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Bilder aus der Serie "Dark"

Netflix

Es wird „Dark“

„Dark“ heißt die erste All-German-Netflix Serie. Ein Vergleich mit „Stranger Things“ ist dabei in vieler Munde.

Von Martina Bauer

Und da bröckelt sie, die nächste Kleinstadt-Idylle. Winden heißt das nicht gerade lauschige Örtchen, das eingezwickt ist zwischen einem Schauer-Wäldchen, mitunter ramponierten Einfamilienhäusern samt ebensolchen Bewohnerinnen, zwei Atommeilern - und: einer Zeitschleuse. Auf eine Art gekrümmte Raumzeit verweist wohl auch der Ortsname und nimmt gleichzeitig noch die Bedeutung eines Sich-Vor-Schmerzen-Windens mit.

Erst ist ein, dann zwei Kinder verschwunden, ein Vater hat sich aus dem Leben verabschiedet, ein anderer betrügt, ein traumatisierter Sohn verliert die Liebe an den besten Freund. Und irgendwo in einem abgeschotteten Kinderzimmer des Grauens steht eine Konstruktion, die an einen elektrischen Stuhl gemahnt.

Ewiger Kreis

Dass wir es nicht bloß mit realen Bedrohungen, sondern Übersinnlichem zu tun haben, wird gleich zu Beginn festgemacht. Vorangestellt ist der Serie ein Albert-Einstein-Zitat, das den Unterschied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Illusion tituliert, zudem lässt uns eine Stimme aus dem Off wissen: „Gestern, Heute, Morgen folgen nicht aufeinander. Sie sind in einem ewigen Kreis miteinander verbunden, alles ist miteinander verbunden!“

2019, 1986, 1953 lauten diese Verknüpfungen in „Dark“. Jeweils 33 Jahre liegen zwischen den Daten - und die Älteren der Windener Gemeinschaft sagen vor sich hin: wie damals und: es passiert wieder.

Mit dem Jahr 1986 kreiert die Serie so ein Nostalgie-Setting, das Platz macht für 80er Jahre Style, rote Walkmans, Raider-Riegel und Hits von Nena (Irgendwie Irgendwo Irgendwann), Dead or Alive (You Spin Me Round) oder Tears for Fears (Shout). Gleichzeitig markiert dieses Datum auch die Tschernobyl-Katastrophe, als Schwammerl essen als ebenso letal galt wie im Regen spielen und referenziert damit nicht nur das Kernkraftwerk von Winden, sondern auch das damalige Atomkraft-Nein-Danke/No-Future-Feeling. Ein durchwegs unbeackerter 80ies Twist.

Bilder aus der Serie "Dark"

Netflix

Vgl.

Vergleiche der Serie mit anderen Filmwerken sind schnell aufgetaucht: „Stranger Things“ natürlich, weitere Stephen King-Atmosphären wurden verortet oder Parallelen zu - wie bei beinahe jedem Kleinstadt-Dilemma - „Twin Peaks“ gesehen. Ich würde noch Reminiszenzen an den recht neuen, Hans-Christian Schmidt Achtteiler „Das Verschwinden“ hinzufügen, in dem ebenfalls eine junge Frau und Tochter unauffindbar ist, und den mit „Dark“ einen Nordic Noir Touch eint.

Die erste, Made in Germany Netflix Serie ist nicht nur in Bildgestaltung, Storyline und Personal fein sinister, mysteriös und Unheil verkündend, der Score unterstreicht das Visuelle. Das Vorspannlied ist Apparats und Soap&Skins „Goodbye“, zudem hat Composer Ben Frost seine Finger im Spiel.

Alle 10 Folgen der 1. Staffel sind ab 1. Dezember bei Netflix abrufbar

Was außerdem anzumerken ist: Das eher großzügige Personenkarusell erschwert zunächst die Übersicht, Protagonistinnen mit Migrationshintergrund waren dabei bislang nicht auszumachen. Schwedisches Ausstattungs-Mobiliar hat erheitert und Fragen sind offen. Drei Folgen konnte ich vorab sehen, sie animierten weithin zum Dranbleiben. Ob „Dark“ aber in Richtung genial oder minimal abbiegen wird, ist vorerst schwer abzuschätzen.

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