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Die Aufdeckerin

Die Aufdeckerin - Wer wird (nicht) angelobt?

Exklusiv enthüllt: Wer die Zehen kreuzt, wird nicht Bundeskanzler.

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Nun sind also alle Mitglieder der Noch-Regierung angetreten, um dem Bundespräsidenten ihren Rücktritt anzubieten. Aber keine Angst, liebe Ohren, eh nur zum Schein. Wenige Momente später wurden sie gleich wieder angelobt. Aber nicht, weil unser Bundespräsident ein bisschen Van der Rebellen ist, sondern, weil es schlicht und einfach die Tradition verlangt. Die amtierenden Politiker und Politikerinnen sind jetzt noch einmal mit der Verwaltung des Staates betraut, bis die neue Regierung fertig ist. Aber hat unser Bundespräsident nicht vor seiner Erwählung gemeint, es gäbe da durchaus Personen, die er nicht als Bundeskanzler angeloben würde? Stimmt das noch?

Das muss ich augenblicklich herausfinden. Am besten vor Ort, in der Präsidentschaftskanzlei. Flugs habe ich in den langen Gängen der Kanzlei ein passendes Versteck gefunden. Während ich es mir im Topf des Ficus Benjamini, der genau neben dem Kaffeeautomaten steht, bequem einrichte, kommt bereits ein politischer Mann zur Coffein-Maschine. Das ist meine Chance! Ich streiche mir freundlich einen Zweig aus dem Gesicht und spreche ihn unverblümt an. Wen wird Van der Bellen angeloben und wen nicht?

Der kaffee-sehnsüchtige Mann kramt salopp einen Zettel aus der Hosentasche: Van der Bellen hat für die Angelobung gut vorgesorgt. Auf dem Papier sind einige Zeilen vermerkt, die der Anzugelobende unterschreiben muss. „Und damit ist dann für alle Eventualitäten vorgesorgt.“, meint der kluge Kaffeemann. Aber was genau steht drauf? Während er selbstbewusst dem Automaten die Produktion eines Chocochino Vanille befiehlt, zupfe ich ihm elegant wie eine Elster das Papier aus der Tasche.

„Was du nicht willst, das man dir tu, das füge keinem andren zu.“, steht da als erster Punkt. Lautlos lese ich weiter. „Ich verspreche, dass ich Gesetze nicht zugunsten meiner persönlichen Macht-Begeilung ändere. Dass ich nicht ausnahmslos alle Probleme auf Flüchtlinge schiebe. Dass Frauen und Männer gleichwertig zu behandeln sind. Dass ich die Leute nicht mit einem gegeelten, rhetorisch austherapierten Spitzenkandidaten einwickeln versuche. Und dass Russisch nicht ab der ersten Schulstufe unterrichtet wird.“ Aber was ist, wenn die FPÖ das nicht unterschreiben wird?“, denke ich halblaut. „Wieso FPÖ? Das ist für die Türkisen!“, schlürft mein Gegenüber hörbar.

Ich seufze kritisch. Ob sich der zukünftige Bundeskanzler dann auch wirklich daran halten wird? Aber auch hier weiß mein Informant Rat: „Naja, sicher. Es wird ja auch noch geschaut, ob Finger oder Zehen gekreuzt sind. Und nach der Unterschrift muss er drei Mal hintereinander sagen ‚Großes Indianerehrenwort - Wenn ich lüge, bin ich tot.‘ “ Na dann.

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