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Bundesliga-Saisonstart

Warum sich in der Fußball-Bundesliga-Saison nichts bewegen wird.

The daily blumenau. Tuesday Edition 18-07-17. #fußballjournal17

von Martin Blumenau

The daily blumenau bietet seit 2013 ebenso wie sein Vorgänger, das Journal, regelmäßig Einträge zu diesen Themenfeldern.

Lasst Euch von Medien, Marketing und Selbstdarstellung keinen Zucker in den Arsch blasen: die am Samstag anlaufende Saison der Fußball-Bundesliga wird eine des statischen Stillstands. Alle sind mit den Status quo dermaßen zufrieden, dass man einen informellen Mikado-Pakt geschlossen hat: wer sich bewegt, verliert. Deswegen ändert sich strukturell (mit einer einzelnen Ausnahme, dazu später) auch genau gar nichts.

Das hat gute Gründe: Zum einen werden wohl gleich die Hälfte der Liga-Insassen mit einem internationalen Startplatz belohnt werden (sofern einer der big shots auch den Cup gewinnt, was most likely ist). Zum anderen wird wohl niemand absteigen – weil der Letzte in der Relegation eh nur den Vierten der Ersten Liga biegen muss (das freiwillig nichtaufstiegsberechtigte Liefering wird – mehr als most likely – unter den Top 3 sein).

Denn: dies wird nach 25 Jahren die letzte Liga-Saison im Zehner-Format sein. Es wird auf ein 12 + 16-Modell aufgestockt, mit wenig Spielraum für Glücksrittertum. Und das schreit nach einer Saison des Innehaltens, der Stabilisierung.

Die verschleierte mediale Erzählung

Nur: das passt nicht ins von Leistungs-Idyll und Protzerei getriebene Narrativ der Vereine und des Verbandes. Deshalb reden viele Verantwortliche von einem Umbruch, stecken Ziele bewusst hoch und hoffen so eine Dynamik zu erzeugen, einen entfesselten Wettbewerb zu simulieren. Bei der Saisonstart-Pressekonferenz trauten sich nur die Trainer Glasner und Schmidt über die Wahrheit und sprachen von ihrer geplanten Konsolidierung. Die durch die Inszenierung insinuierte Aufgeregtheit wird medial aber trotzdem wohlfeil übertragen.

Dabei sind die Zahlen aussagekräftig genug: die Bundesliga-Vereine speckten ihre aufgeblähten Kader allesamt ordentlich ab und holten im Gegenzug nur eine schwache Handvoll neuer Spieler. Ganz im Gegensatz übrigens zur Ersten Liga, in der vergleichsweise ordentlich aufgerüstet wurde. Und auch die ersten Blicke auf die in Cup, in Europa oder in Freundschaft bereits öffentlich aktiven Formationen zeigt: kaum Änderungen. Und wenn, dann mit dem Blick in die Vergangenheit (wie bei Rapid und noch mehr Altach).

Der einzige, der seinem Team eine neues strategische Ordnung verordnet hat (also die erwähnte einzige Ausnahme), ist Youth-League-Gewinner Marco Rose, der sein Erfolgsmodell (ein 4-3-3 mit einem mitstürmenden Zehner hinter zwei Spitzen) jetzt auch bei den großen Bullen installiert hat. Ein System, das der Beschaffenheit des Kaders und den Fähigkeiten der Spieler entgegenkommt und keine Verrenkungen benötigt. Und weil die exakt auf die Gegnerschwächen abgestimmte Matchidee die große Stärke des Trainerteams von Rose darstellt, ist in dieser Saison der Himmel die Grenze. Vor allem angesichts einer Mikado-Gegnerschaft.

Wieder einmal: keine Export-Schlager

Die Bewegungslosigkeit der Liga zeigt sich auch in anderen Kennzahlen. So ist das hehre Sonntagsreden-Ziel der Ausbildungsliga wieder in weitere Ferne gerückt. Bis auf Red Bull (und auch die konnten nur zwei gewinnbringende Transfers anbringen; wobei mit Lazaro noch ein dritter möglich ist) wurde kaum mehr als eine Million mit Auslandstransfers lukriert. Horvath, Dovedan, Schösswendter und Tschernegg brachten (ein bisserl) Geld, Jäger, Möschl, Kvasina und noch ein halbes Dutzend anderer aber keines.

Und weil in den nämlichen Sonntagsreden gern vom optimalen Weg über den Erfolg in der heimischen Bundesliga und dem dann logischen Transfer zum Nachbarn erzählt wird: Von den bis dato 16 Österreichern, die neu in den Kadern von Vereinen in der 1. und 2. Deutschen Bundesliga auftauchen, sind nur 6 aus Österreich gekommen, der Rest hatte im Ausland (Deutschland, Spanien, England) wohl bessere Sprungbedingungen.

Und auch mit ausländischen Spielern konnte (bis auf Salzburg) kein einziges Bundesliga-Team einen Verkaufsgewinn erzielen - das schaffte nur noch Wacker Innsbruck mit Eler; aber wie gesagt: in der 2. Leistungsstufe bewegt sich mehr.

Eine Spur weniger Blendwerk

So geriet die in den letzten Jahren gern als Leistungsschau angelegte Saisonstart-Pressekonferenz der Bundesliga dieses Jahr dann auch zu einer vergleichsweise dezenteren Veranstaltung: keine Zahlen zum Erreichen der Ziele der Zukunftsoffensive, einer Liga-Initiative von 2015, die bis 2020 einen Zuschauerschnitt von 10.000, einen Champions League-Fixplatz und eine Infrastruktur internationalen Zuschnitts anstreben wollte.

Stattdessen ein sehr nachdenklich wirkender Präsident Hans Rinner und ein bereits im Jahr 2018 lebender Vorstand Christian Ebenbauer - Menschen und Institutionen in der Konsolidierungs- und Stabilisierungs-Phase. Dass sich all das auch sportlich auswirken wird, lassen die ersten – schlechten – Ergebnisse aus der Euro League-Qualifikation schon erahnen. Noch vor dem Start der heimischen Liga haben sich Altach und Sturm daheim gegen Teams aus Weißrussland und Montenegro schon einmal ordentlich blamiert.

Dem allgemeinen Stillstand passten sich – wie jedes Jahr – auch die Medienvertreter an. Sie können nicht anders, sie müssen bei dieser PK kollektiv applaudieren, wenn ihre Helden (Trainer und Kicker) ein Podium erklimmen oder verlassen, weil sie eben keine Journalisten, sondern Groupies sind. Mittlerweile warte ich nicht mehr auf den Tag, an dem dieser den Verhaberungs-Index in groteske Höhen treibende Blödsinn endlich einmal aufhört, sondern rechne damit, dass dieses Zeichen von Distanzlosigkeit auch Bereiche wie den politischen Journalismus erreicht. Ansätze dazu sind aktuell ja bereits zu erkennen.

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