FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Festivalradio

Alles außer … ja was eigentlich? Techno, Schlager, Hip Hop, Rock?

Das viertägige Rock in Vienna Festival ist gestartet. Ein paar Gedanken zum Festivalsaison-Auftakt und dem gestrigen Geschehen auf der Donauinsel.

Von Susi Ondrušová

Rock in Vienna:

3. Juni: Kings Of Leon, Silbermond, Grossstadtgeflüster u.a.

4. Juni: Deichkind, In Extremo, Monster Magnet u.a.

5. Juni: Die Toten Hosen, Beatsteaks, Marteria u.a.

Wartezeiten werden auf Festivals oft mit einem „Check-check-one-two-one-two“-Soundtrack belegt, nicht gerade der größte Ohrwurm für die Besucher_innen. Insofern war es die schönste Überraschung bei den ersten beiden Ausgaben vom Rock in Vienna Festival, dass damals die zwei Bühnen recht knapp hintereinander bespielt werden. Wegzeit hatte man auch keine, weil die Stages nebeneinander aufgestellt waren. Einmal nach rechts oder einmal nach links schauen. Dann noch die öffentliche Anbindung und schon hätte das Rock in Vienna das Zeug dazu, in einem Festival-Bequemlichkeits-Ranking in den Top 3 zu erscheinen.

Im dritten Jahr ist das Gelände geschrumpft auf eine Bühne. Laut Veranstalter versammelten sich am gestrigen Eröffnungstag 13.000 Besucher_innen.

Bei den ersten beiden Ausgaben hießen die Headliner Metallica, Muse, Rammstein, Iron Maiden und Iggy Pop. Heuer sind es die Toten Hosen, Deichkind, Kings Of Leon und gestern: Macklemore & Ryan Lewis.

Bilder vom Rock in Vienna Festival

Rock in Vienna / Florian Matzhold

Macklemore & Ryan Lewis

Im Vorfeld mussten sich die Veranstalter viel Kritik der Fans gefallen lassen. Wer ein Early-Bird-Ticket erstanden und den Festivalnamen wörtlich genommen hatte, war enttäuscht, „wie wenig Rock-Bands“ für das Festival tatsächlich gebucht wurden. In den Kommentaren auf Facebook liest man unter anderem:

„Man kann kein Rock Festival ankündigen und dann spielt nur Hip Hop, Popmusik, Ö3 Musik und Kinderpunk. Für mich ist das offensichtlicher Betrug!!“

oder

„Hip hop ist nicht Rock. Auf einem Rock Festival gehört Rock gespielt. Genauso wie auf einem Hip Hop Festival Hip Hop gespielt gehört und auf einem Elektro Festival Elektro. Nur das Frequency darf alles, weil das Frequency ein Alles Festival ist :-D klingt komisch, ist aber so“

und auch:

„2017 Pop in Vienna und 2018 wohl Schlager in Vienna. Danke, ohne mich!“

Das Rock in Vienna Festival war gestern also nichts für Genre-Puristen. Wer seine Scheuklappen zu Hause gelassen hat, konnte sich vielleicht am Stil-Mix von Leftboy erfreuen.

Bilder vom Rock in Vienna Festival

Rock in Vienna / Florian Matzhold

Leftboy

Ohne jetzt aufzählen zu wollen, welche Instrumente zu hören waren (ja, auch eine Gitarre) und wie oft das Wort „Rocknroll“ in seinen Bühnenansagen gefallen ist: Ist Rock nicht auch einfach eine Emotion und Attitude? Soll ein Festivaltag nicht auch eine Reise sein? Wer eine „Band“ sehen wollte - also so gut altmodisch mit Instrumenten -, House Of Pain waren eine Band. Ist es weniger Rock, weil gerappt wurde? Ist es weniger Hip Hop, weil Macklemore & Ryan Lewis ein Red Hot Chilli Peppers Sample zitiert haben? Und welches Jahr haben wir eigentlich? Das Jahr der Vielfalt?

Bilder vom Rock in Vienna Festival

Rock in Vienna / Florian Matzhold

House Of Pain

So könnte man den ersten Festivaltag nach einem Parameter beurteilen, nämlich: Entertainment. Power und so.

Welche der auftretenden Acts schaffen es, die Menschentraube, die sich auf einem Gelände verteilt hat, das für mehrere Zehntausend Besucher_innen angelegt ist, um den Finger zu wickeln? Wer gibt da „oben“ alles an Energie, damit der Funken auf der Wiese überspringt und so etwas wie Stimmung aufkommt?

Nur weil man in der Lineup-Hierarchie ganz oben ist, heißt es nicht, dass man für seinen Applaus und sein Publikum nicht arbeiten muss. Nur weil „ein Hit“ 169 Millionen Views hat, heißt es nicht, dass alle im Publikum mitsingen werden.

Bilder vom Rock in Vienna Festival

Rock in Vienna / Florian Matzhold

Die Besucher_innen haben gestern während dem Auftritt von Macklemore & Ryan Lewis nicht alles gegeben, aber die beiden und ihre Tanz-Entourage auch nicht. Manchmal muss man halt so spielen, als ob einen niemand kennen würde, und muss sich „beweisen“, anstatt sich auf die Kraft eines breiten Grinsers zu verlassen.

Ein Musiker, der das kann, heißt Marten aka Marteria. Wart ihr 2014 auf dem „Alles Festival“, dem FM4 Frequency Festival? Zur Nachmittagsstunde ist Marteria damals aufgetreten. Innerhalb von wenigen Minuten hatte er wie ein Puppenspieler sein Publikum um den Finger gewickelt und es in Atem gehalten. Am Pfingstmontag wird Marteria am letzten Tag des Rock in Vienna auf der Donauinsel auftreten. Nach Clutch und vor den Beatsteaks und den Toten Hosen.

„Ja dann regen sich da wieder Leute auf, dass da Hiphopper kommen bei den Rockern und so. Das ist alles total egal. Es gibt gute Musik, es gibt Scheißmusik!“, meint Marteria im FM4 Interview „Man sollte immer mit der guten Musik gehen und man sollte darauf achten, dass Leute was zu sagen haben und dass man Musik nicht irgendwie pauschalisieren kann, dass sie nicht eingeengt ist, dass sie immer frei ist!“

In diesem Sinne: auf eine spannende Festivalsaison 2017.

Bilder vom Rock in Vienna Festival

Rock in Vienna / Florian Matzhold

Aktuell: