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Mura Masa

Yoni Lappin

artist of the week

Auf musikalischer Weltreise mit Mura Masa

Die Ära des Produzenten ist hereingebrochen. Zumindest stehen sie nun immer mehr im Rampenlicht.

Von Dalia Ahmed

Während Calvin Harris und DJ Khaled die Top 40 Charts mit Big Budget und Big Name Produktionen dominieren, pirscht sich unser FM4 Artist of the Week von der alternativen Seite heran. Mura Masa ist ein 21-jährige Producer, DJ und Multiinstrumentalist von der überschaubaren Kanalinsel Guernsey. Er hat es in nur drei Jahren vom Schlafzimmertüftler, der mit Abelton Trap Beats auf seinem Laptop erbastelt, zum Star der alternativen Electronic Music Szene geschafft.

Alex Crossan, der sich beim Künstlernamen vom japanischen Schwertschmiedemeister Muramasa Sengo inspirieren hat lassen, bezieht auch seine musikalischen Referenzen international. J und K Pop, Calypso, House, Funk aber auch Hip Hop, UK Dance, RnB, Soul, Indie Rock und Pop fließen in Mura Masas Produktionen mit ein.

Den Durchbruch schaffte der schüchterne Soundtüftler, als 2014 der Majestic Casual Youtube Channel sein „Miss You“ featurte und ihn so einem globalen Publikum vorstellte. Genau die gleiche digitale Infrastruktur, die Mura Masa nutzt, um sich musikalische Inspiration zu holen, und die ihn via ihrer Social Media Kanäle zu einer subkulturellen Größe machte, hilft ihm auch bei der Zusammenarbeit mit seinen Kollaborationspartnern und -partnerinnen. So entsteht ein Großteil seiner Musik aus Soundfiles, die hin und her geschickt werden. Die Flexibilität, die Mura Masa dadurch hat, erklärt die quantitativ und qualitativ großen Featuregäste und Songs auf seinem selbstbetitelten Debütalbum. Vom Soul Rising Star NAO über Desiigner bis hin zu Jai Pauls Bruder A.K. Paul oder auch den etablierteren Größen Christine and the Queens, Damon Albarn und A$AP Rocky finden sich auf der Tracklist extrem spannende und aktuell relevante Musiker und Musikerinnen wieder.

Im Gegensatz zu Bands und Soloartists scheint und klingt Mura Masa freier auf dem Album. Jeder Track schmiegt sich an den Featuregast heran, ohne die tropical Mura Masa Note zu verlieren. „Nuggets (feat. Bonzai)“ ist waschechte Club Musik, „1 Night (feat. Charli XCX)“ perfect Plastic Bubblegum Pop und „Nothing Else! (feat. Jamie Lidell)“ bringt den funky Soul.

Mura Masa Albumcover

Anchor Point / Downtown / Geffen

Mura Masa ist am 14. Juli auf Anchor Point / Downtown / Geffen erschienen.

Eine musikalische Weltreise ohne den Besuch von Touristenfallen. Denn durch die Kollabos holt sich Mura Masa nicht nur stimmliche Unterstützung, sondern auch gleich die Credibility der jeweiligen Artists mit auf den Song.

Mura Masas Erfolg, dabei als Appreciator und nicht Appropriator dazustehen, lässt sich von seinem Verständnis für Kontext ableiten. Er klebt nicht ein aktuell hippes Dancehall Sample an was, das nach Afrobeats klingt, sondern fügt Elemente unterschiedlichster (Sub-)Kulturen zu einem großen Ganzen zusammen.

Auf die Frage, ob er sich denn nicht mit den Federn anderer, vor allem verdrängter Genres und Kulturen schmückt, meint Mura Masa, dass vor allem der Verweis auf die originalen Urheber/innen der Genres wichtig ist. Und:

Popular culture is Black culture and the sooner people understand that and accept that, the better off they’re going to be in trying to understand why things are popular.

Beim Zuhören kauft man dem jungen Briten die aufrichtige und tiefe Liebe zu diesen unterschiedlichsten Einflüssen ab. Sein Einsatz mittlerweile verstaubterer Instrumente wie der Harfe, des Glockenspiels, des Xylophons oder „exotischer“ Mittel wie karibischer Steeldrums oder des balinesischen Gamelan Gong schafft etwas, dass ich ohne jegliche negative Konnotation als „World Music“ bezeichnen würde.

Nach dem geglückten Debütalbum wird es für Mura Masa hoffentlich noch ein ganz langes Weilchen weiter bergauf gehen. Egal ob er, wie schon für Stormzy, dem klassischen Producer Broterwerb nachgeht und vermehrt für andere produziert oder - was wahrscheinlicher erscheint - weiterhin der kanye’schen Schule des Producens folgend sein eigenes Süppchen kocht: Die Produktionen, die noch kommen, werden uns definitiv zum Tanzen und Kopfnicken bringen und ab und zu für feuchte Augen am Dancefloor sorgen.

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