eine Stunde Homebase spezial.

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