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Der Song zum Sonntag

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Der Song zum Sonntag: Cornelius - „Sometime / Someplace“

von Philipp L’heritier

Diesen Mann gibt es zum Glück auch noch. Cornelius. Geiles Japan-Artefakt, das bestens die mittleren Neunziger-Jahre repräsentiert und nach wie vor funkelt.

Pokemon, Anime, Klischees und geile Sneaker. Das coole Wissen, Hipster-Chic und Nerd-Wear. Labels wie Matador, die Beastie-Boys-Zentrale Grand Royal oder das Avant-TripHop-Flaggschiff Mo’ Wax.

  • Der Song zum Sonntag auf FM4
  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Man kennt den japanischen Musiker und Producer Cornelius für seine kleinteilig zusammengesampleten Collagen, putzig, verspielt, lieb. 60er-Jahre-Soundtracks, Exotika und Bossa Nova, Kinderzimmer-Elektronika, Spacepop, Krautrock, Easy Listening. HipHop-Beats und Philly-Soul.

Cornelius hat es sich in den 90ern mit seinen Platten gut in der Nachbarschaft von Leuten wie Stereolab, DJ Shadow, Mouse on Mars oder Beck bequem gemacht, dabei aber immer auch mit der eigenen verschrobenen, cartoonhaften Note zu strahlen gewusst.

Mit bürgerlichem Namen heißt der Mann Keigo Oyamada, wir wollen ihn aber forthin bloß noch als Cornelius kennen. In der jüngeren Vergangenheit hat sich Cornelius eher im Hintergrund gehalten, hat viele Remixe gefertigt, beispielsweise für Gotye, die Kings of Convenience oder MGMT, demnächst soll nach 11 Jahren Pause endlich ein neues, reguläres Soloalbum erscheinen: „Mellow Waves“ wird die Platte heißen, nicht „Mellow Gold“.

Der zweite Vorbote zum Album heißt „Sometime / Someplace“ und zeigt Cornelius auf der Höhe seiner Kunst, aus dem Pastiche entsteht hier Neues, dabei wirkt der Mann immer bescheiden, wie beiläufig gerade aus dem Bett gestolpert.

Liebliche, abgebremste Wald- und Wiesen-Elektronik und die zarte Folkgitarre, gehauchte, geflüsterte Vocals aus der Hängematte. Was Cornelius da singt, verstehen wir kaum, fast das gesamte Lied ist auf Japanisch. Was man verstehen kann: „Sayonara, bye-bye, adios“.

Es könnte ein Lied vom Abschiednehmen sein. In weichen Wellen dringt es an unser Ohr, in unser Inneres. Eine verbogene Funkgitarre und ein knarziger Synthesizer schleichen sich in den Song. Dann gibt es ein Gitarrensolo, das kracht und quietscht.

Der Song läuft in leisen Schlangenlinien, vieles geschieht, vieles passiert, dabei ist er immer mühelos, federleicht. Musik, die wir, ohne zu verstehen, verstehen. Lounge-Musik für turbulente Zustände.

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