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Roskilde Festivalgelände aus der Luft

Jonas Laurien

Arcade Fire spielen jedes Lied, als ob es ihr erstes, letztes und bestes wäre

Arcade Fire beenden mit einem grandiosen Auftritt das Roskilde Festival 2017.

Von Susi Ondrusova

Den ganzen Freitag über hat es geregnet, alles ist nass, doch am Samstag Nachmittag lässt sich die Sonne endlich wieder blicken, und die Erdmasse beginnt zu glitzern. Das Roskilde Festival nahe Kopenhagen wird mit einem wahren Headliner zu Ende gehen: mit Arcade Fire.

Bis die Kanadier ihr Konzert spielen, dauert es noch. Das Geschehen verlagert sich von den abgedeckten Bühnen nach draußen zu den Biertischen. Vereinzelt sieht man Fans mit Plastiksackerln statt Socken durch das Gelände waten, die Festivalprofis nehmen auch jetzt ihre wasserfesten Überzugshosen nicht ab. Und wer sehr sauber ausschaut, wird verdächtigt, Tageskarten zu besitzen. „No, no, we’re here since Wednesday, but we like to keep clean and presentable!“, sagt ein Besucher. So schlimm wie 2007 ist es ja gar nicht.

Schlamm

Susi Ondrusova

Arcade Fire spielen am 11. Juli live am Ahoi! Full Hit of Summer Open Air. Alle Infos hier.

Es liegen Erleichterung und Entspannung in der Luft, und vor der Hauptbühne versammeln sich schon früh Grüppchen von Fans mit Campingsesseln, um sich einen guten Platz für die Hauptbühne zu ergattern. Die Festivalbesucher_innen müssen sich brav vor dem Eingang zum Wavebreaker anstellen, um ganz vorne mit dabei zu sein.

2007 waren Arcade Fire schon mal auf dem Roskilde Festival zu Gast. „It’s the best liveband in the world!”, meint ein Besucher, der es sich mit seinen Freundinnen und den mitgebrachten Campingsesseln gemütlich gemacht hat und auf den Sonnenuntergang und seine Lieblingsband wartet. Wie oft er die Band schon gesehen hat? „Never! But on YouTube!“

Das hab ich auch gemacht, zur Zeitüberbrückung, und bin wieder mal auf das Livevideo von „Wake Up“ gestoßen. David Bowie singt mit Arcade Fire „Wake Up“

Von Bowie gecovert zu werden, geschweige denn gemeinsam mit ihm ein Lied zu singen, das ist quasi das, was für Schauspieler_innen ein Oscar ist, für Chemiker_innen ein Nobelpreis, der größte Ritterschlag. Geschafft haben es Arcade Fire mit ihrem unglaublichen Jahrzehntealbum „Funeral“. Sie sind danach mit jedem Album nicht nur textlich interessant geblieben, sondern auch musikalisch (mal mit mehr, mal mit weniger Hitpotenzial) und haben sich selbst und ihre Fans immer wieder überrascht.

#MUSIC #arcadefire performing @ #rf17 #headliner on saturday #roskildefestival

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Und sie sind eine Einheit. In Zeiten von Popstar-Fandom und Bands, die über ihr Frontmanndasein aufs Erfolgspodest gehoben werden, sind Arcade Fire durch und durch eine Gemeinschaft, eine Familie, eine Band, bei der das „eingespielt sein“ nur deswegen funktioniert, weil jeder alles gibt. Egal, ob jemand bei Arcade Fire am Bühnenrand oder in der Mitte der Bühne steht. Und ein Mikro haben sie sowieso alle. Sie spielen jedes Lied, als ob es ihr erstes, letztes und bestes wäre. So schaffen sie es, dass beim Konzert keine „Längen“ entstehen. Es gibt die langsameren Lieder zum Durchatmen, aber die sichtbare Spielfreude, mit der sie performen, bleibt immer auf 110 Prozent.

Ihre Setlist am Roskilde Festival ist quasi ein Best-of, bei dem das Publikum auch bei den drei neuen Songs vom noch unveröffentlichten Album sehr text- und tanzsicher war. „We live in such crazy times!“, meint Win Butler.

Auch er konnte in den 90 Minuten Auftrittszeit das Realgeschehen „da draußen“ in der echten Welt vergessen und bedankt sich beim Publikum. Er erinnert daran, dass am gestrigen Tag, dem 1.Juli, „Canada Day“ gefeiert wird und wie absurd das Konzept von „Nationen“ ist.

Arcade Fire var alting, lige nu, hele tiden på Orange Scene. Foto: @jakobdall. #rf17 #roskildefestival #arcadefire @arcadefire

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Am 11. Juli ist übrigens Blueberry Muffin Day, Cow Appreciation Day und World Population Day (Quelle: Internet). Kommt also zahlreich und lasst euch den Auftritt von Arcade Fire auf der Donaulände in Linz nicht entgehen.

Es wird besser als im Internet.

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