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Jalopy

Minskworks

Mit dem Trabbi nach Osteuropa

Autorennspiele gibt es viele, aber nur in „Jalopy“ fahren wir mit einer Schrottlaube durch Osteuropa. Schraubenschlüssel nicht vergessen!

Von Rainer Sigl

Irgendwo vor der bulgarischen Grenze ist Schluss. Zwei meiner Reifen sind geplatzt, aus dem Kühler kommt schwarzer Rauch und das Geld ist auch alle: So habe ich mir den Road Trip Richtung Osten nicht vorgestellt.

Das Indiespiel „Jalopy“ ist eine Autosimulation, wie man sie noch nie gesehen hat: Statt wie sonst schnittige PS-Monster mit Höchstgeschwindigkeit durch malerische Landschaften zu jagen, simuliert dieses Indiespiel einen klapprigen Trabant, wie er in Zeiten der DDR überall zu sehen war - im Spiel wird das unverkennbare Gefährt allerdings „Laika“ genannt. Die Höchstgeschwindigkeit bergab liegt bei etwa 80 Stundenkilometern und in den Benzintank kommt ein Gemisch aus Treibstoff und Öl, um den antiken Zweitaktmotor fit zu halten.

Road Trip nach der Wende

„Jalopy“ spielt irgendwann Anfang der Neunzigerjahre, als sich der Eiserne Vorhang abrupt von den Staaten des früheren Ostblocks hob und die Fahrt mehr oder weniger frei war. Unsere Strecke führt von Berlin nach Osten - zuerst zur ehemaligen Tschechoslowakei, dann über Ungarn, Jugoslawien und Bulgarien bis in die Türkei.

Unsere abenteuerliche Fahrt durchs polygon-arme Osteuropa ist nach Tagesetappen aufgeteilt, und die immer schlechter werdenden Straßen setzen unserem Gefährt sichtlich zu. Ums Schrauben kommt man nicht herum, denn an unserer Rostlaube kann so einiges kaputt gehen - vom Motor über den Luftfilter bis hin zur Scheibenwaschanlage.

Es ist ziemlich faszinierend, wie genau und liebevoll der Entwickler Greg Pryjmachuk unser Gefährt gestaltet hat: Jedes Bedienelement am Armaturenbrett und im Auto lässt sich betätigen, vom Scheibenwischer über die Fensterkurbel bis hin zum Radio, aus dem passend blechern der - übrigens fantastische - Soundtrack zum Abenteuer schallt. Diese Liebe zur Simulation kommt nicht von ungefähr, denn vor „Jalopy“ hat Pryjmachuk lange Jahre an der „Formula 1“-Rennspielserie mitgearbeitet.

Jalopy

Minskworks

Wer sein Auto liebt ...

„Jalopy“ ist trotz seiner spartanischen Optik nicht nur eine verblüffend detaillierte Simulation, in der wir als allererste Aufgabe Stück für Stück einen lauffähigen Motor aus Einzelteilen zusammenbauen müssen, sondern auch eine Art Reisesimulator: Damit wir uns die Übernachtung im Motel, Reparaturmaterialen, Treibstoff oder sogar Upgrades für unser Gefährt leisten können, können wir Gegenstände kaufen und verkaufen, die von Land zu Land unterschiedliche Preise haben. Aber Achtung: Mit etwas Pech werden die sechs Packungen Kaffee, die wir im Nachbarland gewinnbringend an den Mann bringen wollen, am Grenzübergang konfisziert. Das über allem hängende Gefühl von Mangelwirtschaft ist bei diesem Setting wohl auch durchaus angebracht.

„Jalopy“ ist im Early Access für Windows erschienen - das bedeutet, dass das Spiel aktuell noch weiterentwickelt wird, aber schon spielbar ist.

„Jalopy“ schafft es, eine absolut neue Nische zu besetzen: Die Mischung aus simplem Autofahren, minimalistischer, aber sehr detailreicher Simulation und Ressourcenmanagement gibt einem tatsächlich das Gefühl, ein schräges Road Movie zu erleben, bei dem Reifenwechsel im Straßengraben, unfassbar schlechte Straßen und das Zittern um den letzten Tropfen Benzin für Spannung sorgen. Fertig ist das schräge Spiel momentan noch nicht ganz, dank Early Access können sich Windows-SpielerInnen aber schon jetzt auf Achse begeben.

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