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Wunderdoktor

Ghostbutter

Gegen Fantasiekrankheiten kämpfen

Das niedlich-morbide Indiegame „Wunderdoktor“ lässt uns als Medizinmann originelle Krankheiten heilen.

Von Rainer Sigl

Mein Patient hat schon bessere Tage gesehen. Sein Gesicht ist voll von grünen Eiterbeulen, in seinem Oberkörper stecken spitze Kristallsplitter und außerdem umschwirrt ein lästiges Gespenst seinen Kopf. Es gilt, keine Zeit zu verlieren: Pickel ausdrücken, Kristalle herausziehen, Pflaster drauf. Den Geist verscheuchen wir mit einem kräftigen Hieb mit dem Fliegenpracker - Operation gelungen.

Im Indiespiel „Wunderdoktor“ treffen wir als fahrender Medizinmann eine Unmenge bemitleidenswerter Patienten, die sich von uns Hilfe erhoffen. Die Behandlungsmethoden sind dabei ebenso unterschiedlich wie die Kundschaft selbst: Mal besuchen uns lädierte Bergleute, dann wieder von Fliegen umschwirrte Haifisch-Piraten, auch ein Hypochonder macht uns immer wieder seine Aufwartung. Alle wollen sie von uns behandelt werden, und das unter Zeitdruck. Das Leben ist ganz schön stressig als Wunderdoktor.

Würmer rausziehen, Hörner absägen

Dass es trotzdem jede Menge Spaß macht, einen originellen Patienten nach dem anderen zu behandeln, liegt auch an der außergewöhnlichen Präsentation, die an ein liebevoll gestaltetes Kinderbuch erinnert. Obwohl wir eigentlich recht eklige Fantasiekrankheiten behandeln, wie den Befall mit winkenden Würmern oder plötzlich überall am Körper wachsenden Korallenhörnern, bringt uns „Wunderdoktor“ immer wieder zum Schmunzeln.

Von Fall zu Fall sind ganz unterschiedliche Minispiele zur erfolgreichen Behandlungen nötig. Im Spielverlauf werden sie immer komplexer - so vernähen wir Wunden, amputieren lästige Gewächse oder müssen uns mit Patienten herumschlagen, die einfach nicht stillhalten wollen. Die nebenbei erzählte, sympathische Geschichte um einen sinistren Fantasy-Pharmakonzern, der seine Patienten abhängig macht, sorgt für zusätzliche Motivation.

Wunderdoktor

Ghostbutter

„Papers, Please“ mit Skalpell und Pillen

Das Spielprinzip von Wunderdoktor ist an einen großen Indiehit der letzten Jahre angelehnt: Wie in „Papers, Please“ sind wir auch hier mit einer Abfolge eigentlich kleiner, aber in Kombination herausfordernder Routineaufgaben beschäftigt und lernen so nebenbei auch unsere Patienten und deren Welt kennen. Statt düster und politisch ist „Wunderdoktor“ aber verspielt und herzerwärmend nett geraten.

„Wunderdoktor“ ist für Windows, Mac und Linux erschienen.

Das kleine Spiel eines Leipziger Geschwisterpaares, das aus einem Ludum-Dare-Prototypen entstanden ist, ist ein niedlich-morbider Geheimtipp für Groß und Klein, der immer wieder mit Liebe zum Detail, herrlich schrägen Charakteren und ihren Wehwehchen unterhält. Die perfekte Abwechslung zum Blockbusterfeuerwerk am Jahresende.

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