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Jlin mit Hoodie

Unsound Productions

Jlin will dir nicht erklären, was du bei „Black Origami“ fühlst

Von Footwork kommend hat die Produzentin Jlin einen abstrakten Sound entwickeln, dem sich jeder selbst nähern sollte.

Von Natalie Brunner

„Black Origami“, was für ein brillanter Name für ein Album. Er ist elegant und man merkt, dass einiges dahintersteckt, nämlich dass Musik für diese Person keine Unterhaltung und keine Berieselung ist, sondern eine Wissenschaft, eine Geheimwissenschaft.

Jlin vertritt eine Haltung im Geiste von Underground Resistance oder Public Enemy. Ihr Sound ist aber schon ganz wo anders. Er ist, fragt man die aus der Industriestadt Gary Indiana stammende Produzentin Jerrilynn Patton in erster Linie abstrakt.

Gary Indiana ist ein hartes Pflaster, viel Industrie, die heute teilweise in Ruinen liegt, war in der Stadt angesiedelt und so hat auch Jlin kurz in einem Stahlwerk gearbeitet.

Gary Indiana ist auch eine Autostunde von Chicago entfernt und somit im Radius von Footwork, einem Nachkömmling von Chicago House. Footwork ist in den 90er Jahren als Musik und Tanzstil in Chicago entstanden, hat die schnellen Rythmen von Chicago House mit Subbass, Rap Samples und Elementen von Drum’n’Bass kombiniert und liegt bei nicht geübten TänzerInnen den Atmen nehmenden 160bpm.

Plattencover von "Black Origami" - ein gefalteter Elefant

Planet MU

Jlins zweites Album „Black Origami“ ist auf Planet Mu erschienen.

Jlin ist mit Footwork aufgewachsen, hat aber ihren ganz eigenen Produktionsstil, den sie mit der visuellen Metapher Origami beschreibt. „Sound kann in so vielen Kontexten verwendet werden, warum limitieren wir uns durch ein Denken in Schablonen, in Kategorien?“, meint sie im Interview.

Vor knapp zehn Jahren begann Jlin zu produzieren und bekam Ermutigung und Lob vom leider 2014 verstorbenen Footwork Pionier DJ Rashad. Durch ihren Track auf der global veröffentlichen Compilation „Bangs and Works“ hat sie das internationale Parkett betreten.

Das erste Jlin Album „Dark Energy“ ist vor zwei Jahren erschienen und für die Musikerin ein abgeschlossenes Kapitel, weil sie so viel darüber gesprochen hat, so oft versucht hat, den Sound zu erklären oder ihn zu beschreiben, dass er begonnen hat, sie zu langweilen.

Sound ist so etwas abstraktes, das Jlin nicht erklären will, weil das die Möglichten unserer Reaktionen darauf limitieren würde.

Auf „Black Origami“, ihrem letztes Monat erschienen Album, hat Jlin unter anderem mit Holly Herndon oder dem Avantgarde-Komponisten William Basinski zusammengarbeitet. „Black Origami“ ist komplex, aber nicht unzugänglich.

Jlin spielt Livesets, deren komplexe Architektur die herkömmlichen Regeln eines DJ Sets suspendiert und zugleich höchst tanzbar ist.

Ende Mai ist Jlin beim Hyperreality Festival im Rahmen der Wiener Festwochen aufgetreten. Ein Interview mit ihr und ein „One Hour of Jlin Mix“ ihres Planet Mu Labelchefs Mike Paradinas war letzte Woche im Rahmen des Hyperreality specials auf La Boum Deluxe zu hören.

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