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Auf die Renaissance

Auch der Albumtitel „Bambino“ wurzelt im Italienischen: Das UK-Duo Superfood setzt alle Uhren auf Null und beginnt mit ihrem zweiten Album von vorne. Wie das klingt, wird hier anhand verschiedener Videos erklärt.

Von Lisa Schneider

Genre-Schubladen sind langweilig und oft nervig, manchmal aber hilfreich. Was gleich zum ersten Video führt.

Tritt eine neue Band auf den Plan, wird sie zuerst mit dem verglichen, was schon bekannt ist. Tritt eine Band aus dem UK-Raum auf den Plan - und stehen womöglich noch die Gitarren im Vordergrund - liegen den Kritikern schneller, als man Britpop sagen kann, die Wörter „Blur“ oder „Oasis“ auf den Lippen. So auch im Fall von Superfood: 2014 veröffentlicht das Quartett sein Debutalbum „Don’t Say That“, und die musikalischen Anleihen sind klar. Geklungen hat das so.

Ja, wie eine UK-Indie-Gitarrenpop/rockband. Und ja, rückblickend sind die verbleibenden Mitglieder von Superfood genervt von der Idee, eine von hunderten, gleichklingenden Bands zu sein. Sänger Dom Ganderton: „There are those labels who allow bands every year to bring out the same debut album every year, to go on tour every year - for five years - and then disappear again. I’ve seen that, and when our debut album was out, I felt that this fate is coming for us, too. We needed change.“

Innerhalb von drei Wochen wurde damals das Debut eingespielt, das Label hatte bestimmte Vorstellungen, die Band wurde nach klassischem Vorbild aufgebaut, Gitarrist, Sänger, Bass, Schlagzeug. Aber dann kam David Bowie ins Spiel.

"Never play to the gallery. Never work for other people with what you do. Always remember that the reason you initially started working was that there was something inside yourself that you felt that if you could manifest it in some way you would understand more about yourself and how you coexist with society."

Sänger Dom Ganderton beruft sich auf dieses Bowie-Zitat. Die schlechtesten Ergebnisse erzielen Künstler dann, wenn sie das tun, was nicht ihren Vorstellungen entspricht, sondern denen anderer. Superfood reduziert sich um die Hälfte, sprich, weitermachen nur die Highschool-Freunde Dom Ganderton und Ryan Malcolm. Reduziert wird auch bei den analogen Instrumenten: Die treten für elektronische Sounds beiseite.

„Actually, when I started doing music, back in Birmingham, I started with producing records for my friends. This is always what my fascination was, producing stuff. On the first record, I sort of held that back, but now I’m totally back on it.”

Und was hat Josh Homme damit zu tun? Dom nimmt das neue Album „Villains“ als Referenz. Nicht unbedingt soundmäßig, aber der Einstellung wegen. „I love the fact that they teamed up with Mark Ronson. No one imagined that. And I think they didn’t lose their old sound, but just improved, and renewed it. That’s exactly what we wanted to do on ‚Bambino‘."

Und in diesem Wort, “Bambino”, steckt sie drin, die Erneuerung. Italienisch für „Kind“ oder „Junge“ steht der Albumtitel für die Renaissance von Superfood, die zweite musikalische Kindheit. Als Dom und Ryan nach ein paar Tagen Abstand wieder ins Studio zurückgekehrt sind, ist ihnen erst richtig klar geworden, wie viele Nostalgie-Momente und Kindheitsfiguren sich auf ihrem Album tummeln.

Wolfgang Möstl hätte seine Freude mit dem neuen Superfood-Album. Er hat für sein letztes Werk „Alien Age“ unter anderem russische Fernsignale gesampelt – und auch Don Ganderton und Ryan Malcolm haben ihren Gefallen an den ausgefallensten Sounds gefunden. Einmal etwa, sie saßen gerade in ihrer Wohnung, haben sie Kinder am Parkplatz spielen gehört. Es geht um eine Version des Seilspringens, „Double Dutch“.

Cover "Bambino" von Superfood

Caroline International

„Bambino“ von Superfood erscheint via Dirty Hit. Ihre Labelkollegen sind da etwa The 1975 oder Wolf Alice.

Sie haben versucht, die Kinderstimmen mit einem Mikro aufzunehmen, was nicht ganz geklappt hat. Deshalb haben die beiden im Internet nach Anleitungen zu diesem Spiel gesucht – und gefunden. Eine Youtube-Anleitung zum Double-Dutch-Spielen hat ihnen so gut gefallen, dass sie sie zerschnipselt und zu einem ihrer neuen Songs verarbeitet haben. Das klingt so.

Neben gesampelten Kinderstimmen – die auch wieder zum Albumtitel „Bambino“ zurückführen – sind außerdem, versteckt, aber doch, Geräusche wie das Klackern einer Tastatur oder das Zischen eines Faxgerätes zu hören.

„It was important to us to not just take parts of songs to sample them, but also just noise. Nowadays everything sounds so clinical, you get a really good sound quality in just a short time, and we just wanted to refresh our sound by borrowing parts of older recordings, be it an old microphone or yeah, youtube-stuff.”

Diesen Song hören Superfood am liebsten, wenn sie am Weg zu einer Party sind. Was uns zu ihrer aktuellen Single, „Unstoppable“ führt. Das ist nämlich ein Stück für genau diese Zeitspanne – die Minuten, die du brauchst, um von deiner Haustür zur Party-Location zu gelangen. Der Song entstand zu der Zeit, als Dom von Birmingham nach London gezogen ist, und, wie er erzählt, sechs Tage in der Woche nur Party gemacht hat. Er weiß also, wovon er spricht.

“Beat orientated funk with a rock edge” – so bezeichnen Superfood ihren neuen Sound. Und das klingt so:

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