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Marcel Koller

APA/HANS KLAUS TECHT

fußballjournal17

Der Teamchef will etwas riskieren, in aller Vorsicht, und keinen interessiert’s.

The daily blumenau. Wednesday Edition 23-08-17.

von Martin Blumenau

Die Welt ist nicht gerecht: da beschreibt ÖFB-Teamchef Marcel Koller in seiner gestrigen Pressekonferenz zur Kaderbekanntgabe (für seine Verhältnisse offen und ausführlich) was er gegen Wales vorhat und kaum jemand berichtet über seine Idee.

The daily blumenau bietet seit 2013 ebenso wie sein Vorgänger, das Journal, regelmäßig Einträge zu diesen Themenfeldern.

Das hat damit zu tun, dass der vom ihm und dem ÖFB hofierte Boulevard sich nicht für Details jenseits von Schock- und Personal-Nachrichten interessiert und die wenigen Fachmedien sich nicht mehr wirklich für das Team und seine nur noch minimalen WM-Quali-Chancen. An Ersterem sind Koller und ÖFB eh selber schuld, an Zweiterem auch: wer erst in höchster Not kreativ wird, darf keinen Jubel erwarten.

Koller wird, so plaudert er freimütig vor sich hin, nächste Woche einen taktischen Fahrplan einüben, abchecken, ob die Spieler imstande sind, das auch umzusetzen, und dann so ins Muss-Sieg-Match gegen Wales zu gehen. Und nur bei Nicht-Funktionieren zum „Altbewährten“ (also dem 4-2-3-1/4-4-1-1-Hybrid, dem alten Plan A) zurückkehren.

Für einen Vorsichtl wie Koller ist das ein Wahnsinn, ein Über-den-Schatten-Springen hoch drei, mutig und gewagt. Und da liegt der Hase im Pfeffer: denn mittlerweile (und seit 2011, Kollers Antritt, hat sich die Welt des Coachings eben rasant entwickelt) ist derlei sogar bei österreichischen Zweitligisten die Norm, ja die Pflichtprogramm. Und entsprechend decodierbar.

Marcel Kollers Plan lautet 3-4-3 oder, wie er (Stichwort: Vorsichtl) es gerne nennt: ein 3-6-1. Im März, gegen Moldawien daheim und bei einem Test hat man das schon gesehen. In einem riskanten Bewerbspiel hat sich der Teamchef (abseits des psychotischen 5-2-3-0 beim dritten Euro-Match gegen Island) noch nie aus seinem Plan A herausgewagt. Und genau das hat er jetzt vor; und lässt es überdeutlich durchblicken; und ist stolz auf sich und seine Verve. Und keinen juckt’s. Und zurecht. Genau das ist Kollers Tragik.

Anyway: dieses 3-4-3 sieht drei echte Innenverteidiger, zwei zentrale Verteiler (bis dato auch immer ein offensiver, junuzoviciger), zwei Außenbahnspieler und drei Angreifer vor. Angesichts der Stärken von Kollers Team (mit Hinteregger und Dragovic brauchbare Spieleröffner; gute Zentrumsspieler; mit Alaba ein toller linker, mit Lazaro ein perspektivisch guter rechter Außenbahnler; Sabitzer, Harnik, Arnautovic als rahmende Angreifer hinter einem Center) keine schlechte Grundidee. Aktuell brechen mit Lazaro für die rechte Seite, Junuzovic für die Junuzovic-Position und dem formlosen Janko aber drei Stützen dieses Plans weg. Deshalb der Sofern-die-Spieler-es-schaffen-Vorbehalt.

Ach, die selbstverschuldete Linksverteidiger-Krise: Alaba will nicht dort, Fuchs will nicht mehr, Suttner hatte die Faxen dicke und Ulmer ist der Sündenbock.

Nur: das alte 4-2-3-1 ist angesichts der zusätzlichen Abwesenheit eines reinen Linksverteidigers (und Alaba darf ja nur als linker Außenbahnspieler eingesetzt werden, das ist der Deal zwischen Coach und Star) sogar noch eine Spur schwerer umzusetzen. Der Rückgriff auf das „Altbewährte“ ist also sogar riskanter, und nur im Sicherungskastendenken der Übervorsichtigen eine reelle Option. Andererseits, Stichwort: Vorsichtl...

Sein System vorgestellt hat Koller bei seiner kurzen Einführung von Moritz Bauer, und der Beschreibung dessen Rolle bei Rubin Kazan. Bauer, der in der Schweiz nur die Nummer 4 oder 5 im Rechtsverteidiger-Ranking wäre, hat einen österreichischen Vater für sein sein Teamkarriere-Startfenster genutzt. Der ÖFB erklärt mir schriftlich und hier etwa eh auch öffentlich, dass es keine Probleme damit gibt, dass Bauer einen U21-Pflichtspieleinsatz hat, was, wenn es wirklich stimmt, dass er den Ö-Pass erst seit letztem Jahr hat, den bisherigen Usancen (etwa im unglücklich gelaufenen Fall des potentiellen Austro-Franzosen Jonathan Schmid) aber durchaus widerspricht. Schwieriges Terrain.

Koller (dessen liebster Rechtsverteidiger Florian Klein heute bei der Austria andockte, also für den Herbst wieder zur Verfügung steht) wird sein 3-4-3 in Cardiff wohl eher defensiv ausrichten: mit Dragovic-Prödl-Hinteregger hinten, Lainer oder Bauer rechts, Alaba links, Baumgartlinger und Ilsanker im Zentrum, sowie vorne mit Sabitzer-Harnik-Arnautovic, mit Harnik als Stoßstürmer.

Das wäre ein 3-3-3-1 mit Dragovic-Ilsanker-Hinteregger; Sabitzer-Baumgartlinger-Alaba; Harnik-Gregoritsch-Arnautovic; Janko oder Burgstaller.

Eine gewagte Version des 3-4-3, mit Ilsanker als abkippenden Innenverteidiger (wie es Sarah Puntigam bei den Frauen vorexerziert hat), mit Gregoritsch als Offensiv-Part in der Raute, mit Sabitzer als rechtes Alaba-Pendant, werden wir nicht sehen. Wobei das etwas wäre, was den taktisch gewieften Gegner wirklich überraschen würde. Chris Coleman hat Kollers Idee nämlich garantiert auf seinem Zettel.

Und überhaupt: Wales mit seinem (auch innerhalb von wenigen Minuten) zwischen einem 5-4-1 und einem 5-3-2 pendelnden Grundmuster ist von Coleman aber so gut instruiert, dass man (wie im November gegen Serbien) auch ein bewusst gegen eine gegnerische Dreierkette gesetztes 4-2-2-2 spielen kann. Und weil Koller bis dato in kaum einem wichtigen Match effektives In-Game-Coaching oder gar eine strategische Umstellung gelungen ist, würde ihn eine solche Reaktion schnell matt setzen.

Unter anderem deshalb ist es letztlich auch wurscht, was der Teamchef vorhat. Und deshalb muss es auch zurecht niemanden wirklich interessieren. Und das ist schon ein bissl traurig.

Der ÖFB-Teamkader für das Auswärtsspiel in Cardiff/Wales am 2. 9. und das Heimspiel gegen Georgien am 5. September.

Tor: Heinz Lindner (Grasshoppers/SUI), Daniel Bachmann (Stoke/ENG), Markus Kuster (Mattersburg). Auf Abruf: der U21-nominierte Osman Hadzikic (Austria).

Abwehr: Aleksandar Dragovic (Leverkusen/D), Sebastian Prödl (Watford/ENG), Martin Hinteregger, Kevin Danso (Augsburg/D), Moritz Bauer (Rubin Kasan/RUS), Stefan Lainer (Salzburg), Maximilian Wöber (Ajax/NED). Auf Abruf: Kevin Wimmer (neu bei Stoke/ENG), Michael Madl (Fulham/ENG) und der U21-nominierte Philipp Lienhart (Freiburg/D).

Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/D), Julian Baumgartlinger (Leverkusen/D), Florian Grillitsch (Hoffenheim/D), Stefan Ilsanker, Konrad Laimer, Marcel Sabitzer (Leipzig/D), Louis Schaub (Rapid), Marko Arnautovic (Westham/ENG), Florian Kainz (Werder Bremen/D), Martin Harnik (Hannover/D). Auf Abruf: Stefan Hierländer (Sturm), Christoph Knasmüllner (Admira) und der U21-nominierte Hannes Wolf (Salzburg).

Angriff: Guido Burgstaller (Schalke/D), Michael Gregoritsch (Augsburg/D), Marc Janko (Sparta Prag/CZE); Auf Abruf: Deni Alar (Sturm), Lukas Hinterseer (Bochum/D), Karim Onisiwo (Mainz/D), Max Sax (Admira).

Nicht vollfit sind Grillitsch und Burgstaller. Verletzt sind Zlatko Junuzovic (Werder Bremen/D), Alessandro Schöpf (Schalke/D), Valentino Lazaro (Hertha/D), Stefan Stangl (Salzburg), Christopher Dibon (Rapid), Lukas Spendlhofer (Sturm), Alexander Grünwald (Austria), Daniel Royer (RB New York/US), Marco Djuricin (Grasshoppers/SUI). Noch im Aufbau befinden sich Xaver Schlager (Salzburg) und Philipp Schobesberger (Rapid). Sowieso verletzt sind Robert Almer (Austria), Andreas Lukse (Altach) und Veli Kavlak (Besiktas/TUR).

Zurückgetreten sind Ramazan Özcan (Leverkusen/D), Christian Fuchs (Leicester/ENG), Markus Suttner (Ingolstadt/D), Andreas Ulmer, Christoph Leitgeb (Salzburg) und György Garics.

Vom Euro-Kader fehlen zudem Florian Klein (neu bei der Austria), Jakob Jantscher (Rizespor/TUR -> Apoel Nicosia/CYP?) und Rubin Okotie (Beijing EG/CHN).

Unangefragt sind Jonathan Schmid und Moritz Leitner (Augsburg/D) sowie Ashley Barnes (Burnley/ENG). Bei anderen Verbänden gelandet sind Marin Leovac (Kroatien), Marcel Büchel (Liechtenstein), Anel Hadzic (Bosnien), James Jeggo (Australien), Sinan Bytyqi und Adthe Nuhiu (Kosovo).

Out sind Marco Knaller (Sandhausen/D), Michael Langer (Schalke/D), Jörg Siebenhandl (Sturm), Robert Olejnik (Mansfield/ENG), Cican Stankovic (Salzburg), Andreas Leitner (Admira), Christopher Knett (Innsbruck); Georg Margreitter (Nürnberg/D), Richard Windbichler (Ulsan Hyundai/KOR), Lukas Gugganing (Fürth/D), Christopher Trimmel (Union Berlin/D), Patrick Farkas (Salzburg), Philipp Mwene (Kaiserslautern/D), Christoph Martschinko (Austria), Georg Teigl (Augsburg/D), Emir Dilaver (Lech Poznan/POL), Tanju Kayhan (Göztepe/TUR), Andreas Lienhart (Altach); Konstantin Kerschbaumer, Manuel Prietl (Bielefeld/D), Stefan Kulovits (Sandhausen/D), Lukas Jäger (Nürnberg/D), Raphael Holzhauser, Tarkan Serbest, Ismael Tajouri (Austria), Stefan Schwab (Rapid), Dominik Wydra (Aue/D), Kevin Stöger (Bochum/D), Marcel Ritzmaier (PSV/NED), Michael Liendl (Twente/NED), Patrick Möschl (Dynamo Dresden/D), Marco Meilinger (Aalborg/DEN), Alexander Gorgon (Rijeka/CRO), Thorsten Schick (YB Bern/SUI), Robert Zulj (Hoffenheim/D), Andreas Ivanschitz (Viktoria Plzen/CZE), Nikola Dovedan (Heidenheim/D); Andreas Weimann (Derby County/ENG), Martin Pusic (FC Kopenhagen/DEN), Philipp Hosiner (Union Berlin/D), Darko Bodul (Amkar Perm/RUS), Philipp Zulechner (Sturm) oder Kevin Friesenbichler (Austria).


Der Kader der U21 (Jahrgang 96-98; Danso, Wöber, Laimer & Lazaro wären also noch spielberechtigt), die am 1. und 5. September in der Steiermark gegen Finnland bzw. Kroatien testet:

Tor: Osman Hadzikic (Austria), Paul Gartler (Kapfenberg), Alexander Schlager (LASK); Auf Abruf: Johannes Kreidl (Nürnberg/D), Tobias Schützenauer (Sturm).

Abwehr: Petar Gluhakovic (Austria), Philipp Lienhart (K/Freiburg/D), Stefan Posch (Hoffenheim/D), Dario Maresic (99, Sturm), Manuel Maranda (Admira), Dominik Baumgartner, Michael Lercher (Wacker Innsbruck), Marco Friedl (Bayern München/D), Maximilian Ullmann (LASK); Auf Abruf: David Gugganig (Wattens), Philipp Seidl (Neustadt), Manuel Haas (Kapfenberg).

Mittelfeld: Manuel Thurnwald (Rapid), Emir Karic, Mathias Honsak (Liefering), Sascha Horvath (Dynamo Dresden/D), Dominik Prokop (Austria), Sandi Lovric (Sturm Graz), Hannes Wolf (99, Salzburg). Auf Abruf: Julius Ertlthaler (Mattersburg), Lukas Tursch, Albin Gashi (FAC), Christoph Rabitsch (Wolfsberg), David Cancola (Austria), Marco Krainz (Lustenau).

Angriff: Arnel Jakupovic (Empoli/ITA), Marko Kvasina (Twente/NED), Patrick Schmidt (Admira). Auf Abruf: Adrian Grbic (Altach), Nikola Zivotic (Neustadt), Alex Sobczyk (Rapid), Marko Raguz (LASK).

Verletzt/nicht fit genug: Xaver Schlager (Salzburg), Rami Tekir (Liefering), Oliver Filip (Sturm) und Philipp Maliscek (Rapid).

Luca Meisl, Romano Schmid (Salzburg) oder Valentino Müller (Altach) wurden in die U19 berufen.

Im U21-Großkader sind weiters David Domej (Leicester/ENG), Stefan Jonovic (Austria), Simon Pirkl (Wacker Innsbruck), Christopher Cvetko (BW Linz) und die derzeit vereinslosen Edin Bahtic, Marcel Canadi, Felipe Dorta und Daniel Ripic.

Out: Sebastian Gessl (KSC/D), Patrick Pentz (Austria), Valentino Jovic (Sandhausen/D); Adel Halilovic (Radomje/SVN), Stefan Peric (VfB Stuttgart/D), Fabian Gmeiner (HSV/D), Stefan Bergmeister (FAC), Jeffrey Egbe (Wacker Innsbruck), Alexander Kogler (Ingolstadt/D), Ahmed Ildiz (Kasimpasa/TUR), Abdullah Balikci (Genclerbirligi/TUR), Renny Smith (FC Südtirol - Alto Adige/ITA), Tin Plavotic (Bristol/ENG), Dejan Sarac (Lazio/ITA), Orhan Vojic (Wolfsburg/D), Tobias Pellegrini (BW Linz), Kubilay Yilmaz (Spartak Trnava/SVK), Semir Gvozdjar (Twente/NED), Patrick Hasenhüttl (Ingolstadt/D), Kenan Muslimovic (Kaiserslautern/D) uam...

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