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Action Bronson

Atlantic Records/Tom Gould

FM4 Artist of the week

Noch immer hungrig

Der jetzt eher als Fernseh-Foodie berühmte Nebenerwerbs-Rapper Action Bronson liefert mit „Blue Chips 7000“ ein rohes HipHop-Kleinod ab.

von Stefan „Trishes“ Trischler

Eigentlich müsste er ja gar nicht mehr rappen, hat Action Bronson doch als bekiffter Reisender in Sachen Essen Fernsehkarriere gemacht. Zu seiner Foodie-Serie „Fuck, That’s Delicious“ erscheint demnächst auch ein Rezeptbuch. Trotzdem hat der New Yorker mit albanischen Roots jetzt doch wieder eine Rap-Platte gemacht. Und „Blue Chips 7000“ schließt konzeptuell nahtlos an seine früheren Mixtapes gleichen Namens an: Über obskure Samples aus Thailand, Nigeria oder den Niederlanden rappt sich Bronsolino die Seele aus dem Leib - und in den zugehörigen Videos lebt sich der larger than life Entertainer mit einer guten Portion Selbstironie aus.

Die Dynamik zwischen seiner on screen Präsenz und dem Rappen hat sich dabei merklich verändert. Verfolgte ihn die Kamera früher auf Touren oder bei musikalischen Ausflügen, wo er nebenbei noch die lokale Kulinarik zwischen Hauben- und Straßenküche erkundete, kann es jetzt mitunter umgekehrt gehen: Da suchen Bronson und sein Homie Meyhem Lauren etwa in Jamaica nach dem besten Jerk Hummer und lernen dabei auch einen Reggae-Sänger namens Jah Tiger kennen. Die daraus resultierenden Studio-Sessions sind dann gleich in der Folge zu sehen - einer der Songs hat es auch aufs Album geschafft, der andere leider nicht.

Action Bronson

Atlantic Records/Tom Gould

Inhaltlich ist Action Bronson auf der neuen Platte seinem bisherigen Konzept Sex’n’Drugs’n’Kulinarik weitgehend treu geblieben, auch die eine oder andere Sport-Metapher verirrt sich in die Zeilen. Aber letztlich geht es bei ihm immer mehr um die Delivery und die Selbstironie. Dass seine Stimme und sein Flow noch immer oft an Ghostface Killah vom Wu-Tang Clan erinnern, stört hingegen mittlerweile nur noch wenige, dafür die Bronson einfach ein viel zu unterhaltsamer Charakter, dem auch der Mut zur Hässlichkeit nicht fehlt.

„Let Me Breathe“ samplet übrigens die Fat Boys, eine 80er Rap-Gruppe, zu der Bronsolino auch gut gepasst hätte.

Insgesamt ist „Blue Chips 7000“ ein erfrischend hingerotztes Album. Manche der Instrumentals sind kaum mehr als Loops alter Musik, in einem Fall wurde sogar die Telefonschleife des lokalen Taxi-Dienstes berappt. Hier wird keinen Radio-Hits oder Pop-Trends nachgehechelt, weil es niemand notwendig hat, und Action Bronson ist - gut vom Reality-TV geschult - ganz ungeniert er selbst. Vielleicht ist Rap als Nebenjob doch eine sehr gute Idee!

Der FM4 HipHop-Lesekreis mit Dalia Ahmed, Natalie Brunner, Mahdi Rahimi, Ole Weinreich und meiner Wenigkeit hat den Action Bronson/Rick Ross Song 9-24-7000 besprochen:

FM4 HipHop-Lesekreis: Action Bronson ft. Rick Ross - 9-24-7000

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