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Cara Delevingne mit kurzen Haaren

Patrick Kovarik - AFP

Spieglein, Spieglein an der Wand

Sie ist Model und Schauspielerin und jetzt schreibt Cara Delevingne auch noch. Mit Hilfe der Autorin Rowan Coleman hat sie ihren ersten Roman zu Papier gebracht: „Mirror Mirror“, ein Schreib-Debüt mit dramaturgischen Schwächen.

Von Sophie Liebhart

Red, Rose, Leo und Naomi gründen eine Band. Gemeinsam nennen sie sich Mirror Mirror und zusammen haben sie zum ersten Mal in ihrem Leben das Gefühl, jemand zu sein. Delevingnes vier Protagonisten sind Außenseiter. Doch dank Mirror Mirror erscheinen ihre Alltagsprobleme bewältigbar. Gemeinsam sind sie stark. Bis Naomi eines Tages spurlos verschwindet.

Die Suche nach ihr ist der Plot von Delevingnes Debüt-Roman. Erzählt wird er von Red, von der man lange glaubt, sie sei ein Mann. Dieses Verwirrspiel gehört zu den gelungenen Seiten des Romans.

Beobachterin ihrer Generation

Freundschaft, sexuelle Identität und der Unterschied zwischen Schwärmerei und Liebe - also die großen Themen der Teenagerjahre -, stehen im Fokus von Delevingnes Buch. Dort, wo sie bei sich bleibt und als Beobachterin ihrer Generation schreibt, wirken ihre Charaktere authentisch und lebendig.

„Ich mag das Ich in dieser Welt, das Ich, das du in den sozialen Medien sehen kannst. Dieses Ich ist auf dem Punkt.“

Selbstfindung

Doch nicht alles ist so toll, wie es auf Facebook, Twitter und Co. wirkt. Das wird deutlich. Red hadert zum Beispiel sehr damit, dass sie auf Mädchen steht. Inmitten ihrer Selbstzweifel führt Delevingne sie aber auch an Orte, an denen alles in Ordnung ist, beispielsweise in einer Bar in der Innenstadt.

„Ich schlängle mich durch eine Masse von Fremden und finde es toll, dass keiner hier weiß, wer ich bin, dass niemand auf der Welt weiß, wo ich bin. Jetzt zögert mein normalerweise unbeholfenes Ich nicht mal. Denn hier bin ich unsichtbar, und hier darf ich ich sein.“

Buchcover Cara Delevingne "Mirror Mirror"

Fischer Verlag

„Mirror Mirror“ von Cara Delevingne ist von Anita Nirschl übersetzt worden und im Fischerverlag erschienen.

Wenn es um sexuelle Orientierung geht, lassen sich Parallelen zu Cara Delevingnes Leben erkennen. Sie selbst labelt ihre Sexualität schon länger nicht mehr öffentlich und war unter anderem schon mit der Musikerin St. Vincent und mit dem Sänger Harry Styles zusammen.

Kein großes Finale

Leider hat die Geschichte viele inhaltliche Schwächen. Die vier Protagonisten sind sehr grobe, klischeehafte Außenseiter-Charaktere, die sich im Laufe des Buches wenig bis gar nicht weiterentwickeln. Schwierig wird es auch, wenn Delevingne versucht, in die Rolle der Krimiautorin zu schlüpfen. Dann klingen die Sätze oft mehr nach TKKG als nach einem ambitionierten Roman für junge Erwachsene. Und auch das Ende des Buches enttäuscht. Es ist sehr vorhersehbar und teils unrealistisch.

Trotzdem kann man aus dem Debüt-Roman von Delevingne etwas mitnehmen. Denn auch wenn Delevingne als Model erfolgreich war, geht es in ihrem Buch nicht nur um Äußeres.

Jetzt sehe ich in den Spiegel, und ich sehe mich selbst und es passt endlich zu meinem Innern. Ich sehe nicht merkwürdig oder lesbisch aus oder hetero.

Sei du selbst - unabhängig von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen - dann wird das schon mit diesem komplizierten Leben - Delevingnes Kernbotschaft kommt an. Das mit dem Schreiben sollte sie vielleicht trotzdem lieber bleibenlassen.

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