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Zimt

Frederik Jehle

Der song zum Sonntag

Klarerweise ist es kompliziert

Der Song zum Sonntag: Zimt - „Ideal ist nichts“. Plus Videopremiere, exklusiv.

von Philipp L’heritier

Das ist wieder einmal ein kleines rätselhaftes Lied über die seltsamen Lebensumstände, auch über die Liebesumstände. In einer Zweierbeziehung?

Viel passiert nicht in dem Song, trotzdem ist er aufregend, das Augsburger Trio Zimt definiert hier den putzigen Minimalismus als höfliche Punkmusik.

Zwei junge Frauen, ein junger Mann, Isabella, Janina, Ralf, viel mehr weiß man noch nicht über die junge Band Zimt. Demnächst wird unter dem Titel „Glückstiraden“ über Tapete Records das Debütalbum der Gruppe erscheinen, nach der Single „Schwaches Herz“ ist der neue Song „Ideal ist nichts“ wieder ein schön verrumpeltes Stück Schlafzimmerpop geworden.

Freundlich federt der Bass, Schlagzeug klappert und scheppert, schiefe Gitarre, eine Orgel. So wird die Band auch schon gut verlässlich in der Nachfolge der walisischen, ja, legendären, aber doch ein bisschen vergessenen Postpunk-Band Young Marble Giants gesehen, die Ende der 70er-Jahre Postpunk noch einmal anders, nämlich niedlich, verträumt, verschlafen neu erfunden haben.

Möglicherweise haben Zimt auch schon von der schottischen Band Life Without Buildings gehört, ebenfalls fast vergessen, ebenfalls klar von den Young Marble Giants beeinflusst. Oder auch vom kosmischen und komischen Krautpop von Stereolab und Electrelane.

Zimt aber zimmern hier etwas Eigenes. Ein dicht gestricktes Liedchen, dabei doch luftig. Der Text weiß also, dass nichts ideal ist.

Und singt davon, dass wir nicht sterben werden, sondern, dass das bloß der Kopf sei, der uns das erzählen will. Was mag es bedeuten?

In „Ideal ist nichts“ wird ein Gegenüber angesungen: Mal ist es kompliziert, mal ist es schön, mal ist es doch fast ein bisschen so etwas wie ideal. Es ist halt immer schon auch schwierig mit den anderen Menschen, mit sich selber: „Wo ist mein Hass zu Dir, wenn ich ihn brauch?“, heißt es hier, und: „Ich fühl mich so ausgelaugt“. Später dann: „Ich glaub ich fühl mich verbraucht.“

Am Ende dann wird es im guten Sinne dezent unangenehm, vorgetragen werden diese Zeilen aber im süßesten Chorgesang: „Ich werde immer bei Dir sein - ob du es brauchst oder nicht“. Kryptischer Popsong, zum Tanzen, zum Sich-Wundern und kurz die Welt-Begreifen.

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