„We’re in the memory making business“
Von Lisa Schneider
Möwengekreische, Sand, Strand, Meer und Musik. Richtig, es war wieder Zeit für das Primavera Sound Festival im Parc del Forum in Barcelona. Statt Regentropfen gab es höchstens Freudentränen, statt Tag und Nacht einfach nur das Motto: Solange die Musik läuft, geht niemand nach Hause.
Das Primavera Sound versteht sich nach wie vor auch als Showcasefestival, weshalb es nicht nur an den drei Kerntagen von Donnerstag bis Sonntag zu feiern galt, sondern auch davor und danach. Über die ganze Stadt verteilt gab es auch heuer wieder ein dichtes Programm mit Panels, Workshops und Podiumsdiskussionen zu aktuellen Fragen im internationalen Musikgeschehen.
Weil das Primavera mittlerweile zu einem der größten Festivals Europas herangewachsen ist, wird auch der Spannungsbogen zwischen den verschiedenen Genres Jahr für Jahr weiter ausgedehnt: „Von Slayer bis Leyya“ hat es Marco Kleebauer (Leyya) schön auf den Punkt gebracht. Da kann es dann schon einmal vorkommen, dass man nach einem tränenreichen „Skinny Love“ von Bon Iver mit düster-apokalyptischem Geschrei von Slayer empfangen wird. Oder aber, dass man sich nach einem pathetischen Set von The XX umdreht und ein Oldschool-Hiphopset von Run The Jewels ins Gesicht geklatscht bekommt. Die richtig gewürzte Mischung eben.
Wir haben Leyya einen Tag am Primavera Sound Festival begleitet. Die Story dazu gibt’s hier.
Hier sind 5 von 100 wunderbaren Erinnerungen aus dem „music memory business“, und gleichzeitig fünf Gründe, sich die Tickets fürs Primavera Sound 2018 schon jetzt zu sichern. Es war in den letzten Jahren nämlich immer restlos ausverkauft.
Glass Animals
... waren umwerfend, weil: „I’ve never danced that hard in my life. I might have looked like an idiot but it was pretty much worth it“, so die Worte eines jungen Mannes, der extra für seine Lieblingsband aus Oxford angereist ist. Sänger Dave Bayley hätte diese Aussage sicher gefallen, schräger und motivierender tanzt nämlich kein anderer Frontman.
Alba Ruperez
„Skinny Love“ von Bon Iver
... war atemberaubend, weil Zauselbart Justin Vernon wie kein anderer die Freudes- in Nostalgietränen verwandelt. Sein riesiges Ensemble, das er für die Live-Umsetzung seines sehr aufwendig gearbeiteten neuen Albums braucht, hat er dafür mal kurz von der Bühne schickt, um diesen Song alleine, in Gitarrenbegleitung, im bleichen Schimmer eines einzelnen Scheinwerferspots zu spielen.
Eric Pamies
Secret Gigs
... waren spannend, weil man nie wusste, welche Band das nächste Überraschungsei parat hält. Mitgemacht haben etwa Mogwai oder Haim, und auch Arcade Fire haben einen heimlichen Auftritt hingelegt. Leider war ich zur falschen Zeit am falschen Ort - und wahrscheinlich finde ich ihren secret gig deshalb noch besser, weil mysteriöser.
Eric Pamies
Mac DeMarcos nackter Drummer
... war erfrischend, weil offenbar mag er es eben gerne luftig.
Eric Pamies
Die Zugabe von Pond
... war mein persönliches Highlight. Und das nicht nur, weil ich wegen des Luxusproblems „Zu viele Lieblingsbands auf einem Festival zur gleichen Zeit“ leider nur mehr zwei Songs ihres Sets erhaschen konnte. Vor gar nicht langer Zeit hat die Band im Wiener B72 gespielt, diesmal haben sie in der späten Nachmittagssonne vor Meereskulisse ihr sehr gutes neues Album – weniger Krautrock, mehr Psychedelik – zum Besten gegeben. Tame Impala, die letztes Jahr dieselbe Bühne bespielt haben, waren damit würdig vertreten.
Sergio Albert
Publiziert am 04.06.2017