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Vinzenz Dellinger

Radio FM4 / Alex Wagner

wortlaut 2017

„Grelles Schwarz“

Der 29-jährige Wiener Vinzenz Dellinger gewinnt den FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb Wortlaut 2017!

Von Zita Bereuter

Wortlaut, der FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb, läuft seit Jahren nach einem ebenso klaren wie einfachen Schema ab: Anfang März wird ein Thema bekannt gegeben. (Heuer war das Thema GRELL). Bis Anfang Mai haben die Hörerinnen und Hörer Zeit, einen Text einzureichen. Gut 800 waren das in diesem Jahr.

Vinzenz Dellinger

geb. 1987 in Wien, Kindheitsexil im schönen Wiener­wald. Studierte ein bisschen an der TU Wien herum, danach Ausbildung zum Holztechniker.

Hat als Legastheniker eine gewisse Hassliebe zu Buch­stabenketten. Erkundet dennoch seit einigen Jahren schreibend die eigene Kreativität. Das erste Mal für die Öffentlichkeit beim FM4 Wortlaut 2016 (Longlist). Bastelt an seinem ersten Roman.

Freizeitlicher Kleinfeldfußballer und Laienschauspieler.

Alle Texte werden mehrfach von einer redaktionellen Vorjury gelesen und die besten zwanzig einer professionellen Jury weitergegeben. Die wählt daraus dann die besten zehn aus und prämiert die Plätze eins, zwei (Romina Pleschko) und drei (Martin Peichl).
Soweit so klar.

Auch Vinzenz Dellinger kennt das Prozedere. Im Vorjahr hat er erstmals eine Kurzgeschichte eingereicht und wurde gleich unter die besten zwanzig gewählt.

Heuer hat er an zwei Geschichten für Wortlaut geschrieben. Und dann war da plötzlich die Idee für eine dritte: „Auf dem Weg zum Einkaufen ist mir das irgendwie eingefallen. Ich hab nur das beklemmende Gefühl irgendwie gehabt und der Einfall mit den verlorenen Körperteilen. Und ich hab mir gedacht – ok, wenn ich es schaffe, das in Worte zu fassen, hab ich was ganz Gutes beinand.“

Also beginnt er zu schreiben. „Das hat sich entwickelt.“ Gut fünf Stunden später ist die Geschichte fertig. „Ich glaub, am nächsten Tag hätte ich es auch nicht mehr schreiben können.“

„Grelles Schwarz“ ist der Titel. Und so beginnt sie:

Der Soundtrack zum Text:

  • Yasmo - Kein Platz für Zweifel („weil schreibmotivierend“)
  • Fräulein Hona - Offside („weil guter Liveact“)
  • Kyuss - Green Machine („weil ein bisschen Kontrast muss schon sein“)

„Ich wache auf. Die Sonne zeichnet durch die Jalou­sie ein Streifenmuster an die Wand. Ich schlage die Decke zurück. Mein linkes Bein fehlt. Ich rufe nach Paul. Er kommt ins Zimmer, in der rechten Hand die Zahnbürste.
– Mein Bein fehlt.
– Dein Bein fehlt nicht. Es ist da, genau neben dem anderen.
Er seufzt und verschwindet wieder im Badezimmer. Es nutzt mir nichts, dass Paul sich einbildet, mein Bein sei noch da. Mühsam setze ich mich auf, dre­he mich und strecke mein übergebliebenes Bein aus dem Bett. Ich versuche aufzustehen. Es gelingt, aber ich muss mich an der Wand anlehnen. Auf meinem einen Bein, die Wände als Stützen nützend, kämpfe ich mich bis ins Wohnzimmer. Ich lasse mich aufs Sofa fallen.
Der Deckenventilator schleppt sich langsam im Kreis herum. Ich versuche, ihn dabei zu ertappen, wie er einen rhythmischen Fehler macht. Ich hoffe auf ein Flackern, ein Zucken, als wäre ein stockender Ventilator der Beweis dafür, dass das große Ganze selbst einen Fehler hat, dass die Dinge nicht sein müssen, wie sie sind. Er tut mir den Gefallen nicht.“

(Den ganzen Text „Grelles Schwarz“ gibt es hier zum Nachlesen.)

Einladung -  Flyer

Radio FM4

„Ich hab in Deutsch immer Vierer und Fünfer gehabt“

Vinzenz Dellinger gehört nicht zu denen, die schon im Kindesalter Autor werden wollten. Im Gegenteil. Er ist Legastheniker und hat sich stets mit Schreiben und Lesen geplagt. „Ich hab in Deutsch immer Vierer und Fünfer gehabt.“ Entscheidend war die sehr gute Lehrerin E.O. „Wenn ich nicht die Deutschlehrerin gehabt hätte, hätte ich wahrscheinlich nicht maturiert.“ Was das Schreiben betrifft, sei er ein Spätzünder.

Aber einer, der mittlerweile fast täglich schreibt. Die Zeit nimmt er sich. Das sei das Entscheidende. Dabei sitzt er nicht unbedingt daheim am Schreibtisch - das Internet wäre zu verlockend mit Ablenkungen. Das könne kontraproduktiv sein. Lieber läuft er mit Schreibzeug herum und schreibt auch gern draußen.

Jedenfalls hat er mit „Grelles Schwarz“ die Jury - die Rapperin und Autorin Yasmo, die Autorin Cornelia Travnicek, den Kabarettisten Hosea Ratschiller, den Gewinner von Wortlaut 2016, David Fuchs und den Kulturjournalisten Sebastian Fasthuber - umgehend überzeugt.

„Grelles Schwarz“ wurde als „absurder, verstörender Text“ bezeichnet, mit „der originellsten Grundidee“ und „ganz vielen kleinen Kunstgriffen“ mit einer „leicht depressiven aber trotzdem noch neugierigen und interessanten Stimmung“. Ein Text, bei dem zwar viel auseinander fällt, er selbst „bleibt aber ganz und endet wunderbar und ist einfach ein guter Text.“

„Eintracht Prügel“

Vinzenz Dellinger hat immer schon Fußball gespielt – aktuell ist er in der Kleinfeldliga West in der Abwehr vom Verein „Eintracht Prügel“. Trainiert wird nicht. „Wäre schön, wenn wir zum Trainieren kämen.“ – Man trifft sich zum Match, wer da ist, spielt mit. „Es geht um den Spaß“. Das Dress ist blau – das Logo ziert Bud Spencer. „Mir gefällt‘s auch nicht.“ erklärt er und hat keine Angst vor Konsequenzen. Er sei ein zu wichtiger Spieler, lacht er.

Vinzenz Dellinger

Radio FM4 / Alex Wagner

Mit viel Glück trägt er das T-Shirt von „Eintracht Prügel“ am Freitag in der Lesung im phil. Dort wird er auch seine Preise bekommen.

Vinzenz Dellinger gewinnt:

Julius Meinl

WERBUNG

Alle drei Preisgelder werden von Julius Meinl zur Verfügung gestellt.

  • 1000 Euro
  • Veröffentlichung im Wortlaut-Buch, das im Herbst im Luftschacht Verlag erscheinen wird.
  • je 100 Euro in Buchgutscheinen, zur Verfügung gestellt von der BUCH WIEN - Lesefestwoche und internationale Buchmesse
  • DER STANDARD Goodie Bag
  • Ein Jahresabo der Literaturzeitung Volltext
  • Ein Jahresabo der Zeitung Datum
  • FM4 Goodies der Saison

Die GewinnerInnen von FM4 Wortlaut 2017

Portraits der drei Erstplatzierten gib es in dieser Woche in der FM4 Homebase.

Der Standard

WERBUNG

mit freundlicher Unterstützung von DER STANDARD. Der Gewinnertext wird im Standard abgedruckt.

Platz 3: Montag, 25.9.
„Donau, Kanal, Treiben“ von Martin Peichl
Platz 2: Mittwoch, 27.9.
„Am Beckenrand“ von Romina Pleschko
Platz 1: Donnerstag, 28.9.
„Grelles Schwarz“ von Vinzenz Dellinger

Vinzenz Dellinger liest seinen Text bei der Wortlautparty, wo auch die Texte von Platz 3 und 1 gelesen werden und die anderen großen Zehn ihre Preise erhalten.

Ein Porträt vom diesjährigen Wortlaut-Gewinner gibt es am Donnerstag, 28. September, ab 21 Uhr in der FM4 Homebase zu hören - und gleich im Anschluss für 7 Tage im FM4 Player.

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