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Werbung für 4:44 auf einem Bus in New York

TIMOTHY A. CLARY / AFP

FM4 HipHop-Lesekreis

How to read Jay-Z

Die neue Platte „4:44“ hinterlässt auch über den Gossip hinaus viel Besprechenswertes. Der HipHop-Lesekreis tut genau das sehr ausführlich - und empfielt zudem weiterführende Literatur.

Von Stefan „Trishes“ Trischler

Die mediale Rezeption des dreizehnten Albums von Rapper/Mogul Jay-Z hat sich auf das Zwischenmenschliche gestürzt: Seine wortreichen Entschuldigungen bei Ehefrau Beyonce für wiederholtes Fremdgehen, das öffentliche Coming-Out seiner Mutter Grace und nicht zuletzt auch der ziemlich bullyhafte Plem-Plem-Finger an seinen früheren Schützling und Freund Kanye West. Man kann aus einzelnen Zeilen noch viel mehr kleine und größere Statements herauslesen, beim mehrmaligen Anhören kristallisieren sich aber andere Kernthemen heraus. Ja, es geht viel um Erwachsensein und seine Fehler eingestehen, wobei Israel Daramola sich in einem lesenswerten Essay zurecht wundert, ob die späte Reue fürs viele Scheißebauen wirklich soviel Lob verdient.

Andererseits skizziert Shawn Carter, der neben der Rap-Karriere sein Geld in Basketballteams, Getränkemarken, Immobilien und Kunst investiert hat, auch größflächig seine Vision von einer Art Black Power Kapitalismus. Denn, wie er in The Story Of OJ zu Protokoll gibt:

Financial freedom my only hope
Fuck livin’ rich and dyin’ broke

Mehr Text-Analysen im FM4 HipHop-Lesekreis

Das ist interessanterweise auch ein Statement gegen das Rapper-Prassen mit Geld, das Jay-Z in früheren Tagen ja selbst gerne betrieben hat. Village Voice-Legende Greg Tate nennt das die Politisierung von Jay-Z, GQ-Schreiber Ira Madison sieht darin eher ein Testament des Kapitalismus. Auch Lauren M. Jackson in ihrem Complex-Artikel und Doreen St. Felix im New Yorker zweifeln sanft aber doch an den wundersamen Heilkräften des Spätkapitalismus, drücken Jay-Z aber Respekt für seine menschliche Entwicklung aus.

Die ungewohnt persönlichen Texte von Jay-Z auf 4:44 haben also viele verschiedene Meinungen und jede Menge Diskurs ausgelöst (zur Musik sei der Ordnung halber ein Interview mit Producer No ID empfohlen). Und auch der FM4 HipHop-Lesekreis mit Dalia Ahmed , Natalie Brunner, Mahdi Rahimi, Ole Weinreich und meiner Wenigkeit fand anhand von The Story Of OJ viel zu reden:

FM4 HipHop-Lesekreis: Jay-Z - The Story of OJ

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