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Del Toro mit Goldenem Löwen

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Goldener Löwe für gewichtigen Film

„The Shape of Water“ des mexikanischen Regie-Meisters Guillermo („Pans Labyrinth“) del Toro wurde Samstag zum besten Film der 74. Internationalen Festspiele in Venedig gekürt.

Von Petra Erdmann

Den Goldenen Löwen hatte Del Toro von der Jury unter dem Vorsitz der US-Schauspielerin Annette Bening zugesprochen bekommen und quittierte den Preis mit: „Ich bin 52 Jahre, wiege 150 Kilo und habe 10 Filme gemacht, und es gibt einen Zeitpunkt im Leben eines Filmemachers, wo du alles riskierst, um etwas komplett anderes zu machen.“

Del Toro widmete seinen Hauptpreis allen lateinamerikanischen Regisseuren, die sich treu bleiben und so alles erreichen könnten. Er schulde seine Arbeit seinem Glauben an Monster und Aliens. „The Shape of Water“ war klar ein herausragendes Werk im Wettbewerb des Festivals, in dem 21 Produktionen miteinander konkurrierten. Sein schaurig schönes Monstermärchen über die Liebe zweier Außenseiter ist im Kalten Krieg angesiedelt. 1962 verliebt sich die stumme Putzfrau (Sally Hawkins) in ein gequältes Wassermonster im Hochsicherheitstrakt der US-Regierung. Der Film ist kein unwirkliches Retro-Stück, sondern ein klarer Kommentar zu Trumps aktueller US-Politik, wie Del Toro in Venedig meinte.

Frau mit Monster

labiennale.org

Einen Spezialpreis für echte Rührung hätte der französische Schauspieler Xavier Legrand verdient. Für sein Scheidungsdrama über häusliche Gewalt „Jusqu´à la garde“ erhielt er zunächst den Luigi-De-Laurentiis-Preis, der für den besten Debütfilm vergeben wurde. Als Legrand dann noch mit dem Silbernen Löwen für die beste Regie ausgezeichnete wurde, sorgte das für die bewegendsten Momente in einer schnell vorüberziehenden Award Ceremony. Mit einem Gesicht voller Tränen bedankte Legrand sich bei seinem Produzenten Alexandre Gavras, ohne dessen Zureden er nicht den Sprung hinter die Kamera gewagt hätte.

Legrand mit Tränen

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Von Gewalt – diesmal von weißen Siedlern an Aborigines – erzählt der eindringliche, aber konventionell geratene „Sweet Country“. Dafür bekam der Australier Warwick Thornton den Spezialpreis der Jury. Den Großen Preis der Jury holte sich der israelische Regisseur Samuel Maoz für sein verschlungenes Drama „Foxtrott“ über einen jungen Soldaten und seine Eltern ab.

Eine Reihe Soldaten

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Die Schauspieler-Hauptpreise gingen einerseits an den besten männlichen Darsteller Kamel El Basha für den libanesischen Wettbewerbsbeitrag „The Insult“. Anderseits sicherte sich wenig überraschend den „Coppa Volpi“ für die beste Frauendarstellerin Charlotte Rampling. Damit wurde sie für ihr intimes Porträt („Hannah“) einer Frau, die sich verändert, als ihr Mann ins Gefängnis wandert, ausgezeichnet.

Rampling mit Pokal

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Die Britin Rampling hielt eine souveräne Rede, in der sie gleich ganz Italien und der halben italienischen Filmegeschichte für ihre Karriere und Inspiration dankte.

Der 18-jährige Chris Plummer erhielt der für seine beeindruckend natürliche Darstellung in Andrew Haighs Coming-Of-Age-Erzählung „Lean on Pete“ den Marcello-Mastroianni-Preis für den besten Nachwuchsdarsteller.

Alle Gewinner des 74. Filmfestivals von Venedig auf der Website labiennale.org

In die Zukunft hat Festivaldirektor Alberto Barbera mit einer eigenen Virtual-Reality-Reihe geschaut und so dem ältesten Filmfestival der Welt eine neue Preiskategorie und neue Gewinner verschafft. Darunter befindet sich auch Laurie Anderson, die den „Best VR Experience Award (for interactive content)“ für sich verbuchen konnte. An ihren Soundskulpturen fliegt der Besucher unter einem Zelt durch bemalte Höhlenlabyrinthe, die mit dem Taiwanesen Huan Hsin-Chien in der gemeinsamen VR-Installation „La camera insabbiata“ geschaffen hat.

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