FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Carla Bruni tanzt mit Partner

Carla Bruni

Song zum Sonntag

Gute Kopie

Der Song zum Sonntag: Carla Bruni - „Miss You“

Von Philipp L’heritier

Wie geht eine gute Coverversion? Die meisten Coverversionen sind unnötig. Eignen sich gut als B-Seite oder als liebe Preziose für ein Live-Konzert.

Man kann damit seinen obskuren Geschmackssinn und Spezialeklektizismus demonstieren oder den Geist der Anbiederung in Fußgängerzonen und Irish Pubs feiern. Man kann das Original mit Absicht kaputthauen, bloß den Saft rauskochen und dem Ding den eigenen interessanten Geist einhauchen, oder probieren, dem Ursprung möglichst nahezukommen.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Man kennt die Italienerin Carla Bruni vor allen Dingen neben Naomi Campbell, Cindy Crawford oder Claudia Schiffer als eines der Supermodel-Models der glamourösen 90er-Jahre und als Ehefrau des ehemaligen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy. Sie macht aber lange schon auch Musik, erfolgreich und alles andere als die schlechteste.

Meistens ist das sachte geschmackvoll angejazzter Folk-Pop mit akustischer Gitarre, für Boutique, Lounge und Philippe-Starck-Salon. Passt im Regal bestens zwischen Feist light und Norah Jones. Kann man sich als erwachsener Mensch anhören und dazu gepflegt Cognac aus dem guten Glas trinken und im Mahagoni-Zimmer die Pantoffeln hochlegen. Mmmmh.

Gerade hat Carla Bruni ein Album voller Coverversionen veröffentlicht, Neuinterpretationen von Liedern, die ihr Leben geprägt haben. Dass Bruni hier eitle Geheimwissenschaft betreibe, kann man ihr nicht vorwerfen. Es sind alles sehr bekannte Stücke: „Highway to Hell“ von AC/DC ist beispielsweise auf der Platte drauf, „The Winner Takes it All“ von ABBA oder auch, ja, „Perfect Day“ von Lou Reed.

Leider trägt das Album den ungünstigen und ranschmeißerischen Titel „French Touch“. Was hier geschieht, ist freilich keineswegs eine Revolution, dabei doch einnehmend, flauschig, spannend. Am besten ist Brunis Deutung des Songs „Miss You“ von den Rolling Stones – ein Stück aus dem Jahr 1978, einer Zeit, in der die Rolling Stones versuchten, mal mehr, mal weniger aufregend, sich dem Zeitgeist von Disco anzunähern.

„Miss You“ heißt das Lied und genau darum geht es auch. Eines der Hauptthemen der Popmusik. Das Warten auf und die Suche nach der Liebe.

Carla Bruni lädt den Song mit sanftem Groove und Latin-Touch auf, legt Streicher drunter und flüstersingt kryptisch. Und da liegt dann eben doch eine große Kunst: dem Vorbild nahebleiben, dabei doch klar das eigene Parfüm hinterlassen und einem tausendfach gehörten Lied neuen rätselhaften Zauber entlocken.

Aktuell: