FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Lil Yachte

CC BY 2.0 - Anton Mak - flickr.com/133845401@N05

Lil Yachty der Hip Hop Punk

Der Teenage Rapper aus Atlanta mit einem Faible für’s Nautische bricht mit seinem Mixtape und Auftreten die etablierten Regeln des Hip Hops: Lil Yachty kann nicht Freestylen, Lil Yachtys Bars sind nicht besonders ausgetüftelt gereimt und den Großvätern des Genres erbringt er auch keinen Respekt.

Von Dalia Ahmed

Letztes Jahr veröffentlichte Lil Yachty sein „Lil Boat“ Mixtape und verbreitete damit eine weirde, aber höchst positive Stimmung. Dann erzählt er im Pitchfork-Interview, dass er Biggie für „overrated“ hält und bringt damit nicht nur die Old-Heads gegen sich auf, sondern auch den Notorious B.I.G. Weggefährten P Diddy und den ewiggestrigen J Cole. Der wiederum rappt in seiner „Eyez“ Doku über die „amateur-eight-week rappers / Lil Whatever, just another short-bus rapper,” und bringt seinen Groll gegenüber den “Fake drug dealers turned tour-bus trappers / Napoleon complex, you this-tall rappers / Get exposed standing next to 6’4″ rappers” zum Ausdruck.

Yachty ist das herzlich wurscht. Denn seine gesamte Persona, einschließlich seines Alter Egos „Lil Boat“, sind purer Punk - im Geiste. Der Punk Spirit findet sich in den Momenten wieder, in denen Lil Yachty die gängigen Hip Hop Normen verweigert. Lil Boat ist der Anti-Hero zum aktuell omnipräsenten Trap-Style des Hip Hops. Da darf gesungen, gemurmelt, DIY produziert werden und Jungs dürfen sich auf dem Albumcover küssen. Dadaismus vom Feinsten.

Albumcover

Lil Yachty

Was aber auf dem ersten Mixtape ausgezeichnet funktioniert hat und Lil Yachty eine riesige Fanbase (aka Sailingteam) beschert hat, floppt nun ein bisschen auf seinem heiß erwarteten Debütalbum „Teenage Emotions“. Woran das liegen mag? Vielleicht ist Lil Yachty zu aggressiv positiv und die Welt trotz Lil Bs Vorarbeit noch nicht bereit?

Vielleicht wurde ihm und seinen Kollegen zu schnell zu viel Geld gegeben, aber auch gleichzeitig Druck ausgeübt? Denn „Teenage Emotions“ hat den handgemachten, sympathisch und gewollt stümperhaft wirkenden Charme des 2016er Lil Yachty verloren. Stattdessen klingen die Songs teuer. Und die Kollaborationen teils weit hergeholt. Braucht Lil Boat wirklich ein Diplo Feature am Album?

Dabei hat „Teenage Emotions“ durchaus seine Lichtblicke, zum Beispiel das eingängige und clubtaugliche „Peek a Boo“, gemeinsam mit Migos, oder die absolut weirde 80s inspirierte bombastische Pop-Rock Nummer „Bring it Back“.

Vielleicht hilft der kommerzielle und kritische Misserfolg von „Teenage Emotions“ Lil Yachty aber auch dabei, wieder zur Ursprungsstimmung seines ersten Mixtapes zurückzufinden. Und so wieder an der Spitze der kulturellen Relevanz die „Real Hip Hop“ Dogmatiker mit seinem vermeintlichen Dilettantismus zur Weißglut zu treiben. Dem Hip Hop als Ganzes tut das auf jeden Fall gut.

Und Lil Yachty steuert ja eh schon gegen und sticht dann bald mit neuer Musik in See. Auf Instagram meint er dazu: „All I have to is make it to where my brand hype and music hype equal out [...] I am back in the studio. Working on my next ep. I know what you guys (my fans) liked about the project and didn’t like [...] I’m putting that into consideration.“

mehr Dalia Ahmed:

Aktuell: