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Frauenfußball-EM

Radio FM4 / Martin Blumenau

Frauenfussball-EM

Warum die Fußball-EM der Frauen eine feine Sache wird.

#fußballjournal17

von Martin Blumenau

Weil Österreichs stark verbessertes Team erstmals dabei ist.
Weil es von keiner unrealistischen Erwartungshaltung belastet ist.
Weil die Top-Teams mittlerweile auf hohem Niveau agieren.
Weil der 16er-Modus für ein Turnier einfach ideal ist.
Weil nicht nur Österreichs Team taktisch vielschichtig operiert.
Weil es spannend wird ob Deutschlands Sieges-Serien halten.

The daily blumenau bietet seit 2013 ebenso wie sein Vorgänger, das Journal, regelmäßig Einträge zu diesen Themenfeldern.

Begründungen und Erklärungen dazu gibt es hier im Text. Und Antworten auf entscheidende Fragen zu Themen die das am Sonntag startende Turnier betreffen, über die man im Vorfeld Bescheid wissen sollte. Die da wären:

1) Gibt es spezielle Frauen-Regeln?
2) Dominieren dieselben Nationen wie bei der Herren?
3) Sind gute/große Ligen ein Garant für ein gutes Nationalteam?
4) Warum sind 18 aktuelle oder ehemalige Legionärinnen im ÖFB-Kader?
5) Ist die österreichische Erst-Teilnahme schöner Zufall oder langfristig geplant?
6) Gibt es ein Panini-Album?

Hier die guten Gründe und Antworten…

Von 16. Juli bis 6. August 25 Spiele live in ORF eins und ORF SPORT +, Frankreich – Österreich am 22. Juli zur Primetime in ORF eins

Österreichs Frauen-Team hat letzte Woche Dänemark, die Nummer 15 der Welt, 8. in Europa regelrecht vorgeführt. Bei den Testspielen davor gegen England (5./3.) sowie den Turnierausrichter Niederlande (12./6.) waren die Damen aber chancenlos. Sie sind 24. In der Weltrangliste (14. in Europa).

Und im Gegensatz zu den Herren ist die Hierarchie im Frauen-Fußball recht statisch. Ergebnisse außerhalb des Rankings/Level genießen Seltenheitswert. Vor allem in Pflichtspielen. Und die direkten Gegner um Platz 2 in der Gruppe hinter Frankreich (out-of-reach, 3./2.) sind deutlich besser platziert: die Schweiz (17./9.) ebenso wie Island (19./11.). Okay, die Däninnen sind eine Spur besser, und da war doch das Remis gegen Norwegen (11./5.) und das exzellente bis zur 75. Minute offengehaltene Spiel gegen Europameister Deutschland und das heißt doch eigentlich, dass es doch möglich sein müsste...

Und schon wird spekuliert und sofort stecken Medien/Öffentlichkeit in der Übererwartungsspirale, die den Fußball-Herren bei ihrer Erst-Teilnahme im vorigen Sommer zum Verhängnis wurde: Selbstüberschätzung, Unterschätzung des Turniers per se, Blockade, Absturz.

Nun sah der Plan, der 2011 auf den Weg gebracht wurde (der Kraftakt den Sportchef Willi Ruttensteiner in einem wertkonservativ strukturierten Verband auf sich nahm, Investition in ein Leistungszentrum, die Installierung von Trainer Dominik Thalhammer, der Anschub eines langfristigen Aufbauplans) zwar tatsächlich eine erstmalige Qualifikation für ein großes Turnier für 2017 vor, aber eben nicht mehr.

Die nächsten Schritte heißen: bei der Euro lernen, lernen, popernen, mitnehmen was geht. Und dadurch das Interesse zu steigern, sowohl das von Sponsoren als auch das der Branche und so noch mehr Spielerinnen ins Ausland, in den halbwegs bezahlten Fußball kriegen und die österreichische Liga, die aktuell durch eine Krise geht, aufpäppeln. In jedem Fall ist aber die Etablierung der Stammkräfte in der vorbildhaften deutschen Bundesliga, wo fast alle Damen des Frauschaft-Kerns schon einmal gespielt haben, erstes Ziel.

Thalhammes aktuelles Team ist bis auf ganz wenige Ausnahmen eine U27-Truppe und trotzdem im Kern schon seit 2011 und in großen Teilen seit 2013 zusammen. Im ÖFB-Team herrscht größere Kontinuität als bei den Vereinen.

Und Thalhammer (mittlerweile auch mit eingespieltem full-time-staff) baut seitdem Schicht auf Schicht, im körperlichen wie im mentalen, psychischen Bereich und hat die letzten zwei Jahre mit der Installierung von 3 bis 4 verschiedenen taktischen Variationen verbracht, hat aus einem fitten, pressingorientieren, laufstarken Team eine strategisch enorm flexible Einheit geformt. Die Spielerinnen können aus ihrem grundsätzlichen 4-3-3 jederzeit ausbrechen, eine Dreierkette, eine Fünfer-Abwehr, drei oder fünf Angreiferinnen, Flügeldopplungen etc.

Beim Cyprus-Cup im März etwa probierte Thalhammer in vier Matches ein halbes Dutzend Möglichkeiten aus; unter Vernachlässigung der Resultate – nur Gruppenplatz 3 hinter Schottland (21./12.). Das wird sich bei der Euro dann wohl ändern.

Hier alle wichtigen Links und Seiten:

Die Geschichte der Frauenfußball-EM.

Die aktuelle Weltrangliste.

Ballverliebt.eu sind Österreichs Experten zum Thema. Dort gibt’s auch diese tolle Preview als kostenpflichtiges pdf.

Das Special des ÖFB.

Die Euro im österreichischen und im deutschen Fernsehen.

Die heurige Europameisterschaft ist die erste mit vier Vierer-Gruppen, dem von den meisten Fans als ideal bezeichneten Turnierformat. Bis auf Finnland sind alle historisch bedeutenden Player dabei. Zuletzt hat Deutschland sechsmal hintereinander gewonnen, bei den beiden letzten Weltmeisterschaften wurden sie aber von Schweden, vor allem aber von England und Frankreich ausgestochen. Diese beiden Teams sind die Aufsteiger der letzten Jahre, nicht zuletzt wegen ihrer aufstrebenden Ligen.

Spanien wird aber noch ein wenig brauchen, gilt aber als nächster Kandidat dafür die altgedienten, skandinavischen Frauenfußball-Mächte hinter sich zu lassen: Schweden, Norwegen und vielleicht auch Dänemark sind nur noch Kandidaten fürs Viertelfinale – so wie auch die niederländische Heim-Mannschaft, die sehr turniergezielt aufgebaut wurde.

Also: Level 1 erreichen aktuell Deutschland, Frankreich und England, Level 2 Schweden, Norwegen, Spanien (steigend), die Niederlande und Dänemark (fallend).

Von diesen Top 8 findet sich nur Frankreich in der Österreich-Gruppe: allerdings sind die Teams der nächsten Kategorie (Level 3: Schweiz, Italien, Island, Schottland und Belgien) stärker einzuschätzen als die Außenseiterinnen aus Österreich und Russland. Wirklich abfallen wird vielleicht Portugal, das sich ein bisschen versehentlich qualifiziert hat.

Außerhalb von Europa spielen die USA, Japan und Kanada auf Level 1, Brasilien, Australien, China und die beiden Koreas auf Level 2. Beim Frauen-Fußball ist es also eher wie beim Eishockey, wo sich die Hierarchien nur ganz langsam verschieben und verändern – die schnelllebige Fluktuation des Herren-Fußballs greift hier nicht.

Insofern wäre ein weiterer deutscher Turniersieg nur logisch. Sechs Titel seit 1995, acht insgesamt, davor waren viermal die Skandinavierinnen dran. Außerdem hat Deutschland diesen Sommer bereits die U21-Euro und den Confederations-Cup der Männer gewonnen - allerdings nicht die U20-WM (England) und die U19 Euro (da trifft England im Finale auf Portugal). Apropos Nachwuchs: Deutschland holte zwei der letzten vier U20-WM-Titel. drei der letzten vier Titel der U17-Euro (2015: Spanien). Nur bei der U19 lässt man seit 2011 aus (letzte Sieger: Frankreich, Schweden, Niederlande).

Allerdings haben die Deutschen gerade einen radikalen Philosophie-Wechsel hinter sich. Nach der langjährigen, in Routine und teilweise öden Zweckfußball erstarrten Ära von Silvia Neid hat die polyglotte Steffi Jones mit einer Art Klinsmann/Löw-Konzept übernommen und forciert die spielerischen Fähigkeiten ihrer zahlreichen Talente. Den alten deutschen Stil kann man bei der Schweiz unter Martina Voss sehen.

Aufpassen sollte man auf die Sprinterin Shanice Van de Sanden und Vivianne Miedema aus dem Gastgeberland, die Norwegerin Ada Hegerberg, die deutsche Superachse mit Schult – Peter – Däbritz - Maroszan – Mittag, das schwedische On/Off-Pitch-Duo Schelin & Sundhage sowie Nilla Fischer, Frankreichs Riesin Wendy Renard sowie Abily und Stürmerin Eugenie Le Sommer, Englands Rechtsverteidigerin Lucy Bronze und Karen Carney. Den Deutschen fehlen mit Simone Laudehr und vor allem Alexandra Popp wichtige Spielerinnen.

Ramona Bachmann, Starspielerin der Schweiz wird wohl fit werden. Österreichs Spielführerin Viktoria Schnaderbeck wird das fürs erste Match gleich gegen die Schweiz wohl nicht schaffen. Das Team ist gesettelt genug das abzufangen.

Der ÖFB-Kader

Tor: Manuela Zinsberger (Bayern München/D), Carolin Größinger (Bayer Leverkusen/D), Jasmin Pfeiler (Altenmarkt).

Abwehr: Viktoria Schnaderbeck, Carina Wenninger (Bayern München/D), Virginia Kirchberger (MSV Duisburg/D), Katharina Schiechtl (Werder Bremen/D), Marina Georgieva (Turbine Potsdam/D), Sophie Maierhofer (University of Kansas/US), Katharina Naschenweng (Sturm Graz).

Mittelfeld: Sarah Zadrazil (Turbine Potsdam/D), Jasmin Eder, Nadine Prohaska (SKN St. Pölten), Sarah Puntigam (SC Freiburg/D), Laura Feiersinger, Verena Aschauer (SC Sand/D), Barbara Dunst (MSV Duisburg/D), Jennifer Klein (Neulengbach).

Angriff: Nicole Billa (Hoffenheim/D), Nina Burger (SC Sand/D), Lisa Makas (MSV Duisburg/D), Stefanie Enzinger (Sturm Graz), Viktoria Pinther (SKN St. Pölten).

Auf Abruf: Jasmin Krejc (St. Pölten), Jasmin Pal (FC Wacker Innsbruck); Katharina Aufhauser, Sandrine Sobotka, Laura Wienroither (Neulengbach), Adina Hamidovic (St. Pölten), Julia Kofler (Sturm Graz) und Simona Koren (MSV Duisburg/D).

Nicht berücksichtigt: Anna-Carina Kristler (Sturm Graz), Isabelle Kresche; Jennifer Pöltl (St.Pölten), Heike Manhart (Szombathely/HUN), Julia Tabotta, Laura Krumböck (St. Pölten), Sarah Wronski (Neulengbach), Maileen Mößner (Hoffenheim/D), Maria Hasler (Florida/USA), Romina Bell (Neukirch/SUI), Nina Klima (Buitenfeldert/NED), Sabrina Horvat (Basel/SUI), Sarah Klotz (Staad/SUI), Susanna Höller (LUV Graz), Cornelia Sochor, Martina Mädl (Landhaus), Sandra Hausberger (Arm. Bielefeld/D), Madgalena Jakober (Würzburg/D), Annelie Leitner (Uni Guatemala), Marie Höbinger (Turbine Potsdam/D), Jana Kofler, Jana Scharnböck (Passau/D), Nina Schepis, Jelena Prvulovic, Deniz Kuyucaklioglu, Jasmin Kirchmann uam...

Aufgehört haben: Katja Trödthandl (jetzt im Marketing bei Rapid) und Elisabeth Tieber (aktuell ORF-Expertin).

PS: Spezielle Regeln für Frauen gibt’s abseits der Ausrüstung nicht (Fußball funktioniert universell; bei den Frauen wird nach Fouls weniger geschunden und gelitten, punch und speed sind anders gelagert, wie auch bei Tennis oder Ski), ein Panini-Album existiert sehr wohl.

Aktuell: