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CC BY 2.0, Simon Powell via flickr

Happy End Kalender

Happy End Kalender Tag 8: Ein Hoch auf das Nichtstun

Sorgloses Nichtstun macht uns kreativ und glücklich. Die Muße hilft uns, in Kontakt mit uns selbst zu kommen, sagt der Wissenschaftsjournalist Ulrich Schnabel.

Von Daniela Derntl

Nichtstun ist für Berta, die Frau von Hermann, unvorstellbar. Mit diesem, unter dem Titel „Feierabend“ bekannt gewordenen Sketch aus dem Jahr 1977, verdeutlicht der deutsche Humorist Loriot, dass Untätigkeit und Kontemplation höchst verdächtig sind.

Wir kennen ja das Sprichwort „Muße ist aller Laster Anfang“. Um die Muße von diesem negativen Image zu befreien, hat der Wissenschaftsjournalist Ulrich Schnabel ein Buch über sie geschrieben: „Wir stellen heute unser ganzes Leben unter die Prämisse der Nützlichkeit. Ich gehe nicht einfach joggen aus Freude an der Bewegung, sondern ich habe meinen Zähler dabei und ich versuche eine Best-Zeit zu laufen und mich zu steigern, weil es ja für meine Gesundheit gut sein soll.“, sagt Schnabel in einem Ö1-Interview.

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CC BY 2.0, Simon Powell via flickr

Seiner Analyse zufolge macht sorgloses Nichtstun uns kreativ und glücklich. Die Muße hilft uns, in Kontakt mit uns selbst zu kommen, denn durch die ganzen Kommunikationsmittel und vielen Möglichkeiten zur Zerstreuung sind wir immer abgelenkt.

Der Mensch braucht Muße, um seinen inneren Kompass auszurichten, meint Schnabel. Dabei hat Muße nichts mit freien Stunden zu tun, sie ist eine Haltung. Die Haltung, sich ganz auf eine Sache zu konzentrieren und etwas ganz um seiner Selbst willen zu tun. Schnabel vergleicht die Muße mit dem selbstvergessenen Zustand, in dem Kinder spielen. Wenn wir uns ganz in etwas vertiefen, dass uns Spaß macht:

Der FM4 Happy End Kalender
Wir sind 24 Tage lang dem Glück auf der Spur und testen uns von 1. bis 24. Dezember durch diverse Glücksversprechungen: von der Tageslichtlampe über verschiedene Apps bis hin zu Sex.

Alle Tage, alle Türchen

„Wenn wir nicht auf Reize von außen reagieren, wenn wir nicht versuchen, eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen oder zu erreichen, dann werden diese Netzwerke aktiv“, sagt Schnabel. Diese Netzwerke im Gehirn, die beim Nichtstun aktiv werden, heißen tatsächlich „Leerlauf Netzwerke“. Sie verdauen und sortieren Eindrücke - und das geschieht am besten, wenn das Gehirn nicht abgelenkt wird. Zum Beispiel beim Ins-Narren-Kastl-Schauen oder bei mechanischen Tätigkeiten wie Bügeln, Abwaschen, Duschen oder bei ziellosen Spaziergängen.

Durch dieses Nichtstun tanken wir neue Energie und haben plötzliche Geistesblitze. Das war zum Beispiel auch bei John Lennon der Fall. Er galt als der kreativste, aber auch als der faulste Beatle, der tagelang schlafen konnte. Als er sich für das Album „Rubber Soul“ mühevoll jede Zeile abquälte, gab er schließlich auf und legte sich hin. Und dann kam ihm der Songtext und die Musik von „Nowhere Man“ quasi im Schlaf.

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