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Katzen erobern die Blockchain

In CryptoKitties können Spielerinnen und Spieler digitale Kätzchen sammeln und tauschen. Das niedliche Treiben ist so sinnlos wie ein Pickerlalbum, aber auch ein guter Showcase für die Eigenschaften dezentralisierter Applikationen (dApps).

Von Christoph „Burstup“ Weiss

Aufkleber mit Fußballern, Disney-Charakteren und Star Wars: Ein volles Album lassen sich Fans im Durchschnitt rund 560 Euro kosten. Paninis weltweiter Umsatz beträgt pro Jahr rund 700 Millionen Euro.

Dagegen erscheinen die drei Millionen Euro, die Spielerinnen und Spieler bisher in „CryptoKitties“ ausgegeben haben, fast schon gering. Erstaunlich ist der Betrag trotzdem, denn die Website mit dem simplen Sammelspiel gibt es erst seit einer Woche - und sie kann eigentlich nicht viel: Man kauft und verkauft virtuelle Kätzchen, deren Eigenschaften mittels „Genen“ auf selbstgezüchteten Nachwuchs übertragen werden können.

Miau

CryptoKitties

Unzensierbare Katzen

Das Besondere an CryptoKitties ist, dass es als Smart Contract im Ethereum-Netzwerk läuft. Vereinfacht gesagt ist ein Smart Contract ein Computerprogramm, das einen Vertrag abbildet und Vermögenswerte direkt kontrollieren kann. In einer Blockchain mit Smart Contracts können Computer also den Regeln des Vertrags entsprechend Geld und virtuelle Assets senden und empfangen.

Somit verfügen die virtuellen Katzen in CryptoKitties über zwei Eigenschaften, die typisch sind für Assets auf einer Blockchain: Sie sind fälschungssicher (niemand kann eine Fake-Katze herstellen oder kopieren) und unzensierbar (niemand kann sie löschen oder unberechtigt verändern). Die Kätzchen können mit der Kryptowährung Ether von anderen Spielern ge- und auch an sie verkauft werden. Jede Katze ist also eigentlich ein Ethereum-Token - eine kryptographische Verrechnungseinheit, die alle Informationen über Eigenschaften und Eigentumsverhältnisse in der Blockchain enthält.

Dezentralisierung und Unzensierbarkeit in der Blockchain bedeuten auch, dass die virtuellen Katzenviecher nicht verloren gehen können, etwa weil sich die Entwickler des Spiels komplett zurückziehen. Der Smart Contract würde ja einfach weiterlaufen.

Confused Kittie

CryptoKitties

Womit spielt man CryptoKitties?

Für viele Spielerinnen und Spieler ist CryptoKitties die erste Berührung mit einer dApp und einem Smart Contract überhaupt. Gespielt wird in Chrome, Firefox oder Brave. Als Schnittstelle zur Ethereum-Blockchain muss man lediglich das Browser-Plugin Metamask installieren. Dann allerdings braucht man schon ein paar Bruchteile eines Ether in Metamask, das gleichzeitig als Wallet dient. Gratiskatzen gibt es in dem virtuellen Pickerlalbum nämlich nicht.

Die Popularität von CryptoKitties - zumindest unter Kryptowährungs-Fans - hat erhebliche Auswirkungen auf die Auslastung des Ethereum-Netzwerks. Etwa elf Prozent aller Transaktionen werden derzeit dem Spiel zugeschrieben. Deshalb wird wieder einmal über die Grenzen von Blockchains wie Ethereum und Bitcoin diskutiert. Deren Befürworter haben ja die Vision, dass darin eines Tages Millionen Mikrotransaktionen pro Sekunde möglich sein werden. Tatsächlich sind es derzeit nur einige wenige. Um Blockchains tatsächlich so zu skalieren, dass einander jede Sekunde Millionen von Usern und Geräten Bruchteile eines Cent senden können, werden derzeit sogenannte Second-Layer-Networks (z.B. Lightning oder Plasma) entwickelt. Diese Zukunftsperspektive ändert aber nichts daran, dass Ethereum derzeit überlastet ist - und CryptoKitties das Problem verschlimmert.

Kätzchen

CryptoKitties

Manche werden in CryptoKitties nur ein großes, sinnloses Internet-Tamagotchi sehen, andere vielleicht die Ironie von Cow Clicker wiedererkennen. Zweifellos wird CryptoKitties in die Geschichte eingehen als die erste dezentralisierte Spiele-App auf Ethereum-Basis, die den Mainstream erreicht hat. In diesem FAQ kann man sich über das Spiel informieren.

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