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Das Internet weiß alles: „Yes, You’re Racist!“

Vieles von dem, was in Österreich unter nationalsozialistische Wiederbetätigung fällt (und somit verboten ist), ist in den USA unter dem Stichwort „Freie Meinungsäußerung“ erlaubt.

Von Markus Zachbauer

Hakenkreuzfahnen sind in den USA genausowenig verboten wie der Ku-Klux-Klan. Dementsprechend ist die amerikanische Öffentlichkeit auch an öffentliche rechte Symbolik gewohnt. Und dementsprechend offen gehen White Supremacy Anhänger auch mit ihrer Gesinnung um.

Wenn 2017 aber eines sicher ist, dann dass es von ziemlich jedem größeren Geschehen in sozialen Netzwerken Fotos und Videos aus so ziemlich jedem Blickwinkel gibt.

Ein Twitter-Nutzer namens „Yes, You’re Racist“ hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, Bilder der rechten Demonstrationen in Charlottesville durchs Netz zu schicken, um den darauf zu erkennenden Teilnehmern mittels Schwarmintelligenz einen Namen zu geben.

„If you recognize any of the Nazis marching in #Charlottesville, send me their names/profiles and I’ll make them famous!“

Einmal also „Nazi“ geoutet, lassen dann offensichtlich die Anfragen bei den Arbeitgebern nicht lange aus sich warten. Dass die dann oft nicht lange fackeln und sich mit einer flott ausgesprochenen Kündigung von ihren Angestellten trennen, um einer weiteren Diskussion und einem befürchteten Shitstorm aus dem Weg zu gehen, das Phänomen kennt man auch hierzulande. Arbeitsrechtlich steht so eine Kündigung zwar auf ausgesprochen wackeligen Beinen, aber das lassen wir hier mal beiseite.

Natürlich muss, wer eine extreme Gesinnung offen vor sich herträgt, damit rechnen, dass sie anderen nicht gefällt und Konsequenzen hat. Und wenn diese Gesinnung dann noch auf Hass gegen andere fußt, hält sich auch das Mitleid in recht engen Grenzen.

Trotzdem ist das Internet aus verschiedenen Gründen ein denkbar ungeeigneter Schauplatz für solche öffentliche Pranger-Aktionen. Einmal ins Netz entlassene Bilder und Geschichten lassen sich nunmal nicht mehr stoppen. Verwechslungen oder gar absichtliche Manipulationen wären für Betroffene tatsächlich fatal. Und dass das durchaus vorkommen kann zeigen auch auf diesem Twitter Einträge wie: "It seems this pic was from a different event. Mr. Salads says he was wearing the armband for an „experiment." Apologies for the confusion.“

Das Internet ist ohne Zweifel der ideale Ort um Menschen das Leben schwer zu machen. Aber ob das immer die ideale Waffe ist?

Drohungen gegen den Betreiber

Yes, You’re Racist sieht sich inzwischen mit ordentlich Gegenwind von Rechts konfrontiert.

Die „geouteten“ Rechten stilisieren sich zu Opfern und wettern gegen solche Aktionen. Die Unterstützer von Yes, You’re Racist wiederum wehren sich gegen diese Opfer-Täter-Umkehr und sehen im Öffentlichmachen den einzigen Weg, gegen die Rechten von Charlottesville vorzugehen. Zumindest solange die amerikanischen Gesetze kaum juristische Werkzeuge gegen Nazis bieten.

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