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Die Band Meute

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Auf den Lorbeeren gechillt

Groß war der Zuspruch zum Springfestival 2017. Aber ist es für ein Partyfestival üblich, dass man die großartigsten Momente schon am frühen Abend erlebt?

Von Maria Motter

Ungewöhnlich für ein Festival für elektronische Musik beginnt das Springfestival. Im Open-Air-Kino im Lesliehof im Joanneumsviertel wird Mittwoch, dem Eröffnungsabend, die Kinodokumentation „Raving Iran“ gezeigt, die seit Monaten auf Filmfestivals weltweit Begeisterung und Bestürzung zugleich hervorruft. „Ja, aber ich finde die Eröffnung total super“, ist eine Springfestival-Besucherin angetan. „Das war echt einmal ein anderer Blickwinkel auf die ganze Musikszene und darauf, wie es in anderen Ländern doch sehr unfrei läuft. Wir vergessen das oft, dass wir das Privileg haben, dass wir einfach so feiern gehen können, wie wir wollen, wann wir wollen und wie lange wir wollen!“

Gefeiert wird dann mit etwas zeitlichem Abstand in der Postgarage. Attila macht den Beginn und muss seine Gäste noch einzeln begrüßen, es ist ein heißer Tag und vor Mitternacht lassen sich die wenigsten blicken. Wer pünktlich ist, geht schnell in den zweiten Floor weiter und dort geht Respekt an Plus & Plus, die unterhalten, bis Ben Ufo im großen Saal loslegt. Ben Ufo würdigt „Raving Iran“ und spielt die vertonte Version von Rumis Gedicht „Man o to“ von Nu, die einem nach dem Anschauen der Doku im Ohr bleibt. Solide wie Ben Ufo spielen dann Modeselektor ein DJ-Set, im Foyer der Postgarage spielen einige Tischtennis und als die Vögel im Sonnenlicht singen, ist die erste Springnacht um.

Publikum

Stefan Leitner

Partysause – im Park chillen – Partysause!

Der Donnerstag, zudem katholischer wie gesetzlicher Feiertag, ist einer der „Pausetage“ beim Springfestival, was ganz gut zur Durchaltestrategie für Tanzfestivals passt, wie mir ein Besucher erklärt: Nach jeder Partynacht wird ein Tag gechillt vor der nächsten Partynacht. Im Stadtpark im Parkhouse legen Puschmann und MOTSA auf. Die Festivalstimmung verteilt sich über die Wiese, weil hier mischen sich Festivalpublikum und ParkbesucherInnen. Im Line-up des Springfestivals finden sich Programmpunkte wie „Kaisers x Schwarzes Herz“, bei einem Standl am Kaiser Josef Markt wird auch aufgelegt, ebenso am City Beach unter der Hauptbrücke, wo aber auch nicht mehr los ist, als an anderen Abenden. Die Hamburger Blaskapelle Meute überraschte manche PassantInnen am Lendplatz. Das „Festivalzentrum“ hat das Spring diesmal im Lokal Blendend, aber de facto steht dort schlicht der Ticket-Counter.

Das Spring hat abgespeckt, das ist aber okay

Das Springfestival ist in seinem dritten Jahr nach der Übernahme durch neue Veranstalter ein deutlich abgespecktes Festival. Die Dancefloors sind relativ dunkel, weil aufwändige Visuals ausbleiben, aber das ist zur Abwechslung einmal recht angenehm. Das Springfestival bespielt nicht mehr alle größeren Locations der Stadt an einem Abend, sondern alternierend die Postgarage und den Dom im Berg. Tickets für etliche Programmpunkte wie die frühabendlichen Konzerte konnten extra erworben werden. Dafür musste man sich als BesucherIn allerdings recht früh und vorab mit dem Programm auseinandersetzen.

Gegen Ben Ufo, Modeselektor, Leni Faki und Luke4000 – im Timetable als „(Seeed DJ)“ ausgewiesen – ist absolut nichts einzuwenden. Die Höhepunkte des Festivals allerdings kommen eindeutig von anderen: HVOB geben Freitagabend ein Konzert ihrer Tour im Orpheum. Tags zuvor haben sie am Sonar in Barcelona gespielt. Wie perfekt wäre es, die Band jetzt unter freiem Himmel, etwa auf den Kasematten zu sehen. Sich in Frühsommernächten in Clubs zu begeben kostet Überwindung, noch dazu bereits um 20:00. Für das Trio sind etliche aus anderen Städten angereist, die nächste Gelegenheit, sie in ihrem Heimatland wiederzusehen gibt es beim Poolbar Festival und im August in der Wiener Arena.

Publikum

Stefan Leitner

Nebel bricht das Licht, es ist sehr heiß und alle feiern HVOB. Die poetischen Momente der Ruhe steigern sich zu Euphorie, Tanz und Jubel. Zurecht. Auch bei Mavi Phoenix am frühen Samstagabend gehen die Hände ohne Aufforderung hoch. Kurz, aber großartig ist der Auftritt der Oberösterreicherin.

Mavi Phoenix ist groß

Wem die Wiederholung eines Schuljahres droht, darf sich an Mavi Phoenix orientieren. Sie ließ sich trotz Enttäuschungen im Schulfach Spanisch nicht von der Sprache abschrecken, „Aventura“ ist einer ihrer Hits, die inzwischen die Setlist füllen. Eine Generation, die Mavi Phoenix und Bilderbuch hat, kann glücklich werden.

Auf Mavi Phoenix folgt am Samstag Crack Ignaz und es reicht, dass er „Swag“ ins Mikro sagt und über die Bühne flaniert, um die anwesende Crowd zu verfolgen. Anglizismen sind angebracht, eine Schularbeit von Crack Ignaz möchte man nicht korrigieren müssen. „Sie haten so fett“, ist ein harmloses Zitat, die Lyrics amüsieren die Fans beim xten Mal, denn auf YouTube sammelt Crack Ignaz Hits für seine gemütlichen Drogen- und Prokrastinationverherrlichungslieder, die sich manchmal sogar reimen.

Weit weniger unbekümmert gibt sich Acid Pauli Stunden später. Off-Schalter, Maus im Laufrad, Waschmaschinentrommel und tickende Uhr wechseln sich in den Visuals ab. Bei der Musik von Acid Pauli, Martin Gretschmanns Club-Projekts, läuft das zum Glück keineswegs so gleichförmig ab. Erleichterung und Belohnung ist das Set fürs Ausharren bei Mollono.Bass. Der Mann ist als DJ einer seiner größten Fans, die Beats-Teppiche wurden gar lang ausgebreitet. Heute ist Mollono.Bass gleich nochmal gebucht, für den Ausklang des Festivals im Parkhouse. Das Springfestival konnte noch einmal auf seinen, in langen Jahren aufgebauten Ruf als Partyfestival setzen. Halten muss es ihn dann 2018.

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