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Bilderbuch auf der Bühne des Melt Festivals

Niko Ostermann

Happy Birthday Melt!-Festival

Bilderbuch, Bonobo und Phoenix sind gekommen um zu gratulieren und am einzigartigsten Festival-Gelände Deutschlands zu spielen.

Von Susi Ondrušová

Das Melt!-Festival in Deutschland hat am vergangenen Wochenende seinen 20. Geburtstag gefeiert. Nur die ersten zwei Jahre seiner Festivalgeschichte hat das Melt! an einem anderen Austragungsort stattgefunden. Seitdem hat es in Ferropolis in Gräfenhainichen, der „Stadt aus Eisen“, seine Heimat gefunden: Schaufelradbagger, Eimerkettenschwenkbagger, Raupensäulenschwenkbagger und sogenannte Absetzer (Geräte zum Absetzen/Ablagern von Schüttgut) stehen hier und lassen die Besucher_innen vor allem eines: klein wirken. In Verbindung mit dem Nebel oder dem Feuer, das die Gerätemonster in regelmäßigen Abständen ausspucken, kommt einem die Szenerie wie eine Mischung aus Mad Max und Sin City vor.

Gelände des Melt! Festivals

Niko Ostermann

Zwischen Campingplatz und Hauptbühne findet man den Sleepless Floor, der Titel sagt schon alles: Hier treffen sich jene, die das Wort „müde“ aus ihrem Wortschatz verbannt haben. Es gibt die schöne Strand Bühne, das „Big Wheel“, die Meltselektor-Bühne, die von Modeselektor gehostet wird und der Berliner Techno-Klub Sisyphos hat heuer eine Waldbühne bespielt. Die Live-Gigs auf den beiden Haupt-Bühnen überschneiden sich nicht, wer also „nur“ für die Konzerte herkommt, konnte ohne Unterbrechung und Wanderweg alle Konzerte sehen. Gestern zum Beispiel hat man einen schönen Eindruck von zwei Festivalmassen bekommen: hier stoisch auf Phoenix Wartende, dort ein auf- und abspringender Menschenteppich zu den letzten Tönen von Soulwax.

Erinnerungswürdig, damals und jetzt

Erinnerungswürdige Auftritte aus zwanzig Jahren Melt! gab es einige. Vor elf Jahren zum Beispiel das Remmi Demmi von Deichkind und Publikum auf der Bühne. Oder Kylie Minogue 2015, die im Rahmen ihrer Kiss Me Once-Tour in Ferropolis Halt gemacht hat und die Nena´s „99 Luftballons“ gesungen hat.

Aber auch an diesem Wochenende gab es einige Auftritte, an die man sich noch länger erinnern wird: Am Merchstand des Festivals kann man ein T-Shirt kaufen, auf dem steht „I survived the sleepless floor“. Andere können sagen: „Der Phoenix Sänger ist auf meinen Schultern gestanden!“, schließlich hat sich Thomas Mars bei der letzten Nummer im gestrigen Set ins Publikum gewagt und den perfekten Gig-Animateur gegeben, Crowdsurfen inklusive.

Neben der Kulisse kann sich das Melt Festival über aufmerksames Publikum freuen: Besucher_innen, die alle fünf bis zehn Minuten Freudenschreie von sich geben. Egal, ob sie ein Solo bei Kamasi Washington bejubeln, die emotionale Rohheit von Sampha beklatschen oder zum „schönen Gitarren-Sound“ von Warpaint abtanzen. Jedes einzelne Konzert hatte so einen kollektiven Euphorie-Jubel-Moment, bei dem sich das Publikum - mal kurz, mal lang - in einen Teppich aus tanzenden Köpfen verwandelt hat. Tanzen ist eine Währung, mit der man die Bands hier überschüttet.

Beim Melt!-Gig von HVOB erzählt Sängerin Anna, wie sehr sie sich freut, wieder hier spielen zu dürfen. Vor fünf Jahren hat der Melt!-Auftritt für die Band einen Stein ins Rollen gebracht, sie auf ein neues Level gehoben. Große Dankbarkeit also von ihrer Seite aus. Ebenfalls nicht zum ersten Mal auf dem Melt!, aber erstmals zur Primetime um 23 Uhr sind Bilderbuch aufgetreten. In den zwei Jahren, die seit ihrem ersten Gig hier vergangen sind, ist viel passiert: „Magic Life“ zum Beispiel und „Schick Schock“. Die erste Strophe von „Maschin“ konnte das Publikum diesmal unaufgefordert mitsingen. Bilderbuch sind dort angekommen, wo sie hingehören: ins Hauptabendprogramm. Dort findet ihr Bands, die nicht nur für die ersten Reihen singen, sondern genug Charisma und Chartspotential haben, um mit ihren Songs auch in den hintersten Reihen anzukommen. Ich, die am ersten Festivaltag gleich mal ihre Brille verloren hat und sich mehr aufs Gehör als auf die Sehkraft verlassen musste, kann das bezeugen. Selbst verschwommen sind Bilderbuch noch immer scharf.

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