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Nichts als Amore für Columbo

Anlässlich der neuen Wanda-Single „Columbo“ eine kleine Liebeserklärung an den Fernsehdetektiv im Trenchcoat. Und fünf Episoden als Anspieltipps.

Von Pia Reiser

Man weiss nicht genau, ist es Selbstreferenz oder einfach die schreiende Liebe zum vermeintlich-verwirrten Fernsehdetektiv, wenn Wanda in ihrem neuen Song „Columbo“ zum Amore-Gesinge ansetzen. Ein Lederjackenträger singt über einen Trenchcoatträger. Nach einem Intro, das bei mir schrecklicherweise Assoziationen zu „I’ll be missing you“ weckt und ich auch nach x-fachem Hören immer noch damit rechne, dass einem gleich Puff Daddy seine Trauer über den Tod von Notorious BIG ins Ohr rappt, beschreiben Wanda den perfekten Tag: Daheimbleiben und „Columbo“ schauen. Die TV-Serie läuft seit Mitte der 1970er Jahre im Dauerloop im deutschsprachigen Fernsehen.

Wanda - „Columbo“ wurde am 25. August 2017 veröffentlicht

Wer irgendwann ab 22 Uhr lange genug zappt, wird irgendwann auf Peter Falk stoßen, mit Zigarre in der Hand, sich mit der anderen Hand am Kopf kratzend. Das Prinzip des whodunnit dreht die Serie um, jede Episode von „Columbo“ ist eine „inverted detective story“. Als Zuseher sieht man den Mord, man kennt den Mörder. Und dann sieht man dem Inspektor - teilweise über Spielfilmlänge - dabei zu, wie er den Mördern auf die Nerven geht. Sich immer nochmal umdreht in der Haustür, mit noch einer Frage, und sie schließlich überführt. Manchmal fast schweren Herzens, manchmal wachsen sie Columbo ans Herz.

Columbo fährt einen Peugeot, der ebenso knautschig ist wie der Trenchcoat seines Fahrers - und selbst Columbos Hund ist ein verzwuzelter Bassett. Der Inspektor ist der Gegenentwurf zu den zynischen, überheblichen und einsamen Detektivfiguren, er trägt zwar einen Trenchcoat wie ein Film Noir Ermittler, doch ansonsten hat er mit den wortkargen, einsamen Wölfen des Genres nichts zu tun. Er ist glücklich verheiratet und redet trotz hohem Zigarrenkonsum am laufenden Band.

Mörderische Snobs

Wie der Hochmut und Snobismus der sich als genial einschätzenden Mörder irgendwann zu bröckeln beginnt, weil sie realisieren, dass der Inspektor, der so harmlos wirkt, das wahre Mastermind ist, ist auch bei der x-ten Wiederholung noch fantastisch anzuschauen. Die Perfektion der Morde, der Alibis wird zu Fall gebracht von einem Mann, der die Unordnung verkörpert. Der auf teure Teppiche ascht, das Hemd nicht immer komplett in die Hose steckt und immer auf der Suche nach seinen Notizen oder einem Stift ist. Die Täter sind in den meisten Fällen Stars, Stars, die halt auch schon mal bessere Zeiten gesehen haben. Mel Ferrer, Faye Dunaway, Dick van Dyke, Oskar Werner, Martin Landau. Das Fernsehen ist in den 1970er Jahren - und auch lange danach nicht - die gefeierte Hochburg des ausufernden Narrativs wie heute. Television, thats were movies go, when they die, sagt Bob Hope 1953. Fernsehen wird zum Auffangbecken von alternden Stars, mit denen das New Hollywood, das ab 1967 für junges, aufregendes Kino sorgt, nicht allzuviel anfangen kann; „Columbo“ hat in den 1970er Jahren sicherlich die besten TV-Rollen für ehemalige Leinwand-Größen parat.

Für alle, die noch nicht zahllose Stunden mit Columbo beim Ermitteln in den Villen Los Angeles’ zwischen Flokati und Marmorbüsten verbracht haben, hier fünf Anspieltipps. Nicht die besten, sondern meine fünf „Columbo“-Lieblings-Episoden. Und ich sags gleich, die mit Johnny Cash ist nicht dabei, weil der „I saw the light“-Ohrwurm sich immer wochenlang durch meinen Kopf schlängelt.

  • Étude in Black
    John Cassavetes, Pionier des amerikanischen Independentfilms, guter Freund von Peter Falk und ein Feschak höchster Güte gibt einen eingebildeten Dirigenten im Rüschenhemd. Außerdem mit dabei: Die wunderbare Myrna Loy. Eine von zwei „Columbo“-Episoden, die die Spiegelung in Sonnenbrillen hervorragend zu nutzen weiss.
John Cassavetes

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  • Playback
    Oskar Werner mit einer Frisur, die ihm wohl Peter Falk das Nicht-Glasauge zukneifend mit einer Nagelschere geschnitten hat. Gena Rowlands ist auch mit dabei und wiedermal versucht ein Mörder, Columbo mit ausgetüfelten Technik-Tricks zu täuschen. No way, José.
Szenen aus "Columbo"

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  • Forgotten Lady
    Janet Leigh - in die Filmgeschichte für immer und ewig eingetragen als spekakuläres Mordopfer in der Dusche in „Psycho“ - spielt hier eine alternde Schauspielerin, die abend für abend im Heimkino sich ihre eigenen Filme anschaut. Und ihren Mann umbringt. Bonuspunkte für Columbo im Smoking.
Szenen aus "Columbo"

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  • Try and catch me
    Ruth Gordon - Maude in „Harold and Maude“ - spielt die putzigste Mörderin aller Zeiten. Eine Autorin, die den Freund ihrer Nichte in ihrem großen Safe einsperrt und dort verenden lässt, nachdem sie entdeckt, dass er ihre Nichte ermordet hat.
Szenen aus "Columbo"

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  • Murder by the Book
    Was macht man als der untalentierte Teil eines Schriftsteller Duos, wenn der begabtere Teil die Arbeitsbeziehung beenden will. Einen gut geplanten Mord. Und dann noch einen nicht so gut geplanten. Fantastische Anfangssequenz, Regie führt - wie auch bei der allerersten „Columbo“-Episode - Steven Spielberg.
Szenen aus "Columbo"

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