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APA/HELMUT FOHRINGER

Die Aufdeckerin

Die Aufdeckerin - Politikovela

Wie man gefakte Fake-Facebookseiten faken wollte. Aber nur zum Schein.

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Der Wahlkampf-Marathon geht in den Endspurt. Und als würde einem da nicht eh schon jede Faser schmerzen, hat es die SPÖ auf den letzten Metern noch der Länge nach hingehaut. Dirty Campaining war das Haxl, das sich da gestellt hat. Aber wissen wir schon, wer wirklich hinter diesen Seiten für oder vielmehr gegen Kurz steckt? Bis die diversen Taskforces ausgerückt sind, dauert mir das eindeutig zu lange. Mein Spürsinn kennt keine Geduld, ich muss aufdeckerisch wegsprinten.

Selbstverständlich braucht es nur einen Wimpernschlag, da habe ich bereits einen Top-Informanten ausfindig gemacht: Fritz Weißenwester. Der zieht die Fäden hinter allen Kübeln und Schmützen, so heißt es. Ich entdecke ihn in seinem gewitzten Versteck, einem traditionellen Wiener Kaffeehaus. Engagiert knotzt er auf einem rotsamtigen Fauteuil und schreibt mit Geschwindigkeit in ein Notizbuch. Ich betrete das Café. Zart wie eine Porzellan-Tasse setze ich einen aufdeckerischen Fuß vor den anderen. Gerade kann ich einen Blick in das Notizbuch erhaschen, da greift Herr Weißenwester nach dem Einspänner und entdeckt mein neugieriges Auge.

Aber die künstlerische Eitelkeit ist ein treuer Hund. Nachdem ich ihn kurz und schmerzlos bewundert habe, erzählt er mir bereitwillig den Grund seiner Notizen: Er wurde beauftragt, eine Politikovela zu verfassen. Das ist also der Autor der Dramaturgie vom österreichischen Wahlkampf! Und das mit Erfolg: Sein letzter Bestseller war „Die Bundespräsidentenwahl – Adrenalin in der Kabine“ und jetzt arbeitet er an seinem neuen Werk „NRW 17 – Der dramatische Lügenstrudel“. Auf meine nachhaltige Bitte hin, spoilert er mir sogar das Finale.

„In den nächsten Tagen wird von einer bekannten Zeitung aufgedeckt, dass Tal Silberstein gar kein Mensch ist, sondern ein Tal in Kärtnen. In dem Tal ist die IT-Schnittstelle der Sozialen Medien. Eine Mitarbeiterin im Silberstein-Valley, die mit der Jobsituation dort unzufrieden ist und die wieder ihrem Traumberuf der Essenzustellung nachgehen will, fühlt sich von Kern angegriffen, will ihm eins auswischen. Sie war es, die die Facebook-Seite erstellt hat. Aber dann kommt raus, dass ihr Kollege, ein glühender Haider-Verehrer, in Kurz eine billige Kopie sieht. Deshalb fakt er, dass diese Fake-für-Kurz-Seite von Kurz fakemäßig selbst erstellt worden ist. Aber nur zum Schein.“ Weißenwester holt tief Luft, hebt seine bürstengleichen Augenbrauen und spricht langsam: „Und dann kommt raus, dass alle diese Fakes von Flüchtlingen geleitet wurden.“

Ich schweige trostlos. Dann bricht es aus mir heraus: „Aber das ist doch absurd!“ Er grinst mir verschmitzt zu, wischt sich den Milchschaum vom Mund und kichert: „Stimmt! Aber warten Sie erst einmal das Wahlergebnis ab.“

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