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Dillon

Dillon

Dillon und die neue Leichtigkeit des Seins

Die deutsche Musikerin mit brasilianischen Wurzeln begibt sich auf ihrem neuen Album in die Pose der Weltumarmung. Es handelt nämlich von der Liebe und der Kraft ebendieser.

Von Susi Ondrušová

Mit der Musik hat sie angefangen, damit sie nicht alleine ist mit ihren Gedanken. Das Debütalbum, das Dillon 2011 veröffentlicht hat, trägt den Titel „This Silence Kills“, ihr vor drei Jahren erschienenes Album heißt „The Unknown“. Die Musik von Dillon wurde immer als dunkel, traurig und dramatisch beschrieben, wie von einer Schwermütigkeit getragen. Pop in elektronischem Gewand.

Dillon bei der FM4 Radiosession

Christian Stipkovits | FM4

Dillon und Tamer Fahri Özgönenc 2014 bei der FM4 Radio Session.

Vor allem „The Unknown“ war eine schwere Geburt, eine Tortur, wie Dillon in Interviews erzählt hat. Auf dem Cover steht ihr das Wasser bis zum Hals, im letzten Song „Currents Change“ geht sie ins Meer und kommt nicht mehr zurück.

Dillon live:

  • 24.11.2017 Blue Bird Festival @ Porgy&Bess, Wien
  • 10.3.2018 Generalmusikdirektion, Graz

Das dritte Album ist anders. Es geht um Liebe und wie man mit Liebe wieder zu Kräften kommen kann. Die Songs auf „Kind“ fielen ihr leichter, meinte sie. Auch wenn sie also „keine noble Blässe mehr ausstellt“, ist aus Dillon auf ihrem dritten Album keine Robyn geworden. Vielleicht sind die depressiven Untertöne verschwunden, ihre Songs tragen immer noch eine musikalische Zerbrechlichkeit in sich.

Die Ballade „Te procuro“, in der Dillon auf Brasilianisch singt, ist – verglichen mit der oppulenten Produktion der früheren Songs und auch vieler Songs auf „Kind“ – eine minimalistische Aufnahme. Der Song „The Present“ kommt ganz ohne Musik aus. Man hört die Vögel im Hintergrund zwitschern und Dillon singt in ihr iPhone. In Interviews auf diese Momentaufnahme angesprochen, meint sie, der Song war ein Geschenk an sie selbst. Eine Art Befreiungsschlag. Sie wollte auf dem Album so zu hören sein, wie sie sich selbst hört. Auf „Kind“ kommen auch Bläser zum Einsatz. Dominique Dillon de Byington meint, dass Bläser viel näher an ihrem Gesang sind als andere Frauenstimmen:

Ich höre mich eher an wie ein Horn in F als wie eine Frau im Kleid.

Dillon mit Blumen

Dillon

Dillon „Kind“ (Pias)

Tatsächlich harmonieren die elektronischen Soundteppiche perfekt mit den eingesetzten Blasinstrumenten und ihrer Stimme. Neben der Natur („Stem&Leaf“) scheint auf „Kind“ auch der digitalisierte Alltag ein Thema bzw. Inspirationsquelle gewesen zu sein. Der Song „Killing Time“ ist eine Ansammlung von Befehlen, die einem beim Surfen begegnen: Login password. Reset account. Establish a connection. Killing time by making love. Ohne Liebe geht gar nichts. Es geht auch um Nähe und ums Kennenlernen. Wie der Track „Contact Us“, der am Anfang wie eine sparsame, einsame Ballade beginnt und sich zu ekstatischen Monstersong verdichtet. Zum ersten Mal hat ein Dillon-Album auch eine Klammer. Der Titelsong steht am Anfang und auch am Ende.

Im opener song „Kind“ fragt Dillon „How tall will I grow“ und Dirk von Lowtzow antwortet: „Only time will show.“ Durch Audiobearbeitungsprogramme gejagte Stimmen tragen den Leitfaden des Albums vor: Be kind. Man hört von der „reinen Absicht“ sich der Liebe hinzugeben. Die gleiche Zeile nämlich „With the purest intentions I plant my love in you“ wiederholt sich dann im letzten Song „2. Kind“. Diesmal also kein Verschwinden in der Meeresströmung.

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