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Fever Ray

Fever Ray

„Plunge“ ist dringlich, bedrohlich und unangenehm

Passend zum heutigen Tag, an manchen Orten als Tag der Toten gefeiert machen wir einen Besuch in der Twilight Zone von Fever Ray.

Von Natalie Brunner

Fever Ray ist das Alias das Karin Dreijer benutzt, wenn sie nicht gemeinsam mit ihren Bruder Olof als The Knife Musik macht. Und das wird wohl einige Zeit nicht mehr passieren: The Knife haben sich in längere Pause versetzt, aber nicht endgültig aufgelöst.

Letzten Freitag erschien überraschend ein neues Album von Fever Ray - begleitet von einem Essay und/oder Partnerschaftsannonce, den sie gemeinsam mit der feministischen Künstlerin und Autorin Hannah Black verfasst hat. In dem ist von der Rückkehr emphatischer Sadisten die Rede und dass sie ein Mädchen mit Zähnen wie Rasierklingen sucht, das die gelangweilte Rezeptionistin in der Lobby des Afterlife spielen könnte:

Listen! I’m looking for a girl who stands 10 feet tall and has teeth like razors; I’m looking for a girl who could play the bored receptionist in the lobby of the afterlife, crossing the river of forgetting every morning and evening and back into the world of the living, where I will wait with flowers and an assortment of adult toys. Could this be you? I’m looking for a girl to affirm my reality, or cancel it. Me: I am beautifully dressed. I am a reflective surface. I am the president. Welcome to my body, my building, the border. The escalators only go up. You get down again by throwing yourself off the roof. And the song’s refrain there to catch you if you’re lucky.

Der Name des Albums: Plunge. Zu Deutsch also: fallen, eintauchen, versenken. Plunge, das zweite Album von Fever Ray, ist dringlich, bedrohlich und unangenehm, es setzt mir zu.

Die Teaser zu dem Album waren wie Sex-Annoncen, in denen ein einen neuer Personal Friend in einem Horror-Operationssalon/SexDungeon auf einen wartet. Und Vorsicht, die in der Werbung angegebene Nummer für die Sex-Hotline in die Twilight Zone funktioniert übrigens:

Der erste Vorbote „To The Moon and Back“ wirkt für mich wie ein Kondensat von Lars van Triers Nymphomaniac. Es geht um sexuelle Gewalt - ausgeübt von einer Frau und in erster Linie gegen sich selbst gerichtet. Im Video sieht man die Blade-Runner-Bubenphantasie aus der Perspektive des Mensch-Maschine-Hybrid-Wesens, das aus seinem Tank geholt wird und zu jeglicher Art von Sex zu Verfügung zu stehen hat und vor Verzückung sich windet, wen es angepinkelt wird.

Fever Rays Vocals sind wie schon bei ihrem Debüt gepitcht. Metallische, kalte Derivate von Techno treffen auf Pop-Harmonien. Als Co-Producerinnen hat sie Tami T, die Techno Musikerin Paula Temple und Nidia vom portugiesischen Label Principe geholt. Alle drei waren unabhängig voneinander diesen Frühling beim Hyperreality-Festival in Wien zu Gast.

Inhaltlich geht es Fever Ray um Sexualität und Begehren, Perversion, Gewalt und feministische Politik. Sauberes Wasser und gratis Abtreibungen für alles fordert sie zum Beispiel auf „This Country“.

Auf den Seiten von Streaming Diensten gibt es das Album seit letzter Woche, wer den physischen Tonträger, für den sich Fever Ray sicherlich auch konzeptuell brillantes einfallen lassen wird, sein eigen nennen will, muss noch bis Anfang nächsten Jahres warten.

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