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Neu im Kino und aktuelle Zelluloid-Schnipsel. Diese Woche: „Valerian“, „Die Geschichte der Liebe“. Außerdem: Verstörendes Kino, James Franco mit Zottelmähne und James van der Beek als Diplo.

Von Pia Reiser

„Take Five“: Der Luc Besson Schnellkurs
1. „Im Rausch der Tiefe"
2. "Subway"
3. "Leon - Der Profi"
4. "Das fünfte Element"
5. "Lucy“

„In France we have this problem. We cannot admit that movies are also an industry, that a movie is also fun.“, so Luc Besson. In den 1980er Jahren gelten Besson, Carax und Beineix als Vertreter des „Cinema du look“. Filme, die sich visuellem Überschwang und Spektakelhaftigkeit verschrieben haben; französische Filme, die keine improvisierten Plauderballaden á la Eric Rohmer sein wollten, die hinter bildungsbürgerliche Fassaden blickten, sondern sich an auch an Oberflächen ergötzten.

So wie Paris in „Subway“ aussah, so hatte Paris noch nie auf der Leinwand ausgesehen, romantische Stadt mit Liebesgedudel no more. Nun bringt Besson die Comicverfilmung „Valerian - Stadt der tausend Planeten“ ins Kino, Euro Trash is back urteilt „The Hollywood Reporter“, Christoph Sepin aus der FM4 Filmredaktion hat Gefallen an dem „kompromisslosen vor sich Hinstolpern“ gefunden und verleiht „Valerian - Die Stadt der 1000 Planeten“ 7 von 10 wundersamen Reisen durch ein endloses Universum.

Szene aus Valerian

Constantin Film

Die Geschichte der Liebe

Keine 1000 Planeten, aber gefühlt 1000 Handlungsstränge packt Radu Mihaileanu in die Verfilmung des Bestsellers „Die Geschichte der Liebe“ von Nicole Krauss. Krauss ist übrigens verheiratet mit Jonathan Safran Foer und „Die Geschichte der Liebe“ und Foers Roman „Extremy loud and incredibly close“ weisen in ihrem Geschichten, die beide im Holocaust wurzlen und Kinder im heutigen New York die großen Fragen des Lebens stellen lassen, große Ähnlichkeiten auf.

Jetzt haben die beiden nochwas gemeinsam: Nicht wirklich gelungene Verfilmungen ihrer Romane. Anna Katharina Laggner verleiht „The History of Love“ 5 von 10 verlorenen Manuskripten.

Filmstill aus "Die Geschichte der Liebe"

filmladen

Kuso

Da es momentan keine Kommentarfunktion hier gibt, ich aber auf eure Kommentare, Lese- und Filmempfehlungen nicht verzichten möchte: pia.reiser@orf.at bzw Facebook-Freundschaft, yay!

Ohne jetzt tatsächlich Andre Hellers Stehsatz über die Vorstellungskraft zu zitieren, so gilt für einige Filmemacher die Regel, dass es viel effizienter und aufregender ist, Dinge auf der Leinwand nicht zu zeigen, sondern der Vorstellungskraft des Publikums zu überlassen. Was dafür spricht ist die Tatsache, dass tatsächlich bei vielen die Enttäuschung über einen Film dann einsetzt, wenn das Monster auftaucht oder ein Geheimnis gelöst wird.

Andere wiederum wollen sich nicht auf die Vorstellungskraft des Publikums verlassen und so inszeniert schon 1929 Luis Buñuel in „Un chien andalou“ das Zerschneiden eines Auges mit einer Rasierklinge - und ja, der Augapfel sitzt da noch in einer Augenhöhle eines Menschen drin. Am Skript mitgearbeitet hat Salvador Dali. Und während heute gern über die Monster aus früheren Film-Dekaden gelacht wird und es fast unvorstellbar ist, dass sich mal tatsächlich jemand vor den jetzt camp anmutenden Kreaturen gefürchtet hat, so sind Ekel und Verstörung keinem Zeitgeist unterworfen.

Die verstörendsten Filme - von Pasolinis „Die 120 Tage von Sodom“ über „Cannibal Holocaust“ bis zu „Serbian Movie“ drehen sich immer um Sadismus, Verstümmelung, Missbrauch, Folter, (sexuelle) Gewalt und was sich nicht alles mit Ausscheidungsprodukten anstellen lässt.

„Kuso“ von Steven Ellison, besser bekannt als „Flying Lotus“ reiht sich nun als jüngster Streich in diese Reihe von Filmen ein. Das Debüt des Musikers hat am Sundance Festival für Aufregung gesorgt. Weniger durchgehendes Narrativ als surreal angehauchte Episoden über die Überlebenden eines verheerenden Erdbebens in Los Angeles - und inspiriert von Filmemacher Alejandro Jodorowsky. Beim Sundance wurde „Kuso“ anmoderiert mit den Worten „this film will melt your fucking brains“; am Samstag wird auf FM4 Natalie Brunner über „Kuso“ und mögliche Hirnschmelz-Gefahr berichten, sie hat auch Neo-Regisseur Flying Lotus zum Interview getroffen. Ab dem Wochenende soll „Kuso“ auf iTunes verfügbar sein.

Collage, Filmplakat für "Kuso"

Kuso

Und außerdem...

Als zwar nicht der verstörendste, aber der schlechteste Film aller Zeiten wird seit 2003 Tommy Wiseaus „The Room“ gehandelt. Nun spielt James Franco unter seiner eigenen Regie Wiseau in „The Disaster Artist“. Ein „Ed Wood“ für Millenialls. Apropos Milennialls: James van Der Beek spielt DJ und Elektro-Zampano Diplo in der Mockumentary Serie „What would Diplo do“. Ava DuVernay ist die erste schwarze Frau, die einen Film mit einem Budget über 100 Millionen inszenieren wird und ich freu mich sehr über diesen Film über Filmposter.

Sommerkino-Tipps

Nichts seh ich auf der Leinwand lieber als Tanz. Sei es nun Ginger Rogers und Fred Astaire, wie in der „West Side Story“ der tänzelnde Gang inklusive Pirouetten in eine einschüchternde Choreografie eingebaut wird, in der es um die Vormacht einer Gang geht, Bob Fosses fantastisch-inszenierte Tanzereien oder auch einfach, wenn Channing Tatum langsam bei einer Tischlerarbeit zu tanzen beginnt, wie in „Magic Mike XXL“. Das Buch „Tanz im Film - Das Politische in der Bewegung“ sei allen empfohlen, die sich für Film interessieren - am 21. Juli wird von den AutorInnen des Buches auf der Gewi in Wien ein selten gezeigter Film aufgeführt: „Just a Gigolo“ mit David Bowie, Regie füherte David Hemmings aka der Fotograf aus „Blow Up“.

20. Juli: Tatis Schützenfest, Kino wie noch nie, Wien
21. Juli: Just a Gigolo, Gewi Sommerkino zu Tanz im Film
21. Juli: Im Anfang war der Blick, dotdotdot, Wien
22. Juli und 25. Juli: Raving Iran, Filmcasino (weitere Termine folgen!)
22. Juli: Cinema Futures, frameout, Wien
23. Juli: Fight Club, Kino am Dach, Wien
23. Juli: Snatch, Kino im Garten, Wien
23. Juli: Jackie, Mondscheinkino Eggenburg,
23. Juli: Captain Fantastic, Cinema Paradiso, St. Pölten
24. Juli: To be or not to be, Kino wie noch nie, Wien
25. Juli: Barbara, Kino am Dach, Wien
26. Juli: JCVD, Sunset Kino, Salzburg

In diesem Sinne: „I am Jack’s complete lack of surprise“ (Fight Club)

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