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Coco

Disney

Pixar strikes again

Disneys erfolgreiches Animationsteam hat einen neuen Film pünktlich fürs Weihnachtsgeschäft: In „Coco“ nimmt das Studio den mexikanischen Feiertag Día de Muertos als Vorlage.

Von Christoph Sepin

Filmstudios haben es oft nicht leicht, neue Ideen zu finden: Je übersättigter der Markt, desto mehr Themen sind schon filmisch umgesetzt worden. Disneys Pixar Studio beispielsweise hat in der Vergangenheit bereits Filme über Spielzeug gemacht, über Fische, Monster, Autos, Ratten und Superhelden.

Jetzt nimmt sich das Animationsteam einen mexikanischen Feiertag zum Vorbild für sein neuestes Projekt: Día de Muertos, den Tag der Toten, an dem man sich gemeinsam an Familienmitglieder und Freunde erinnern soll.

Coco

Disney

Aufgrund seiner stark visuellen Ästhetik wäre der Feiertag bereits in der Vergangenheit naheliegend für Filmprojekte gewesen, besonders oft ist der Tag der Toten aber tatsächlich nicht in der Popkultur aufgetaucht - eine Szene im James Bond-Film „Spectre“ fällt da vielleicht ein oder das Adventurespiel „Grim Fandango“, in dem der Día de Muertos mit einem Noir Thriller gemischt wird.

„Coco“ ist der neueste Film aus dem Hause Pixar, der sich besonders stark mit der Thematik um den Tag der Toten beschäftigt. Miguel heißt der Held der Geschichte, der in der mexikanischen Kleinstadt Santa Cecilia lebt. Miguel möchte nichts mehr als Musiker zu werden und Gitarre zu spielen, seine Familie möchte ihn stattdessen als Nachfolger des kleinen Schusterfamilienbetriebs sehen.

Was als Geschichte über einen jungen Außenseiter beginnt, wird bald zu einer Geschichte wie „Der Zauberer von Oz“. Am Día de Muertos stolpert Miguel zufällig in das Reich der Toten, trifft seine verstorbenen Vorfahren und versucht wieder zurück in die Welt der Lebenden zu kommen.

Coco

Disney

Das Projekt von Disney und Pixar schreit nach großem Weihnachtsgeschäft: Mit dem Held der Story kann sich ein junges Publikum einfach identifizieren, der Film ist voll mit Gesangseinlagen, wiedererkennbaren Charakteren, die man auch einfach auf Merchandise drucken kann und einer Handlung, der leicht zu folgen ist, die aber trotzdem zu unterhalten weiß.

Muerto Mouse

Lalo Alcaraz

„Muerto Mouse“ von Lalo Alcaraz

Der Erfolg zeigt sich für Disney vor allem bereits am mexikanischen Markt: Dort ist „Coco“ der finanziell erfolgreichste Film aller Zeiten. Das alles aber nicht ohne Skandale: Im Vorfeld versuchte Disney die Phrase „Dia de los Muertos“ für Werbegründe zu trademarken worauf dem Unternehmen von Kritikern „cultural appropriaton“ vorgeworfen wurde, die Kapitalisierung eines Feiertags. Eine der größten Proteststimmen war der mexikanisch-amerikanische Cartoonist Lalo Alcaraz, der mit seiner Zeichnung „Muerto Mouse“ Kritik an Disney übte.

Das Ganze nahm schlussendlich eine überraschende Wendung: Disney stellte mehrere Personen als kulturelle Berater für den Film ein - darunter auch niemand anderen als Lalo Alcaraz selbst. Der Trademarkversuch der Phrase wurde in weiterer Folge auch fallen gelassen.

Bunt und bekömmlich

Mit „Coco“ setzt Pixar den Trend der letzten paar Filme des Studios fort: Großes Familienentertainment zu präsentieren, Blockbuster für eine junge Generation, die sich aber alle ein bisschen zu vorsichtig konzipiert anfühlen. In der Vergangenheit war das Animationsstudio schließlich dafür bekannt auch komplexere Sachverhalte für ein junges Publikum zu konzeptionieren und Risiken einzugehen. In „Coco“ ist das nicht der Fall.

Natürlich gibt es wieder eine große Moral der Geschichte, natürlich werden auch wieder soziale Konzepte bearbeitet - das alles aber zu seicht und bekömmlich um wirklich Spannung zu erzeugen. „Coco“ ist ein einschätzbarer Film, dessen Handlung schnell durchschaut ist, dessen Spannungsmomente nicht wirklich überraschen und der das Publikum zu sehr an der Hand nimmt und durch die Story führt.

Zumindest visuell passt dafür wieder alles: In typischer Ästhetik für den Día de Muertos ist „Coco“ ein wunderbar übersättigter und bunter Film, voll mit schönen Bildern und gut durchkonzipierten Charakteren. Wem das reicht und wer Freude am Pixar-Output der letzten Jahre gehabt hat, kann sich auch in „Coco“ reinsetzen. Feel-Good-Entertainment für die Weihnachtstage, dem leider doch einiges der alten Pixar-Magie fehlt.

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