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Mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung

Menschen mit Behinderung sind viel öfter arbeitslos als andere Menschen.

Von Ali Cem Deniz
Text in Leicht Lesen von capito Niederösterreich

Wir berichten aus einem Kopier-Geschäft in Wien im 16. Bezirk.
Es ist gerade sehr viel zu tun.
Ein Kunst-Museum hat Broschüren für eine neue Ausstellung bestellt.
Eine riesige Maschine druckt und schneidet die Broschüren.

Ein Mitarbeiter erklärt Herrn Gerhard Moutvitz, wie man mit der Maschine arbeitet.
Herr Moutvitz ist 32 Jahre alt.
Er arbeitet seit mehr als einem Jahr in dem Kopier-Geschäft.
Er ist für die End-Kontrolle verantwortlich.
Gerhard Moutvitz erklärt:
„Die Arbeit beginnt um 9 Uhr.
Die Aufträge sind immer ganz verschieden.
Wir müssen die Kopien binden oder spiralisieren oder heften.
Jetzt gerade heften wir die Broschüren.“

spiralisieren
Papier-Seiten mit Spiralen zu einem Heft verbinden.

Lange Suche nach Arbeit

Herr Moutvitz hat eine Entwicklungs-Verzögerung.
Er wollte aber selbstständig arbeiten.
Es hat lang gedauert, bis er so einen Arbeits-Platz gefunden hat.
Vorher war er 10 Jahre in einer Werkstätte.
Das sind spezielle Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen.
In Wien besuchen mehr als 4.000 Menschen solche Werkstätten.
Nur wenige von ihnen finden eine Arbeit oder ein Praktikum.
Und sie bekommen nur selten einen Arbeits-Platz mit fester Anstellung.

Regalbetreuer und Kunde

YouTube / Jobwärts

Link zu einem Video von Jobwärts

Warum ist das bei Gerhard Moutvitz anders?
Herr Moutvitz hat an einem Projekt zur Arbeits-Vermittlung teilgenommen.
Der Verein „Jugend am Werk“ hat ihm die Stelle beim Kopier-Geschäft vermittelt.
Am Anfang hat er dort freiwillig mitgearbeitet.
Seine Chefin Siglinde Reiner sagt:
„Wir wollten eigentlich gar niemanden anstellen.
Aber Gerhard war großartig.
Und so haben wir beschlossen, dass wir es mit ihm versuchen.“
Deshalb ist Gerhard Moutvitz jetzt ein Mitarbeiter im Kopier-Geschäft.

Vorurteile und Bürokratie

In der Behinderten-Rechts-Konvention steht:
Menschen mit Behinderung haben das Recht auf einen Arbeits-Platz.
Der Staat Österreich zahlt sogar Geld an Firmen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen.
Trotzdem finden nur wenige Menschen mit Behinderung einen Arbeits-Platz.
Dafür gibt es mehrere Gründe.
Zum Beispiel haben viele Firmen falsche Meinungen über Menschen mit Behinderung.
Oder den Firmen sind die Behörden-Wege zu mühsam.
Diese Unternehmen zahlen sogar lieber eine Strafe an den Staat.

UN-Behinderten-Rechts-Konvention
Vertrag zwischen vielen Ländern über die Rechte von Menschen mit Behinderung.
In dem Vertrag steht, dass Menschen mit Behinderung
die gleichen Rechte haben wie alle anderen Menschen.

Wir besuchen die Luft-Burg Kolarik im Prater in Wien.
Den Betrieb gibt es hier schon sehr lange.
Am Vormittag steht eine Schul-Klasse vor der Luft-Burg.
Das Restaurant erwartet an diesem Tag viele Gäste.
Die Arbeits-Kräfte putzen und kochen.

Tischlerei

YouTube / Jugend am Werk

Link zu einem Video von Prima Donna

Natascha Hofbauer arbeitet seit einem Jahr in der Küche.
Sie ist Küchen-Gehilfin.
Sie macht Palatschinken, sie schält Kartoffeln und sie richtet die Teller an.
Auch Frau Hofbauer war vorher bei Jugend am Werk.

Marianne Kolarik ist die junge Chefin in der Luft-Burg Kolarik.
Sie erzählt:
„Wer Menschen mit Behinderungen beschäftigt, muss sich gut auskennen.
Man muss sich viel Zeit nehmen und diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern.
Manche Firmen sagen, dass das zu viel kostet.
Aber wir denken anders.
Für unser Unternehmen sind Menschen mit Behinderung wichtig und wertvoll.“

FM4 Auf Laut zum Thema:

Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt

Menschen mit Behinderung haben ein Recht auf Teilnahme in der Gesellschaft.
Das gilt für alle Lebens-Bereiche, also auch für den Arbeits-Markt.
Das steht in der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.
Die UN-Konvention gilt auch in Österreich.

In Wirklichkeit verbringen die meisten Menschen mit Behinderung ihre Zeit in Werkstätten.
Diese Werkstätten heißen auch Tages-Struktur.
Viele Menschen mit Behinderung könnten aber mit Arbeit selbst Geld verdienen.

Die Gäste bei Claus Pirschner in FM4 Auf Laut:
Zwei Menschen mit Entwicklungs-Verzögerung und Lern-Schwierigkeiten:

  • Anna Fellner
    arbeitet beim Roten Kreuz in der Speisen-Zustellung
  • Gerhard Moutvitz
    arbeitet in einem Kopier-Geschäft in Wien
    und
  • Sieglinde Reiner
    Chefin von Herrn Moutvitz im Kopier-Geschäft
  • Joachim Hofmann
    begleitet bei Jugend am Werk Menschen mit Behinderung bei der Vermittlung auf den Arbeits-Markt

Inhalte:

  • Integration auf dem Arbeits-Markt:
    Wie ist es wirklich?
  • Was bedeutet eine feste Anstellung?
  • Warum zahlen manche Firmen lieber Strafen statt Menschen mit Behinderungen anzustellen?
  • Warum verzichten manche Firmen auf Geld vom Staat?
  • Wie kann die Gesellschaft Barrieren abbauen?
  • Wie kann es gelingen, dass die Gesellschaft niemand ausschließt?

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