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This book hates you

Mit seinen „Hasslisten“ ist Youtuber Michael Buchinger bekannt geworden, jetzt hat er die Anekdoten zu einem Buch verarbeitet. Sein Debüt „Der Letzte macht den Mund zu: Selbstgemachte Gemeinheiten und extrafrische Bösartigkeiten“ erscheint heute.

Von Alex Wagner

Mit Youtube-Stars ist das ja so eine Sache. Wenn sie etwas anderes machen als ihre Youtube-Videos, zum Beispiel einen „Kinofilm“, eigene Pflege-Produkte, Modelinien oder „Songs“ veröffentlichen, dann ist der Aufschrei meist groß und die Kritik deftig. Häufig zurecht. Dann ist von Sell-Out die Rede, und dass die Youtube-Stars für den schnöden Mammon wohl auch ihre Seele verkaufen würden. Dabei vergessen die verprellten Fans oft, dass ihre selbsternannten Influencer durch Schleichwerbung, Produktplatzierungen und Affiliate-Links ohnehin bereits in Löffelchen-Stellung mit dem Kapitalismus kuscheln. Aber von irgendwoher muss das Geld ja kommen, wenn Youtube immer weniger Werbegeld ausschüttet - und Influencer wären nicht Influencer, wenn sie den Einfluss auf ihr junges Publikum nicht hin und wieder mit Produktempfehlungen und Kaufaufforderungen nutzen würden.

Wenn man jetzt aber aus einem Reflex heraus alle Produkte, die von Youtubern stammen, mit dem Label Sell-Out brandmarkt, macht man es sich doch zu einfach. Comedy-Youtuber Michael Buchinger hat für sein Erstlingswerk „Der Letzte macht den Mund zu: Selbstgemachte Gemeinheiten und extrafrische Bösartigkeiten“ zum Beispiel auf einen Moderationsjob im Privat-Fernsehen verzichtet. Gut, aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das frühe Aufstehen nicht für jeden etwas ist.

Sarkasmus ist die beste Selbstverteidigung, und mein Leben ist schöner, seit ich gemein bin.

Buchcover

Ullstein Verlag

„Der Letzte macht den Mund zu: Selbstgemachte Gemeinheiten und extrafrische Bösartigkeiten“ von Michael Buchinger ist bei Ullstein Taschenbuch erschienen.

Wenn man als Youtube-Star ein Buch schreibt, spitzen die Kritiker in den Redaktionen bereits vorab ihre Stifte, der Beißreflex zeichnet sich ab und der Mund schäumt. Ein Buch eines Youtubers schlecht zu finden, ist aber auch ziemlich einfach. PewDiePie hat sich aus der Affäre gezogen, indem er eben kein halbgares Fanservice-Buch herausgebracht hat, sondern „This Book Loves You“ - eine Satire auf Motivationssprüche und Selbsthilferatgeber, die grafisch schön aufbereitet wurde.

Benimmfibel mit ironischem Unterton

Einen ähnlichen Trick macht sich Michael Buchinger in seinem Debüt „Der Letzte macht den Mund zu“ zu eigen. Das Buch ist eine Art Benimmfibel, ein Verhaltensratgeber zur Zeit von Social Media, immer mit einem ironischen Unterton. Also vielleicht sogar eine Satire auf echte Lebensberater-Werke. Kapitel für Kapitel arbeitet Michael Buchinger ab, was er an der Welt und in seiner Umgebung nicht alles hasst, Geburtstage zum Beispiel, One-Night-Stands oder Online-Dating - und das ziemlich witzig formuliert. Am Ende jedes Kapitels gibt es Buchingers Goldene Regeln mit Tipps, wie man sich aus der Affäre ziehen kann.

Wir erfahren in dem Buch, dass man Menschen, die ihren Arm voller Festivalbändchen haben, nicht vertrauen kann, welche Warnsignale es bei Social-Media-Aktivitäten gibt und dass Michael Buchingers Lebensmotto „cool für dich - nichts für mich“ lautet.

Die Anekdoten, die er in seinem Debüt verarbeitet, kommen einem häufig bekannt vor. Es sind Geschichten, die Michael bereits in seinen legendären „Hasslisten“ auf Youtube verarbeitet hat, oder in seinem Blog oder als Kolumne veröffentlicht hat. Und das ist etwas, was man gerne vergisst: Michael Buchinger schreibt seit Jahren, er ist eben nicht nur Youtuber, sein Humor funktioniert auch in Textform.

Widerstehe der Versuchung. Nacktbilder verschicken ist so, als würdest du Tickets zu einem David-Hasselhoff-Konzert verschenken: Man muss sich schon sehr sicher sein, dass derjenige sie wirklich, wirklich will, um ihm nicht auf den Schlips zu treten.

Wem das Nachjagen im Netz und Durchklicken durch Michael Buchingers Veröffentlichungen zu mühsam ist, dem sei das Buch „Der Letzte macht den Mund zu: Selbstgemachte Gemeinheiten und extrafrische Bösartigkeiten“ mit seinen Lebensweisheiten wärmstens empfohlen.

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