FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Die Crew der neuen Serie "Star Trek Discovery" auf der Brücke des Raumschiffes

CBS

„Star Trek Discovery“ kommt!

Bei Trekkern herrscht Vorfreude auf die neue Serie „Star Trek Discovery“. Aber Trump-Trolls decken Trailer und Videos zur Serie mit Hasspostings ein.

Von Christoph „Burstup“ Weiss

Videos und Ankündigungen zur neuen „Star Trek"-Serie „Discovery“ werden seit Monaten gespannt von Fans im Netz verfolgt. Seit kurzer Zeit werden sie aber auch vermehrt von Trolls heimgesucht und mit hasserfüllten Kommentaren bedacht. An Sexismus, Antisemitismus und Xenophobie mangelt es dabei nicht.

Grund für den Hass sind einigermaßen ungeschickte Aussagen von Sprechern des Produktionsteams, dass die Serie auf „völlig neue Weise“ gesellschaftliche und politische Entwicklungen kommentiere, etwa mit besonders xenophoben Klingonen. Die Aussagen werfen die Frage auf, ob die Firmensprecher wissen, wofür das Franchise Star Trek eigentlich schon immer stand. Es hat seit den sechziger Jahren gesellschaftliche Entwicklungen widergespiegelt, Vielfalt zelebriert und Grenzen ausgelotet.

Discovery

CBS

Das Raumschiff Discovery

Denn es war in den USA der sechziger Jahre nicht selbstverständlich, einen afroamerikanischen weiblichen Brückenoffizier (Uhura) zu zeigen, die Brücke mit einem russischen Sicherheitsoffizier (Chekov) zu besetzen oder einen Japaner (Sulu) ans Steuer zu setzen. Mit Hilfe von Charakteren wie dem Vulkanier Spock, dem Androiden Data oder dem Ferenghi Quark warfen die Autoren jahrzehntelang gekonnt philosophische Fragen über das Menschsein auf. Der Konflikt mit den Klingonen, mit denen sich die Föderation in der Originalserie in einem kalten Krieg befindet, war stets Kommentar zum jeweiligen Verhältnis zwischen USA und UdSSR.

Die Tatsache, dass nun auch Discovery reales Geschehen der Weltpolitik widerspiegelt, ist also ganz und gar nicht „neu“, wie von CBS-Pressesprechern behauptet, sondern liegt dem Wesen von Star Trek quasi zugrunde. Umso blöder erscheint dann natürlich der Hass, mit dem Trolls die ungeschickten Vorankündigungen kommentieren. Es geht in den Postings nicht nur um die durch CBS irreführend behauptete Verknüpfung von Klingonen mit der derzeitigen US-Regierung, sondern etwa auch darum, dass sich auf dem Raumschiff Discovery - zum ersten Mal in einer „Star Trek“-Fernsehserie - ein männliches homosexuelles Liebespaar unter den Offizieren befindet. Oder darum, dass die Hauptfigur der Serie eine – schluck! - afroamerikanische Frau mit einem männlichen Vornamen (Michael) ist.

1st Officer Michael Burnham aus der Serie "Star Trek Discovery"  -  eine afroamerikanische Frau

CBS

First Officer Michael Burnham

Egal was Trolls sagen: Season 1 klingt vielversprechend. Unter anderem, weil sie das Geschehen auf zwei Föderationsraumschiffen (Discovery und Shenzhou) und aus der Sicht vieler verschiedener Crewmitglieder zeigen will. Und auch, weil sie den Konflikt mit den Klingonen differenzierter als bisher darstellen will.

Für Liebhaber des „Star Trek"-Universums gab es in den letzten Jahren nur J.J. Abrams Reboot-Kinofilme mit dem jungen Kirk und Spock. Dazu kam immer wieder auch ein gutes Videospiel, zuletzt etwa im Sommer das großartige Virtual-Reality-Game Star Trek Bridge Crew. Doch die letzte Fernsehserie, das Prequel „Star Trek Enterprise“, hundert Jahre vor Kirk und Spock angesiedelt, endete im Jahr 2005. Seitdem gab es im TV nichts Neues zu sehen.

Die jetzt startende Serie „Star Trek Discovery“ ist ebenfalls ein Prequel, sie spielt aber nur zehn Jahre vor der Ära von Kirk und Spock. Das gebe den Produzenten die Möglichkeit, viele Querverbindungen zur Originalserie herzustellen, sagen sie. Diverse Verwandte der alten Helden sollen auftauchen. Und es sollen Fragen geklärt werden, die sich Trekker schon lange stellen: Etwa, wie es eigentlich zur Errichtung der berühmten „neutralen Zone" zwischen Föderations-Raum und Klingonen-Reich kam.

Klingons first

Ein Klingone namens T’Kuvma ist extrem nationalistisch, will die 24 Häuser der Klingonen vereinen und das Reich vom Einfluss von Fremden isolieren. Der kalte Krieg mit der Föderation ist die Folge dieser Ereignisse. Wie man auf Youtube-Videos und in Trailern sehen kann, wurde das Aussehen der Klingonen stark verändert. Glatzköpfig sind sie jetzt, mit seltsameren Kopfformen als bisher und stachelig spitzen Uniformen - sie sehen also so aus, wie in den Reboot-Kinofilmen. Probleme, die sich daraus in der Kontinuität der Star-Trek-Saga ergeben, sollen im Lauf der Serie aufgelöst werden. Das ist durchaus glaubwürdig, wurde doch auch der Unterschied im Aussehen der Klingonen der ersten Star-Trek-Serie und der späteren Kinofilme und Fernsehfolgen in späteren „Star Trek“-Serien erklärt - mit Genmanipulations-Experimenten von den Klingonen. Wir werden sehen.

Klingonen in der neuen Serie "Star Trek Discovery"

CBS

Genmanipulation oder einfach nur andere Klingonen?

Spocks Vater Sarek spielt eine wichtige Rolle, unter anderem als Ziehvater der Protagonistin Michael Burnham. Sie ist nicht Captain eines Raumschiffs, sondern First Officer. Auch der aus der Originalserie bekannte Weltraum-Betrüger Harry Mudd soll - in verjüngter Variante - öfters wiederkehren.

Erwähnenswert ist auch die Titelmusik der Serie: Sie ist eine gelungene Hommage an das Thema der Originalserie, mit mächtigem Orchester und an Game of Thrones erinnernden Cello-Klängen.

„Star Trek Discovery“ scheint ernst und düster zu werden. Ob die Serie an den Erfolg von epischen Werken wie Deep Space Nine anknüpfen kann, oder eher einen bescheidenen Erfolg wie Enterprise erreicht, wird sich zeigen.

Der Fernsehsender Fox hat bereits vor einigen Wochen ein Konkurrenzprodukt zu Discovery gestartet: Eine Serie namens „The Orville“, von der man anfangs eher eine seichte Star-Trek-Parodie erwartete, traut sich in der dritten Episode auf überraschend unverkrampfte Weise ans Thema Geschlechtsidentität und Selbstbestimmung heran. Inzwischen legt sich Star-Trek-Eigentümer CBS selbst einen Stein in den Weg, indem er Discovery nach Ausstrahlung der Pilotfolge im regulären Fernsehen nur noch auf dem kostenpflichtigen On-Demand-Kanal CBS All Access zeigen will - jedenfalls in den USA. In Europa gibt es Star Trek Discovery ab Montag, 25. September bei Netflix zu sehen.

Aktuell: