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Stefanie Sargnagel in der Funkhaus-Kantine

FM4/Elisabeth Scharang

FM4 Doppelzimmer

„Ich bin ein Jetzt-Geschöpf“

Ein Poproman ohne Popmusik, eine Burschenschaft ohne Burschen und Shitstorms, die zu Goldregen werden. Stefanie Sargnagel öffnet die Tür zum neuen Jahr im FM4 Doppelzimmer.

Von Elisabeth Scharang

FM4 Doppelzimmer mit Stefanie Sargnagel

Am 1. Jänner 2018 von 13 bis 15 Uhr und anschließend für 7 Tage im FM4 Player

Warum ist Stefanie Sargnagel über die Grenzen hinaus ein Literaturstar geworden? „Der Bachmannpreis wird schon einiges dazu beigetragen haben“, mutmaßt mein Freund und Kollege Claus Pirschner. „Publikumspreis“, korrigiert die Preisträgerin Sargnagel. „Ich habe nur den Publikumspreis gewonnen. Und außerdem wird das total überschätzt. Die Leute, die zu den Lesungen kommen, die kennen den Bachmannpreis oft gar nicht“, setzt Stefanie Sargnagel nach. Da hat der Shitstorm der Kronenzeitung mehr Publicity gebracht.

Wir sitzen in der Funkhauskantine und rauchen. Draußen auf dem riesigen Sportplatz ziehen zwei kleine Grüppchen von Theresianumsschüler*innen ihre Runden. Im Anorak, nicht im Turngewand.

Stefanie Sargnagel in der Funkhaus-Kantine

FM4/Elisabeth Scharang

„Ich komme mit wenig Disziplin aus.“

„Warum hast du die Schule damals im Maturajahr geschmissen?“, frage ich Stefanie. „Eigentlich wollte ich die Grafische machen, aber da bin ich nicht aufgenommen worden, also bin ich zurück ins Gymnasium. Eine tief bürgerliche Schule, aber sie war gut zu erreichen von dort, wo ich mit meiner Mutter gewohnt habe“, erzählt Stefanie. „Dadurch kenne ich beides: Das Arbeitermilieu und das bürgerliche Gymnasium. Aber irgendwann hat’s mir dort gereicht.“

Stefanie Sargnagel dreht sich eine zweite Zigarette. Neben ihr steht ein großer, voll gepackter Rucksack. Sie hat nach unserem Interview noch eine Lesung im 10. Bezirk.

Ich lenke mein Interesse wieder auf die gefüllten Veranstaltungssäle, die sie gemeinsam mit der Autorin Puneh Ansari in den letzten Wochen auf ihrer Tour durch Deutschland gefüllt hat. Und ich rede hier nicht von fünfzig Menschen hier und neunzig da. Nein, da sind Hallen von bis zu 700 Menschen Fassungsvermögen ratzfatz ausverkauft gewesen. Und ja! Mich beeindruckt das!

Die Deutschen stehen drauf, wenn Ösis über Scheiße reden. Und wenn Stefanie Sargnagel in allen Wortschattierungen über ihre Scheiße schreibt, dann ist das nicht nur witzig, sondern gespickt mit einem Haufen anderer Alltagsnöte.

„Ich werde manchmal mit Charlotte Roche verglichen, aber der Vergleich ist total falsch“, kommentiert Sargnagel die Rezeption ihrer Literatur im deutschen Feuilleton. Im deutschen Nachrichtenmagazin Spiegel wird Stefanie Sargnagel als österreichischer „Facebookstar“ gehandelt. Sie sei angriffslustig und weise zugleich, man gehe auf wundersame Weise gestärkt aus der Lektüre hervor, egal wie bedrückend und traurig das beschriebene Umfeld sei.

„Ich vermisse die Anarchie in der Kabarettszene.“

Das mit dem Erfolg ihrer Literatur hat mit Humor zu tun. „Humor funktioniert immer“, sagt Stefanie Sargnagel. Auch, wenn sie sich der österreichischen Kabarettszene nicht wirklich zugehörig fühlt. Eine Ansammlung von Heteromännern, die verheiratet sind und am liebsten über den Tod reden. Da sieht sie sich nicht. Aber man verdient mit dem Label Kabarett besser als mit Lesungen.

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FM4 Doppelzimmer mit Stefanie Sargnagel

Im FM4 Doppelzimmer am 1. Jänner 2018 von 13 bis 15 Uhr rede ich mit Stefanie Sargnagel über Kollektive, über Faulheit und goscherte Frauen.

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