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Counter-Protestors of the Boston 'Free Speech' Rally

Ryan McBride / AFP

Charlottesville: 3 Beobachtungen aus dem Netz

Eine turbulente Woche in der US-Innenpolitik. Außerdem: Netzsperren, #sheetcaking und eine Petition für eine Missy Elliott-Statue

von Irmi Wutscher

Letzten Samstag ist bei einer Demo gegen ultrarechte Gruppen ein Mann mit seinem Auto in die Demonstrierenden gefahren und hat eine junge Frau getötet. US-Präsident Donald Trump hat es nicht geschafft, sich eindeutig von rechter Gewalt zu distanzieren, sondern immer wieder „beide Seiten“ der Gewalt in Charlottesville beschuldigt.

Das hat in den USA letzte Woche einiges ins Rollen gebracht, allen voran den Abgang von Chefstrategen Steve Bannon, die Auflösung wirtschaftlicher Beratungsgremien und seit neuestem: dass Trump nicht an der Feier der Kennedy-Center-Auszeichnungen teilnehmen wird. Zahlreiche Politikerinnen und Politiker im In- und Ausland kritisieren Trump, darunter Arnold Schwarzenegger, George Bush Senior und Junior, sogar James Murdoch, Chef von 21st Century Fox.

Gestern, eine Woche nach der Eskalation der Gewalt in Charlottesville, sind in Boston mehrere tausend Menschen gegen Rassismus und Hass auf die Straße gegangen. Anlass war die Kundgebung des „Free-Speech-Movements“, die gegen die Entlassung eines Google-Mitarbeiters demonstrierte.

Die Gegendemo wurden stark abgesichert. Medien schätzten die Teilnehmerzahl der Kundgebung auf 15.000 bis 30.000.

Hände von Demonstrant_innen in Boston

Ryan McBride / AFP

Hier drei Beobachtungen zum Charlottesville-Aftermath im Netz:

Tech Firmen und Ultrarechte

Spotify hat recht prominent damit begonnen, Musik von White Supremacists zu löschen - nachdem die Firma darauf aufmerksam gemacht wurde, dass solche Inhalte Teil ihres Streamingangebots sind. Das Musikangebot kommt von verschiedensten Plattenfirmen auf der ganzen Welt – Spotify sagt aber, die Firma greife ein, wenn die Musik illegale Inhalte habe oder wenn es sich um Material handle, das Hass und Gewalt gegenüber gewissen Hautfarben, Religionen, sexuellen Orientierungen oder ähnlichem schüre.

Mehrere Suchmaschinen wie Google oder GoDaddy haben eine Neonazi-Seite geblockt. Paypal und Apple haben Bezahlservices für Neonazi- und White Supremacist-Seiten eingestellt. Genauso wie manche Crowfunding-Seiten wie z.B. GoFundMe.

Auch Facebook hat begonnen, rechte Gruppen genauer unter die Lupe zu nehmen und einige auch zu schließen. Gegenüber der Kritik, dass längst nicht alle gemeldeten Seiten geschlossen werden, sagt Facebook: Sich als „alt-right“ oder „white supremacist“ zu definieren, reiche nicht aus für eine Sperre. Die Gruppe müsse Gewalt androhen oder tatsächlich an gewalttätigen Aktionen teilnehmen.

Civil-Rights-Gruppen zeigen sich auch besorgt über die Sperren: „Do we the people really want private entities calling the shots as to who can or can’t participate in the discussion on the internet?“ sagt David Snyder von der First Amendment Coalition zu CNN.

#sheetcaking: Einfach in den Kuchen schreien?

High Times auch für amerikanische Comedians, Zusammenfassungen aller Trump/Charlottesville-related Sketches zum Beispiel hier und hier.

Und dann hat noch Tina Fey, die tatsächlich in Charlottesville an der University of Virginia studiert hat, in einem Auftritt bei Saturday Night Live die Zuseher_innen aufgefordert hat Kuchen zu essen, statt zu Protestmärschen zu gehen. „Don’t yell it at the Klan, Colin, yell it into the cake!” sagt sie im Sketch.

Das Ganze hat dann eine Pseudo-Twitter-Bewegung unter den Hashtags #sheetcakemovement und #sheetcaking ausgelöst. Menschen posten Fotos von Kuchen mit „Nazis Suck“-Icing und Ähnlichem.

Es gab aber auch Kritik am Aufruf, nicht zu Gegendemonstrationen von Rechten-Rallies zu gehen. Dabei scheint ja beides zu gehen, zur gestrigen Demo in Boston hat einer den Kuchen einfach mitgebracht:

Flip it and reverse it: Missy Elliot-Statue statt Konföderiertendenkmal

Da hat mal einer eine konstruktive Idee. Ein Einwohner von Portsmouth in Virginia hat eine Petition gestartet, das Konföderierten-Denkmal in der Stadt mit einer „wahren in der Stadt geborenen Heldin“ zu ersetzen: nämlich mit einer Statue von Missy Elliott. “Together we can put white supremacy down, flip it and reverse it.”

Missy Elliott bei  "VH1's Hip Hop Honors: All Hail The Queens" 2016

Bryan R. Smith / AFP

Missy Elliott bei „VH1’s Hip Hop Honors: All Hail The Queens“ 2016

Missy Elliott wurde 1971 in Portsmouth geboren, heißt es in der Petition. Aus einfachen Verhältnissen stammend hat sie es geschafft, mehr als 30 Millionen Platten zu verkaufen und einen Grammy zu gewinnen. Wer könne den Geist der Stadt also besser repräsentieren? „Missy is all of us. Missy is everything the Confederacy was not.”

Die zunächst gesetzte Marke von 2.500 Unterschriften hat die Petition schon am Samstag erreicht, mittlerweile wurde das Ziel auf 10.000 Unterschriften hoch gesetzt und über 9.200 Personen (Stand 20.8. vormittags) haben die Petition schon unterschrieben.

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