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Ein tiny house von draußen im Sonnenuntergang

Studio WG3/Karin Lernbeiss

HAPPY END KALENDER

Happy End Kalender Tag 8: Wenn der Kubus rollt

Big in Japan - für uns auch groß genug? Heute erkunden wir in unserem Happy End Kalender, wie viel Glück in Minihäusern zu finden ist.

Von Maria Motter

Es gibt da ein Video aus New York, das bei mir noch bei jedem Mal Anklicken Faszination und Verblüffung ausgelöst hat. Da führt eine Frau in einen Schlurf, den sie als ihr 8,4 Quadratmeter großes Apartment vorstellt. Felice Cohen erklärt, sie sei ein Organisationsprofi. Und wenn man ihr so zuschaut, wird einem bewusst, dass Tüftelei glücklich macht. Die Frage ist, für wie lange.

In Metropolen führen durch Platzmangel und Immobilienpreise also mehr Zweck und Zwang dazu, sich auf wenigen Quadratmetern einzurichten, als die naive Vorstellung, dass weniger Wohnraum mehr Denkraum ermöglicht. Zugegeben, ich habe andere Vorstellungen vom Leben auf kleinem Raum: Auf meinem Rechner habe ich eine Sammlung von Bildern von japanischen Minihäusern (Yasuhiro Yamashita!) angelegt. Die stehen aber meist nicht in Tokyo, sondern bevorzugt inmitten üppiger grüner Vegetation.

Der FM4 Happy End Kalender
Wir sind 24 Tage lang dem Glück auf der Spur und testen uns von 1. bis 24. Dezember durch diverse Glücksversprechungen: von der Tageslichtlampe über verschiedene Apps bis hin zu Sex.
Alle Tage, alle Türchen

Felice Cohen hat laut eigenen Angaben fünf Jahre in diesem winzigen New Yorker Apartment gewohnt. Und sie hat ein Buch über ihre Erkenntnisse geschrieben: „90 Lessons for Living Large in 90 Square Feet (...or more)“ ist der Titel. Vorneweg zitiert sie den amerikanischen Philosophen und Schriftsteller Henry David Thoreau: „Our life is frittered away by detail... simplify, simplify." Das Zitat stammt aus seinem Werk „Walden: oder Leben in den Wäldern“.

Dieser Thoreau zieht am 4. Juli 1845 tatsächlich in den Wald und baut sich eine Hütte nahe einem See. Eins werden mit der Umgebung, die Natur achten und den Blick schärfen. Darum geht es auch bei der Tiny House Bewegung. Ökonomische Gründe sind nur ein Aspekt. Es geht um Vereinfachung des Alltags, Genügsamkeit, Selbstversorgung und nicht zuletzt um Abenteuer im Alltag.

Darüber zu lesen ist wunderbar. Urban Gardening ist ja auch nett, ein Feld bestellen allerdings eine gänzlich andere Baustelle. Dass einen das selbst gewählte Dasein auf kleinem Wohnraum glücklich machen kann, glaube ich aber sofort. Vor allem, wenn man in ein komplett fertig gestelltes, bis ins Detail optimiertes Objekt einzieht. Das wäre zum Beispiel der Hypercubus.

Ein Tiny House von draußen

Studio WG3/Karin Lernbeiss

Ein verzogener Würfel

„Den Hybercubus darf man sich nicht vorstellen wie einen normalen Wohnraum mit geraden Wänden und Decken“, sagt Jan Ries vom Grazer Studio WG3, das Architektur und Möbel macht. „Der Hypercubus ist eine Freiform, ein verzogener Würfel. Es ist ein Raum mit drei Ebenen.“

Der von WG3 entwickelte Hybercubus ist ein Minihaus, das mit Begeisterung in Architekturmagazinen, auf Blogs und in schönen Büchern zu Minimal Housing aufgenommen wurde und wird. Ich habe ihn besucht und in dem Fall kann ich sagen: Das fühlt sich auch drinnen gut an.

„Wir haben den Hypercubus im Zuge unserer Architektur-Diplomarbeit geplant und gebaut. Vor dem Studium haben wir ein Handwerk gelernt, wir sind gelernte Tischler und waren am College für Möbeldesign, und wollten unsere Architektur-Diplomarbeit auch umsetzen“, erzählt Matthias Gumhalter. „Das geht in so einer Größe natürlich besser, als wenn ich irgendwo ein Einfamilienhaus hinstelle. Mit der Thematik Minimal Housing haben wir uns intensiv auseinandergesetzt und uns natürlich auch die Beispiele aus Japan angeschaut, wo Leute teilweise wirklich nur mehr auf einem Quadratmeter leben.“

Das Tiny House ganz aus Holz und Glas ist im Endeffekt ein Hotelzimmer für zwei Personen, das man mitten in die Landschaft stellen kann. Denn dank seines Volumens ist es transporttauglich. „Der Hypercubus ist für ganz besondere Orte gedacht, an denen man kein normales Hotel hinstellen kann und wo die Umgebung das Interessante ist. Durch die großen Fensterflächen ist man mit dem Platz verbunden“, sagt Jan Ries. So soll man etwas von der Natur mitbekommen anstatt sie zu verbauen.

Ein Tiny House von innen

Studio WG3/Karin Lernbeiss

Ich klettere hinein, um mir das anzusehen. Ich muss den Kopf nirgendwo einziehen und auch nicht mit den Füßen auf schrägen Flächen balancieren – das Minihaus ist eben und für 18 Quadratmeter Gesamtnutzfläche erstaunlich geräumig. Durch die großen Fensterflächen fühle ich mich auch drinnen wie mitten in der Natur. Ich hätte jetzt gerne dichten Schneefall. Ich würde im Hybercubus sitzen, mich tagelang nicht hinaus bewegen, sondern nur in die verschneite Landschaft schauen! Glücklichkeit!

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