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Echo

Ultra Ultra

Sich selbst zum ärgsten Feind haben

Das atmosphärische Science-Fiction-Spiel „Echo“ lässt uns in einer surrealen Umgebung gegen uns selbst kämpfen.

Von Rainer Sigl

In Videospielen ist man öfter mal in außerirdischen Science-Fiction-Architekturen unterwegs - aber kaum in solchen wie im Indiespiel „Echo“. In dem verschlägt es uns in der Rolle einer jungen Kämpferin - übrigens außergewöhnlich gut vertont von Rose Leslie, die vermutlich einigen als Ygritte aus der TV-Serie „Game of Thrones“ bekannt ist - auf einen mysteriösen Planeten, auf dem wir nach einem Weg suchen, unseren verstorbenen Freund zurück ins Leben zu holen.

Kaum angekommen, stellt sich der Ort als höchst seltsam heraus: Der Planet besteht bis in seinen Kern nur aus einem einzigen Gebäudekomplex - und der sieht aus wie ein barocker Kitschpalast aus weißem Marmor, Gold und spiegelglatten Oberflächen, ist aber eigentlich eine riesenhafte Maschine. Kein Wunder, dass uns unser einziger Begleiter, eine zynisch-brummige AI namens London, bei jeder Gelegenheit mit pessimistischen Wortspenden die Gefährlichkeit unserer Aufgabe ins Gedächtnis ruft.

Palast der Doppelgänger

Die Umgebung ist außergewöhnlich, doch die Herausforderung, die in den endlosen Räumen, Hallen und Sälen auf uns wartet, ist noch ein Stück spezieller: Denn die Gegner, die sich uns in diesem absurden Palast entgegenstellen, sind exakte Kopien unserer Protagonistin - und sie entwickeln sich von harmlos herumstolpernden Drohnen zu gefährlichen Kampfmaschinen.

Die zentrale Idee von “Echo” ist überaus originell: Die unheimlichen Klone sind anfangs noch ungefährlich, aber sie lernen von unseren Handlungen. Jedes Mal, wenn in der gewaltigen Palastmaschine das Licht ausgeht, schauen sich die Doppelgänger all jene Aktionen ab, die wir unmittelbar davor ausgeführt haben. Wenn wir uns also langsam durch die Räume schleichen, beginnen die Gegner auch, sich an uns heranzupirschen, wenn wir allerdings die Waffen sprechen lassen, müssen wir auch bald mit schießwütigen Doppelgängern zurechtkommen. So werden die Aufgaben, die im Palast zu erledigen sind, zu cleveren Action-Puzzles, in denen wir unseren Spielstil ständig variieren müssen - eine ganz schön stressige Angelegenheit.

Echo

Ultra Ultra

Action-Puzzle mit Charakter

Dank spektakulärer Grafik, höchst professioneller Sprecher und origineller Spielmechanik wirkt “Echo” wie ein Hochglanzspiel mit Riesenbudget, dabei stammt es „nur“ von einem kleinen dänischen Indiestudio: Nur acht Entwickler, die zuvor beim AAA-Studio IO Interactive („Hitman“) tätig waren, haben mit dem kleinen, aber ambitionierten „Echo“ ihr Debüt vorgelegt.

Klar: Der beeindruckende Schauplatz ändert sich nur wenig und die spannend erzählte Science-Fiction-Geschichte liefert einen bequemen Grund, warum uns de facto immer nur derselbe Gegner begegnet. „Echo“ holt allerdings das Maximum aus seinen Beschränkungen heraus, ist bis ins clevere User-Interface stylisch und durchdacht und erzählt nebenbei eine originelle SF-Story ohne Klischees, in der sich sterile Umgebung und der Grusel des Doppelgängertums zu einem beeindruckenden Ganzen verbinden.

„Echo“ ist für Windows und PS4 erschienen.

So bietet “Echo” in seinen etwa neun Stunden Spielzeit einen cleveren Thriller, in dem vor allem das Experimentieren und Austricksen der immer schlauer werdenden Gegner für Spannung sorgt - und eine Atmosphäre, wie man sie zuvor noch kaum erlebt hat.

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